Der Camper ist weg !

Die letzten, reichlich vier Wochen seit meinem letzten Beitrag waren für uns nicht unbedingt der Eintritt in das relaxte Rentnerleben, sondern forderten uns körperlich und geistig sehr intensiv und waren mehr als anstrengend.     

Es begann bei der Auflösung der Wohnung und der Unterscheidung der Sachen in die,
             –  die wir behalten und einlagern wollten,               
             – der Dinge, von denen wir uns auf der Mülldeponie entledigen wollten 
             –  und den wenigen Sachen, die wir erfolgreich verkaufen oder verschenken konnten.      

Wir mussten uns zudem um die vielen Formalien wie z.B. das Visum und das Carnet des passages kümmern, aber unsere Hauptsorge war die Vorbereitung der Verschiffung unseres Autos. Die vielen (negativen) Berichte im Internet zum Thema sowie die Hinweise der australischen und neuseeländischen Zoll- und „Bio-security“-Behörden dämpften unseren ursprünglichen Optimismus. Wir hatten zwar den gröbsten Schmutz- und Öl-Dreck mit der Trockeneisbehandlung entfernen lassen, aber gleichzeitig führte diese Behandlung dazu, dass der Schmutz nicht nur zu Boden fiel, sondern auch in die vielen, vielen anderen Ecken und Kanten des Autos verschwunden war und die kleinen klebrigen Klümpchen dann dort fest hafteten. Bei einem ersten Termin mit Andreas, unserem Sohn und versierten KFZ-Mechaniker, in einer Werkstatt eines seiner Freunde, wollten wir uns gemeinsam einen Überblick verschaffen, was und wie alles noch zu tun ist. Nachdem Andreas und seine Kumpel aus der Werkstatt die Hinweisblätter studiert und den Ford Ranger auf der Hebebühne eingehend inspiziert hatten, war das Urteil für uns deprimierend: Eigentlich müsste man das Auto vollständig zerlegen, alle Einzelteile separat putzen und dann wieder zusammensetzen und im geschlossenem Behältnis nach Zeebrügge schaffen. Wir ahnten langsam, was auf uns zukam…

Abschiedstour
Trotzdem wollten wir an unserem Vorhaben festhalten, uns von unseren Verwandten und Freunden persönlich zu verabschieden, die nicht im Umkreis Meckenheim/Bonn/Köln wohnten. Diese Abschiedstour hatte Moni detailliert geplant und mit allen abgestimmt. Da wir jetzt wussten, dass wir insgesamt wesentlich mehr Vorbereitungszeit brauchten, als wir ursprünglich geplant hatten, mussten wir den Zeitplan ändern. Nach Rückfrage bei der Fa. Seabridge konnten wir aber ohne Probleme die Verschiffung zeitlich nach hinten verschieben. Neuer Termin der Abgabe war nunmehr der 16. Oktober 2019 in Zeebrügge. Natürlich änderte sich damit auch das Schiff, mit dem der Camper befördert werden sollte. Es ist nunmehr die M/V Talisman, ein etwas „kleineres“ Schiff, auf dem „nur“ 5500 Autos passten, anstelle der 6000 Auto auf der M/V Tonsberg. Eine Übersicht der Flotte von Willenius Wilhelmsen findet man hier.

Unsere Abschiedstour startete am Donnerstag, den 19. September und wir waren am nächsten Donnerstag, den 26. September wieder in Meckenheim. Es waren neun Stationen geplant. Wir fuhren in dieser Woche mit unserem Camper 2345 km. Hier die Route:

Unsere Abschiedstour 2019

Putzen, säubern, schrubben, wischen, polieren, …
Nach der Rückkehr hatten wir genau noch 18 Tage um den Camper – also die Kabine – und vor allem den Ford Ranger zu absolut neuem Glanz zu verhelfen. Wir stürzten uns in diese Aufgabe und versuchten sie mit Prio 1+ umzusetzen. Mit diesem „Tunnelblick“ nach vorn hatte ich weder Zeit noch Lust, an die hinter mir liegende Arbeitsphase zu denken. Ich hatte mir zwar vorgenommen, der Arbeit nicht nachzutrauern oder unbedingt wissen zu wollen, wie die verschiedenen Projekte weiter gegangen sind (oder auch nicht). Dass dies mir aber so gründlich gelungen war, erstaunte mich selbst.

