Wie die Überschrift schon vermuten lässt, geht es in diesem Beitrag auch wieder um Kauri-Bäume. Aber der Reihe nach. Nachdem wir den Weihnachtstag im „Far North“ am Cape Reinga verbracht hatten, fuhren wir am
Mittwoch, den 25.12.2019
weiter von Kapoweirua nach Ahipara. Dort hatten wir am Vorabend vorsorglich einen Stellplatz reserviert. Wir waren ziemlich schnell reisefertig – mittlerweile haben sich die meisten Handgriffe eingespielt – und fuhren noch einmal ein paar Kilometer zurück, um die Stichstraße zur 90 Miles Beach zu suchen. Das war kein Problem, auch die unbefestigte Straße war kein Problem. Das Problem kam erst, als wie die großen Dünen, die Te Paki erreicht hatten. Denn eigentlich wollten wir mit dem Camper auf den Strand fahren. Der letzte Parkplatz lag aber ca. 4 km landeinwärts und die Zufahrt zum Strand war ein Bachlauf, der ziemlich ausgewaschen war.


Da ich nicht wusste, was uns erwartete, verzichteten wir auf die Autofahrt und machten uns erst einmal zu Fuß auf. Nach der Hälfte der Zeit stiegen wir eine der Sanddünen hinauf, um uns einen Überblick zu verschaffen. Es war eine beeindruckende Landschaft, aber da jetzt klar war, dass wir hier nicht an den Strand fahren, kehrten wir um und liefen wieder zum Parkplatz zurück.


Jetzt waren auch die anderen Touristen aufgewacht und das Geschäft mit den Surfbrettern zum Herunterrutschen von den Dünen lief an. Wer kein Geld ausgeben wollte oder konnte, rutschte oder rollte einfach die Sandhänge hinab. Besonders die Kinder hatten ihren Spaß.
In unseren Reiseunterlagen hatte ich gelesen, dass es am Oststrand bei Rarawa den weißesten Sand der Welt geben sollte. Also fuhren wir den nächsten Abstecher an die Rarawa Beach. Der Sand war wirklich sehr weiß, nur das Wetter spielte nicht mit, sonst hätte es sicherlich noch beeindruckender ausgesehen.


Einen Versuch auf den 90 Meilen Strand zu kommen, wollten wir noch machen. Also steuerten wir die Waipapakauri Beach an.

Nach Abwägen habe ich dann mit etwas flauem Gefühl ein paar Runden gedreht. Der Sand war sehr fest, aber die Hinweisschilder an der Zufahrt existieren nicht ohne Grund.
Zudem ist es ein Unterschied, ob man mit einem „leeren“ Pick-Up oder anderen Wagen fährt, oder wie wir vollbeladen mit 3,5 t Gesamtgewicht. Geradeaus war das Fahren kein Problem, aber das Wenden bzw. Kurvenfahrten war schwierig, da ich den Allrad-Antrieb zugeschaltet hatte und das beim Ford Ranger gewohnungsbedürftig ist.


Einfügung: Der zuschaltbare Allrad-Antrieb des Ford Ranger kennt kein Mitteldifferential, so dass alle Räder mit der gleichen Geschwindigkeit drehen. Geradeaus kein Problem, in Kurven bei festem Untergrund hinderlich bis gefährlich für das Getriebe. Daher sollte der Allradantrieb nur zugeschaltet werden, wenn es zum Vorwärtskommen bei losem Untergrund notwendig ist. Der feste Sand ist offensichtlich ein Grenzproblem.
Nachdem wir diese Mini-Spritzfahrt am Strand gut überstanden hatten, fuhren wir über Awanui und Kaitaia weiter nach Ahipara.
Zuerst habe ich mich um das Quartier für morgen gekümmert, denn langsam laufen die Ferien in Neuseeland an und ich weiß nicht, wie sich die Situation auf den Campingplätzen entwickelt. Unser nächstes Ziel sollte Rawene an der Hokianga Harbour sein. Das hat geklappt und so konnten wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Für die Neuseeländer war ja heute der Weihnachtstag und einige schienen den Tag richtig zu feiern, denn bis ca. 0:30 Uhr war es noch ziemlich laut auf dem Zeltplatz.
Am Donnerstag, den 26.12.2019, stand die Fahrt von Ahipara nach Rawene an, mit einer ersten Fährüberfahrt über den Hokianga Harbour. Zuerst wollten wir aber unsere Lebensmittelvorräte auffüllen und fuhren erst einmal einkaufen. Es war Boxing Day und zumindest die großen Einkaufszentren hatten wieder geöffnet. Die kleineren Laden und auch viele Restaurants blieben geschlossen
Die Weiterfahrt führte uns durch wunderschöne, hügelige Landschaft, vorbei an vereinzelten Farmen mit Rindern, selten Schafe.

