Diesen Spruch und alle möglichen Abwandlungen habe ich in den letzten 40 Jahren meiner Tätigkeit im IT-Umfeld hundertfach gehört und natürlich habe ich ihn bei passender Gelegenheit auch selbst benutzt. Meistens war auch etwas Wahres dran.
Wen es interessiert, wie die Verbindung von „bug“ (= Wanze) und IT zustande gekommen ist, hier eine kurze Hintergrund-Story: Im September 1947 testeten die Forscher der Harvard-Universität in Cambridge einen neuen Großrechner, den Harvard Mark II. Der Rechner rechnete aber nicht richtig und nach einer intensiven Suche entdeckte man die Ursache: eine Motte, die in eines der 13.000 Relais geraten war. Der Techniker klebte den Übeltäter in das Logbuch auf Papier, wo man die Motte heute noch im Museum bestaunen kann. Da bereits im 19.Jahrhundert die amerikanischen Elektroingenieure von bugs sprachen, wenn eine ihrer Maschinen nicht funktionierte, übertrug man es dann auch auf die IT-Welt. Die Story findet man ausführlicher und sehr interessant erzählt auf diesem Blog.
Was hat das nun alles mit unserer Reise zu tun ? Ich hatte die Firma angeschrieben, die unseren Camper Ende des Jahres nach Neuseeland verschiffen sollte und die wir schon auf einigen Reisemessen diesbezüglich kontaktiert hatten. Ich wollte wissen, wie die Reiseformalitäten einzuleiten sind, wann die gültigen Fahrpläne der Schiffe veröffentlicht werden usw. Die Firma SeaBridge beantwortete auch alle meine Fragen und hatte aber gleichzeitig eine Hiobs-Botschaft für uns:

Wir konnten es gar nicht glauben, dass eine kleine Wanze unsere gesamten Reisepläne durcheinander bringen könnte und fingen an, alle Suchmaschinen nach diesem Thema abzufragen. Und siehe da, die „Marmorierte Baumwanze“ ist tatsächlich eine Riesenproblem. Diese Wanze lebt unter anderem in China und Japan und wurde von dort nach Europa eingeschleppt. Von der Schweiz aus breitete sie sich seit Anfang der 2000er Jahre schnell in Europa aus. Die Wanze ist äußerst gefräßig und kann sich bei optimalen Wetter rasant vermehren. In ihrem Fressverhalten ist sie nicht wählerisch: sie frisst Äpfel, Beeren, Mais, sie mag Weintrauben und Soja, Tomaten, Gurken und sogar Zierpflanzen werden von ihr angefallen. Es ist daher nachvollziehbar, dass Australien und Neuseeland ihre Quarantäne-Bedingungen diesbezüglich enorm verschärft haben. Unter anderem Deutschland aber auch weitere europäische Länder fallen unter diese neuen Regelungen. Wie die Neuseeländer selbst damit umgehen sollen, hat die Regierung Neuseelands in diesem Merkblatt beschrieben, mit dem die Einwohner schnell solche Wanzen erkennen, töten und auch melden sollen.
Für die Bekämpfung am Ausgangshafen gibt es verschiedene Methoden. Mit EU-Recht kompatibel sind nur das längere Erhitzen des Exportgutes auf mindestens 50°C oder das Behandeln mit Sulfurylflourid. Wie aufwändig dies insbesondere für professionelle Firmen ist, verdeutlicht die umfangreiche Anleitung des „Ministry for Primary Industries“.
Den Umgangsnamen Stinkwanze bzw. Stinkkäfer trägt die „Marmorierte Baumwanze“ übrigens zu Recht, denn wenn sie gedrückt wird oder stirbt, sondert sie ein stinkendes Sekret ab, das auch äußerst schwierig zu entfernen ist. Ein interessanter Artikel dazu und zu den wirtschaftlichen Folgen ist in der schweizerischen Zeitschrift TagesWoche veröffentlicht worden (link).
Im Moment fällt uns noch keine optimale Problem-Lösung ein. Wir könnten woanders beginnen z.B. in Südafrika oder Südamerika, wir könnten es bei anderen Reedereien versuchen, wir können einfach abwarten, denn die Aussage von SeaBridge ist vorläufig und die von Neuseeland festgelegte Periode endet am 30.04. 2019. Allerdings beginnt die neue Saison, wenn sich nichts ändert , am 01.09.2019, also weit vor unserem geplanten Reisebeginn. Das sich mal ein kleines Insekt auf unsere Reisepläne so grundsätzlich auswirkt, das hätte ich mir vor einer Woche noch nicht vorstellen können.