Wir setzten uns also selbst gewaltig unter Stress, denn ein Alternativszenario wollten wir uns gar nicht erst ausmalen. Meinen Aufmunterungsspruch für Moni, den ich eigentlich immer in solchen Situationen benutzt hatte „Hab‘ Vertrauen, alles wird gut !“ kam mir in den letzten Wochen nicht mehr über die Lippen. Wenn wir am Ende so manchen Arbeitstages die erreichten Ergebnisse Revue passieren ließen, kamen mir und auch Moni schon Zweifel, ob dies alles richtig ist und wir uns nicht verkalkuliert haben. Eigentlich wollten wir ja „nur“ am anderen Ende der Welt relaxt campen und das Rentnerdasein genießen.

Erste Grobwäsche
Aber es half alles nichts und so fuhren wir als Erstes nach unserer langen Abschiedstour in eine Selbstwaschanlage in Meckenheim/Lüftelberg und verbrachten ein paar Stunden mit einer ersten Reinigung.

Der erste Versuch ….

Kabinenreinigung
Danach setzten wir die Kabine ab, damit wir sie getrennt von Pick-Up sauber machen konnten. Diese Reinigung war zwar aufwendig, aber eher mit einer gründlichen Wohnungsreinigung vergleichbar. Wir konnten dazu unseren gemieteten Stellplatz in Lüftelberg benutzen.

Unser Versuch als semi-professionelle Autoreiniger
Kompliziert wurde die Reinigung des Ford. Als erstes mieteten wir uns in Bad Honnef in einer Mietwerkstatt eine Hebebühne, um selbst für einen Tag Hand anzulegen, wenn auch als Laien. Der Werkstattbesitzer fuhr das Auto auf die Hebebühne. Wir putzen und schrubbten den Unterboden dann an allen uns zugänglichen Stellen. Nach reichlich 3 Stunden waren wir zwar nicht fertig, aber das Arbeiten über Kopf war für uns sehr ungewohnt und etwas entnervt und entkräftet beendeten wir diesen Kraftakt.

Wertvolle Unterstützung
Mit Andreas hatten wir vereinbart, dass er bei einem Nachbarn im Dorf in einer kleinen Werkstatt mit einer Grube das Auto für ein paar Tage übernimmt und mit seinen Fachkenntnissen die Arbeit dort fortsetzt, wo wir aufgehört hatten oder aufhören mussten. Er hat dies auch sehr intensiv in seiner Freizeit umgesetzt und in der Summe 2 Tage damit zugebracht, aus dem Gebrauchtwagen ein neu aussehendes Fahrzeug zu zaubern. Da er in der Grube am Unterboden nicht alle Stellen erreichen konnte, organisierte er, dass wir bei ihm in Köln, nach seiner Arbeit die dortige Waschanlage benutzten konnten. Hier sahen wir den Unterschied zwischen einer professionellen Waschanlage mit den richtigen Hilfsmitteln und chemischen Stoffen und den üblichen öffentlichen Waschanlagen für Hobby-Putzer. Dort wo ich erfolglos drei-, viermal versucht hatte, Schmutz aus den Ritzen und Ecken zu strahlen, ging er einmal drüber und die Stellen glänzten.

