Weihnachten im „far north“

Langsam nähern wir uns der Nordspitze der Nordinsel Neuseelands. Ein paar interessante Stationen haben wir erlebt.

Sonntag, der 22.12.2019,
als erste Station nach unserem Aufenthalt in Paihai wollten wir Station in Kerikeri machen. Dort steht das älteste Steinhaus Neuseelands. Kurz vor Kerikeri sahen wir am Straßenrand einen Wochenmarkt bzw. Sonntagsmarkt. Kurz entschlossen bogen wir ab und haben es nicht bereut. Der Markt war eine lockere Mischung zwischen Bauernmarkt mit vielen einheimischen Produkten, Ständen, die das Ganze zum Essen und Trinken verarbeitet hatten und viele weitere Stände, die halb Trödelmarkt, halb Hobbymarkt und irgendwie nostalgisch angehaucht waren. Auch das Publikum passte dazu.

Zum Markt-Ambiente machte die vierköpfige Frauen-Band die richtige Musik:

Und noch ein Foto extra für Lutz: Ich früh um 09:30 Uhr am Craft-Bierstand. (Die Papiertüte ist aber noch zu !)

Wir fuhren weiter in das Zentrum von Kerikeri. Auch dort gab es einen Markt, der aber ein ausgesprochener Bauernmarkt war. Es gab eine Vielzahl von selbst angebautem Obst und Gemüse, insbesondere Avocados waren der Renner, hier kurz Avos genannt.

Später sahen wir noch riesige Plantagen wo junge Avocadopflanzen gebaut werden.

Neuseeland erzeugt 2% der Weltproduktion von Avocados und ist der neunt-größte Exporteur … Tendenz steigend. Sogar der 10. Welt-Avocado-Kongress (WAC) wird 2023 in Neuseeland durchgeführt. Er findet alle 4 Jahre statt und hat ca. 3000 Teilnehmer (Was es alles gibt…)

Unser eigentliches Ziel, das älteste im westlichen Stil erbaute Steinhaus in Neuseeland, lag in einem kleinen Talkessel, idyllisch an einen angestauten Fluss, aber der Weg zu Fuß war ganz schön weit. Wir sahen für uns passende Verkehrsschilder:

(Gegenüber war übrigens ein Quartier für Senioren)

Kerikeri war eine der ältesten europäischen Missionsstationen, die Anfang des 19.Jahrhunderts entstanden. Der Stone Store wurde 1832 bis 1836 als Lager für die Mission erbaut.

Gleich daneben liegt das Kemp-Haus. Es wurde 1822 aus Holz erbaut und diente zuerst dem Pfarrer als Wohnhaus. Dann erwarb es der Schmied Kemp, von dem es auch den Namen erhalten hat. Jetzt befindet sich dort ein sehr schönes kleines Café.

Weiter ging die Fahrt nach Norden. Wir hatten uns einen Campingplatz in der Taupo Bay ausgesucht. Etwas abgelegen, aber die Anlage war sehr schön und in unmittelbarer Nähe befindet sich der schöne und wie alle Strände fast menschenleere Strand. Nur das Wasser war sehr kalt und es schwammen auch eine Menge Quallen herum, die zwar ungefährlich waren, aber den Badespaß doch etwas trübten.

Die Nächte waren ebenfalls ziemlich kalt, bis ca. 12…13°C, aber dafür entschädigte ein wunderbarer Sternenhimmel. So klar habe ich die Milchstraße schon lange nicht mehr gesehen.

Montag, der 23.12.2019
da wir nicht wissen, ob über die Weihnachtsfeiertage alle Läden geöffnet sind und wir weiter in den einsameren Norden fahren werden, wollen wir erst einmal in Kaitaia für die Weihnachtstage einkaufen. Das dauerte länger als geplant, aber gegen 11:00 Uhr konnten wir weiterfahren.

Im Atlas hatte ich einen Eintrag zu einem Gumdigger Park gefunden. Gumdigger waren Leute, die in den Sumpfgebieten im Norden nach Harz von uralten Kauri-Bäumen gegraben haben. Das man das Holz dieser zwischen 45.000 bis 100.000 Jahr alten Stämme noch verarbeiten kann, hatten wir ja schon in der Kauri Clock Factory gesehen. Aber der Kauri-Baum gibt bei Verletzungen auch Harz ab, dass dann im Laufe der Jahrtausende zu Bernstein wird. Erste Funde werden aus dem Jahr 1814 gemeldet. So richtig in Fahrt mit industriellen Ausmaßen kam die Suche und Produktion dann ab 1850. Für die nächsten hundert Jahre wurden Millionen von Tonnen verarbeitet, wobei alles exportiert wurde, im Land verblieb nichts. Ab 1870 kamen zusätzlich ca. 8000 Dalmatier aus Osteuropa, die hier ihr Digger-Glück versuchen wollten. Dadurch entstand ein erster Preisverfall, der durch den ersten Weltkrieg verstärkt wurde. Die Spuren der Dalmatier findet man übrigens heute noch, z.B. in Kaitaia. Mit Ende des 2.Weltkrieges war es dann vorbei. Heute sind es noch Handwerker, die nach Stücken für veredelte Bernstein-Produkte suchen.