Wir wollten die Zeit auch nutzen um ein paar „Wartungsarbeiten“ durchzuführen. Erstens saß die Kabine etwas schräg auf der Ladefläche, was beim Fahren schon manchmal zu merken war. Zweitens war durch die ganzen Reinigungsaktionen auch jeder Unterbodenschutz verloren gegangen. Also hatte ich mir in einem Baumarkt Unterbodenschutz in Spray-Form – quasi als erste Hilfe – besorgt. Auf einem kleinen Parkplatz legten wir eine entsprechende Pause ein und nach einer reichlichen Stunde war die Kabine abgesetzt und wieder richtig aufgesetzt und ich hatte mich in den Staub des Platzes gelegt und versucht, den Unterbodenschutz, soweit ich es erreichen konnte zu verteilen. Wir nutzen die Pause gleich, um uns das erste Mal ein Süppchen zu kochen: eine Kartoffel-Gemüse-Suppe mit Würstchen. Die Suppe war richtig gut geworden, die Würstchen (eine Art Frankfurter) hatten wir angebraten und dann nach einem ersten Kosten in weitem Bogen entsorgt. Sozusagen Flexitarier …
Wir mussten dann fast eine Stunde auf die Autofähre warten, da wir die Fähre knapp verpasst hatten. Aber wir haben ja Zeiiiiiiit !

Der Campingplatz in Rawene war sehr schön und lag auf einem Hügel von dem man einen wunderschönen Blick auf das Wasser von Hokianga Harbour und die umliegenden Berge hat.
Nachmittags machten wir einenStadtrundgang in Rawene. Es gibt wunderschöne alte Holzhäuschen, 3 Kirchen, 2 Cafes (davon eines geschlossen), den Hafen und ein Museum. Alles sehr ordentlich.



Auf dem Campingplatz kamen wir mit einem netten, sehr jungen Pärchen aus Deutschland ins Gespräch. Sie interessierten sich sehr für unseren Camper. Die junge Frau trug ein T-Shirt mit dem Verweis auf die deutschen Meisterschaften in Calisthenics /Streetlifting. Das T-Shirt gehörte dem jungen Mann und er erläuterte mir die Vorteile dieser Sportart, von der ich noch nie gehört hatte und die nach seiner Meinung bereits 2023 olympische Sportart wird. Hier ein Verweis auf den Eintrag in Wikipedia. Wieder etwas gelernt.

Den Campingplatz in Rawene hatten wir gleich für zwei Tage gebucht. Daher machten wir heute, am Freitag, den 27.12.2019, nur einen Ausflug in den Waipoua Kauri Forest. Dort kann man zwei der bekanntesten Bäume Neuseelands bewundern: den Tane Mahute (Herr des Waldes) und der Te Matua Ngahere (Vater des Waldes). Der Tane Mahuta ist mit 52 m der höchste Baum Neuseelands. Er hat einen Umfang von 13 m und sein Alter wird auf 2000 Jahre geschätzt. Der „Vater des Waldes“ erreicht zwar nicht die Höhe des „Herrn des Waldes“ ist aber mit 18 m Stammdurchmesser fast noch imposanter.
Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir die entsprechende Stelle im Waipoua Kauri Forest, die natürlich entsprechend touristisch ausgebaut ist. Aber es war relativ wenig los und durch eine Desinfektionsstation gelangten wir auf einen Pfad, der schon nach wenigen hundert Metern am Tane Mahute endete.

Voller Ehrfurcht standen wir vor diesem Baum und bewunderten das 2000 Jahre alte Wunderwerk der Natur, der tatsächlich Kraft auszustrahlen schien.

Zum Te Matua Ngahere mussten wir ca. 1 km fahren. Er war über den Kauri Trail zu erreichen, über den man auch andere Bäume sehen sollte. Der Weg zu den „Four Sisters“ und der eigentliche Trail waren aber gesperrt, so dass man nur direkt zum „Vater des Waldes“ gehen konnte. Aber auch dieser Baum war absolut beeindruckend.

Passend zum Thema habe ich im heutigen „The northern Advocat“ gelesen, warum die beiden Wege gesperrt waren: Wissenschaftler hatten in unmittelbarer Umgebung bereits die Parasiten gefunden die zur „Kauri dieback desease“ führen und daher wurden die Wege gesperrt. Man hat diese Parasiten auch bereits an Bäumen gefunden, die nur 60 m entfernt vom Herrn des Waldes stehen. Im Artikel war auch ein Hinweis auf ein Aufklärungsvideo zum Thema, hier der Link.

Beeindruckt fuhren wir noch ein Stück weiter, um uns einen weiteren Campingplatz anzusehen, der aber nicht so schön war. Dafür gab es aber einen wunderschönen Picknick-Platz der menschenleer war und direkt an einem kleinen Flüsschen lag. Daher konnten wir nach unserem Mittagessen noch einen kurzen Sprung in das (verdammt kalte) Wasser wagen.

Dann fuhren wir langsam zurück und legten in Opononi noch eine kurze Rast ein.

Eigentlich sollte es dort sehr leckeren Fisch und Meeresfrüchte geben, aber zumindest in dem Lokal, wo wir waren hat es nicht so richtig geschmeckt. Moni war mit ihren Fish & Chips nicht so zufrieden und ich hatte ein an Ceviche angelehntes Gericht der polynesischen Küche, bei dem roher Fisch in Kokosmilch und Zitrone mariniert wird. Leider auch nicht gut gewürzt.

Gegen 17:00 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz und ich konnte mich in mein Home-Office der Arbeit – dem Blog-schreiben – widmen.