Neue Hindernisse
Vorsichtig optimistisch gingen wir in das letzte Wochenende vor unserer Abfahrt nach Zeebrügge und setzten die Kabine wieder auf den Pick-Up. Nunmehr gab es aber einen weiteren Dämpfer: Die Fa. Seabridge wies uns noch einmal darauf hin, dass unbedingt die Liste der Sachen zu berücksichtigen sei, die von der Reederei befördert und vom Zoll zugelassen sind. Im Schreiben wurde auf aktuelle Fälle verwiesen, wo nach Übergabe des Campmobils in Zeebrügge bzw. Bremerhaven Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden und die Reederei den Transport schließlich verweigerte. Zu diesem Zeitpunkt waren aber die betreffenden Kunden bereits lange zu Hause. Also lasen wir uns die Liste von Seabridge und auch die Original-Verbotsliste der Reederei durch, die etwas kürzer geraten war. Beide Listen hatten den Nachteil, dass sie nicht abschließend und eineindeutig waren und sehr viel Spielraum für die eigentliche Abnahme bot. Wir wälzen gedanklich diese Probleme hin und her (Können wir das oder jenes mitnehmen oder nicht? Müssen wir weiter zurück bauen?) und malten uns weitere Schreckensszenarien aus.

Auch mal was Positives !
Es gab aber zwischenzeitlich auch positive Entwicklungen bei dem Entflechten der Knäuel der schier endlosen Formalitäten: das Thema Pension und Rente für mich wurde noch rechtzeitig geklärt, so dass ich nicht ab dem 01. November mit dem „Klingelbeutel“ durch die Gegend ziehen muss. Nach einer kurzen Rückfrage bekamen wir auch das Visum für Neuseeland für 9 Monate mit mehrfacher Ein- und Ausreisemöglichkeit. Das Carnet de passages wurde uns vom ADAC rechtzeitig übersandt. Und die Übergabe der alten Wohnung gestaltet sich nach einem Besuch der Hausbesitzer bei uns und einem recht freundlichen Gespräch offensichtlich relativ problemlos.

Show Down in Zeebrügge
Nach einer letzten Inspektion in einer Ford-Werkstatt in Rheinbach mit Erneuerung der Bremsen fuhr ich mit dem abnahmefertigen Camper nochmals auf die öffentliche Waage der Stadt Bonn, um das „Kampfgewicht“ unseres Campers überprüfen zu lassen. Mit den Dingen, die später noch dazu kommen (Frischwasser, Dieselkanister und zwei schweren Rentner), sind wir knapp an der 3,5 t – Marke.

Am Dienstag, den 15.Oktober fuhr ich mit dem Camper – und Moni mit ihrem kleinen Peugeot – in Richtung Zeebrügge. Wir kamen ohne größere Probleme gut durch und steuerten als erstes die Truckwash-Anlage an, die ich im Internet gefunden hatte. Als wir dort ankamen stellen wir zwei Dinge fest: a) unser Camper war durch die knapp 350 km lange Regen- und Herbstfahrt wieder saudreckig und b) die Truckwash-Anlage entpuppte sich als 2-Personen-Klitsche in einer dunklen, schmutzigen Halle, die wir eigentlich nicht angefahren hätten.

Aber wir hatten keine Alternative und überzeugten die Frau in Gummistiefeln, die am Eingang auf Kundschaft wartete, vor allem den Unterboden zu reinigen. Den Rest wollten wieder selbst machen. Die Verständigung gestaltete sich als sehr schwierig, da die Frau nur eine Sprache sprach, die wir nach langem Überlegen als „wahrscheinlich französisch mit einem nicht zu identifizierenden Dialekt“ einordneten. (Die Situation erinnerte mich übrigens an den schönen Film „Willkommen bei den Sch’tis“). Die Frau putzte ca. 15 Minuten an unserem Camper herum, verlangte 20 € und nach der Ausfahrt aus der Waschanlage war Moni fix und fertig: Aus ihrer Sicht war das Auto schmutziger als vorher. Sie zweifelte stark, dass wir die Abnahme noch schaffen werden. Entnervt fuhren wir schließlich zu unserem Hotel in Zeebrügge.

Am nächsten Morgen – dem Abgabetermin – putzten wir auf dem Hotelparkplatz nochmals unseren „Rangie“ auf Hochglanz. Ich wechselte noch schnell den alten Luftfilter gegen einen nagelneuen und schraubte die Nummernschilder ab. Die wollten wir im Flieger mitnehmen, damit sie nicht als Souvenir irgendwo verschwinden. Stattdessen wurde die Gatepass-Nummer (siehe Bild des Beitrages) auf die Innenseite der Windschutzscheibe geklebt.

Gegen 13:00 Uhr fuhren wir zur Abnahme in Richtung Hafengelände. Wir fanden das Bürogebäude sehr schnell und ab dann ging alles Ruck-Zuck: Wir übergaben unsere Papiere und den Autoschlüssel, wurden wieder zum Auto geschickt und schon nach ca. 5 Minuten kam ein junger Mann, der mit uns die Abnahme durchführte. Er ließ sich alle zugänglichen Fächer im Auto und im Camper zeigen und die Inhalte grob erklären. Das Dach brauchte ich nicht hochzufahren, damit er auch an die Fächer unter den Betten kommt. Nach geschätzten 10 Minuten war alles beendet. Ich unterschrieb das Kontrollblatt und er verschwand mit dem Hinweis, dass gleich jemand kommt und das Auto wegfährt. So war es dann auch, ein Mitarbeiter setzte sich in unser Auto und fuhr mit unserem Camper in Richtung Gate. Bei dem Anblick des entschwindenden Campers wusste ich nicht so richtig, ob ich lachen oder heulen sollte, Moni entschied sich für’s Weinen.

Nach nur insgesamt knapp 30 Minuten war der so lang erhoffte und gleichzeitig gefürchtete Termin vorbei, für den wir unglaublich viel Arbeit, Nerven und auch Geld investiert hatten.
In den nächsten Stunden und Tagen merkten wir dann, wie der Druck nachließ, der in den letzten Wochen auf uns gelastet hatte.

Was uns vom Camper geblieben ist:

Wir verbrachten den Nachmittag noch in Blankenberge, einer kleinen Stadt in der Nähe und hatten für den nächsten Tag noch einen Besuch in Brügge eingeplant, sozusagen als Belohnung für uns und für Eventualitäten, die vielleicht noch im Nachklapp kommen könnten und unsere Anwesenheit in Zeebrügge erfordert.
Am Freitag, den 18. Oktober waren wir am frühen Nachmittag wieder in Meckenheim und ordneten unsere Gedanken neu. Die nächsten, hoffentlich nicht so nervenaufreibenden Aufgaben warteten bereits auf uns.

Nachklapp
Da die kleine Werkzeugkiste, die ich im Auto hatte, weder schön war noch ausreichte, suchte ich nach einer Alternative. Das hing natürlich auch davon ab, was man alles mitnehmen will. Dazu fand ich im Online-Magazin „Matsch und Piste“ einen sehr schönen, prägnanten Beitrag, der das „Was“ beleuchtete. Hier die aus meiner Sicht wichtigste Passage (Zitat): „

  • Reisedauer – Je länger eine Reise dauert, desto wahrscheinlicher werden auch Wartungsarbeiten und Reparaturen.
  • Reiseort(e) – Je abgelegener die aufgesuchten Orte sind und je weniger Infrastruktur vorhanden ist, je wichtiger wird die Selbsthilfe.
  • Eigene Fähigkeiten – Für Dinge, die ihr nicht reparieren könnt, benötigt ihr kein Werkzeug.
  • Austauschbar – Für Teile, die feldmäßig nicht repariert werden können, benötigt ihr kein Werkzeug.
  • Ersatzteile – Sind Ersatzteilen nicht zu beschaffen, benötigt ihr kein Werkzeug.“ (/Zitat)

Besonders die letzten drei Punkte finde ich sehr einleuchtend. Nach intensiver Suche im Internet und einem Artikel in der Zeitschrift „Allradler 4/2019“ habe ich mich für die „Tool Roll Bag“ der Firma Delta Bags entschieden.

Neben der Tasche kam auch ein Aufkleber mit, der uns sehr gut gefällt und der noch einen würdigen Platz am Camper finden wird.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Fa. Delta Bags)

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