Der Gumdigger Park vermittelte einen guten Eindruck in die Arbeits- und Lebensbedingungen der Gumdigger, die in den Sümpfen bzw. Feuchtgebieten nach dem wertvollen Rohstoff suchten.

Im Shop konnte man unbearbeitete Stücke des Kauri-Bernsteins, aber auch bearbeitete, bzw. zu Schmuck verarbeitete.

Danach machten wir noch einen kurzen Abstecher zum 90 Miles Beach. Der Strand erstreckt sich zwar „nur“ 100 km entlang der Westküste ist aber beeindruckend. Man kann den Strand auch mit Autos befahren, nur für Mietfahrzeuge ist es verboten, da am Strand nicht abgeschleppt wird und der eine oder andere schon sein Auto dem Meer überlassen musste. Wir überlegen noch hin und her, ob wir es wagen sollen. Einerseits würde mich es reizen, andererseits möchte ich auch kein unnützes Risiko eingehen. Schauen wir mal …

Zum Campingplatz, den wir am Vortag gebucht hatten, war es dann nur noch ein Katzensprung. Er war nicht so schön, kein Strand, enger Platz, aber er war eigentlich auch nur Durchgangsstation zum Kap, wo wir am nächsten Tag, also heute, hin wollten.

Nach dem Frühstück machten am wir Weihnachtstag , Dienstag den 24.12.2019, den Camper wieder reisefertig und fuhren schon gegen 08:30 Uhr los. Nach ca. zwei Stunden Fahrt kann wir nach einer kurvigen Berg- und Talfahrt durch die Hügel am Kap an. Es gab zwei große Parkplätze, wo wir das Auto abstellen konnten. Bis zum eigentlichen Cape Reinga mit dem Leuchtturm waren es dann nur noch 15 Minuten Fußweg. Alles war super ausgebaut und auch für Behinderte war alles erreichbar.

Es gibt sehr viele Hinweistafeln, die immer zweisprachig sind, in Englisch und in Maori. Für die Maori hat das Cape Reinga spirituelle Bedeutung, denn von hier verließen die Seelen der Verstorbenen, um in ihre spirituelle Heimat Hawaiki zu gelangen.

Wir ließen die wunderschöne Landschaft auf uns wirken: die bewaldeten Hügel, die großen Dünen in der Ferne und das rauhe Meer, wo die Tasmanische See auf den Pazifik trifft.

Für heute hatten wir zwei einfache Campingplätze ausgesucht (nur Plums-Klo und kaltes Wasser) und fuhren den ersten an, der nur 10 Minuten vom Leuchtturm entfernt war. Er war aber nicht so schön, so dass wir den zweiten ansteuerten. Der lag zwar fast eine Autostunde entfernt – davon eine halbe Stunde über Schotterpisten – aber es hat sich gelohnt. Eine weiträumige Wiese mit viel Platz, der Weg zum Strand war nicht weit und ringsherum die grünen Hügel mit ein paar vereinzelten Pferden, die auf den Wiesen grasten.

Da es zum Baden zu kalt und zu stürmisch war, entschlossen wir uns zu einer Strandwanderung. Wir sind ca. 10 km strand-auf und strand-ab gewandert, danach waren wir platt und müssen uns jetzt erst einmal ausruhen.

Die Gedanken, dass jetzt gerade Heiligabend ist und wir normalerweise Rumtopf trinken, Stollen essen, Geschenke herauskramen, den Weihnachtsbaum anzünden, … haben wir ohne Mühe verdrängt. Hier in der Natur zu sitzen, frei und ohne zeitliche Zwänge hat schon was.

Comments

  1. Dörte

    Ich wünsche euch schöne Weihnachten. Wir haben zwar typisch deutsches Wetter, trotzdem genießen wir die Tage, gemeinsam mit den Kindern, sehr. Ganz liebe Grüße ☺️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert