Marlborough und Kaikoura

Der Zeitpunkt, wo wir uns mit unserer Tochter und ihrer Familie treffen wollen, rückte immer näher. Wir hatten noch ein paar Tage Zeit und nicht mehr viel Strecke vor uns. Also nutzte wir  den Aufenthalt in Blenheim, der bekanntesten Stadt in der Region, um die umliegenden Weingüter zu erkunden. Einen Vorgeschmack hatten wir ja bereits am Vortag in der Weinstation (Wine Station) bekommen.

Also gingen wir am Mittwoch, den 22.01.2020, früh zur Rezeption des Campingplatzes und liehen uns zwei Fahrräder für den Rest des Tages. Es waren zwei normale Mountain-Bikes. Moni kam mit ihrem Fahrrad sofort gut zurecht, ich hatte zwischendurch ein paar Schwierigkeiten mit der Gangschaltung. Leider hatte ich kein Werkzeug dabei, aber das lässt sich ändern. Der Mann an der Rezeption erläuterte uns anhand eines Prospektes einen möglichen Weg.

Anhand seiner Beschreibung konnte man die Entfernungen besser abschätzen. Zudem malte er neben den bereits gekennzeichneten Weingütern auch noch eine Schokoladenfabrik und eine Craft Beer Brauerei ein. Im Umkreis von ca. 25 km gab es mehr als 20 Weingüter, die auf der Karte eingezeichnet waren.

Das Wetter war sehr fahrrad-freundlich. Die Sonne schien, aber es gab ein paar Schleierwolken, so dass sie nicht so intensiv strahlte. Zudem war die Gegend absolut platt, so dass wir auch keine Berge fahren mussten. Wermutstropfen waren die zum großen Teil fehlenden Fahrrad-Wege. Es gab auch keine Feldwege durch die Weinfelder, sondern man konnte nur die normalen Straßen nutzen.

Weinfelder soweit das Auge reicht.

Bevor wir beim ersten Weingut ankamen, erreichten wir schon die Schokoladenfabrik. Es war ein kleines Gebäude mit einem großen Show- und Verkaufs-Teil. Durch eine Scheibe getrennt, konnte man ein paar Leuten bei der Herstellung der leckeren Sachen zuschauen. Wir durften dann auch mal probieren und haben uns zwei kleine Pralinchen gekauft, in der Hoffnung, dass sie die Fahrradtour überstehen (haben sie auch, das Abendessen aber nicht 😉).


Ein paar hundert Meter weiter erreichten wir das erste Weingut „Saint Claire“. Da es bereits kurz vor Mittag war, wollten wir außer Wein trinken, auch etwas Kleines essen. Neben den Gasträumen im Haus gab es einen wunderschönen Garten mitten zwischen den Weinreben. Ein wunderschönes Ambiente und das Essen war köstlich. Ich hatte einen Mozzarella-Salat und Moni Auberginen-Röllchen. Auch die dazu angebotenen passenden Weine haben lecker geschmeckt.

Wir tranken jeder ein Gläschen und setzten dann frohgemut unsere Tour fort. Im Übrigen wird hier überwiegend Weißwein angebaut (z.B. Chardonnay, Riesling, Pinot Gris) aber auch Rotwein (z.B.Pinot Noir)

Das zweite Weingut war das Weingut Hunter‘s . Hier wählten wir auch wieder unter etwa 20 verschiedenen offenen Weinen ein Gläschen aus. Eine sehr schöne Angewohnheit in Neuseeland insgesamt ist, dass man überall kostenlos und meistens ungefragt frisches kaltes Wasser dazu bekommt, soviel wie man will. Sonst hätten wir die Tour so nicht durchgehalten.

Eine Tafel mit den aktuellen Auszeichnungen für die Weine.

Das dritte Weingut war ein Tip von Freunden aus Dresden. Sie hatten uns das Hans Herzog Estate empfohlen. Das ist ein Schweizer, der hier vor vielen Jahren Fuß gefasst hat.

Er baut im Moment 28 (!!) verschiedene Rebsorten an. Wir wollten eine Mini-Weinprobe mit drei verschiedenen Weinen machen, wobei es jeweils nur ca. 40 ml Wein waren. Die Weine waren nicht schlecht, aber die Atmosphäre war etwas kühl, wir waren die einzigen Gäste und der Weinverkäufer machte so seinen Job…

Das vierte und letzte Weingut Giesen lag wieder direkt am Straßenrand und durch seinen deutsch klingenden Namen sind wir aufmerksam geworden. Also stellten wir zum letzten Mal unsere Fahrräder ab, lasen uns die Weinliste durch und tranken noch ein allerletztes Gläschen und viel Wasser. Auf der Website habe ich dann gelesen, dass tatsächlich drei Brüder aus Deutschland dem Weingut ihren Namen gegeben haben.

Nach einer Pause ging es zurück nach Blenheim, aber nicht, ohne noch an der Craft-Beer-Brauerei anzuhalten. Der Ausschank der Moa-Brewery sah etwas schräg, alternativ aus, wie auch die dort sitzenden Gäste. Aus Musikboxen schallte laut Musik der 70-iger Jahre von Led Zeppelin und Pink Floyd. Also das passende Flair für ein kleines Craft Beer. Moni trank lieber nur noch Wasser, denn es waren noch ein paar Kilometer bis „nach Hause“.

Dieses Bier mit Manuka-Honig (kein Honigbier/Met) habe ich mitgenommen.

Gegen 17:00 Uhr kamen wir wieder am Campingplatz an, gaben die Fahrräder ab und wollten uns nur noch ausruhen. Insgesamt sind wir knapp 45 km geradelt.

Für den nächsten Tag (Donnerstag, der 23.01.2020) hatten wir uns einen kleinen, unbewirtschafteten Zeltplatz direkt am Meer ausgesucht. Von den Beschreibungen ein Platz, auf dem nur selten jemand vorbeikommt und man ziemlich allein ist. Vorher ging es aber zuerst am Lake Grassmere vorbei, ein Binnensee, der aber zur Meersalz-Gewinnung genutzt wird. Dazu wird Meersalz in die einzelnen Sektoren des Sees gepumpt und dann mit Sonne, Wind und durch Umpumpen das Salz zum Absetzen gebracht.

Wir machten einen kleinen Abstecher zur Salzfabrik. Viel zu sehen gab es nicht und die violetten Seen, die durch absterbende Grünalgen in dem dann zu salzigem Wasser entstehen, waren nur schemenhaft zu erkennen.

Wir fuhren noch etwa 15 km weiter und erreichten den Zeltplatz.  Er war ziemlich gut gefüllt, sowohl mit Tagesgästen als auch mit Campern. Soviele Leute hatten wir nicht erwartet. Aber es war kein Problem, einen ruhigen Stellplatz zu finden. Es gab Sanitäranlagen mit Toiletten und kalter Dusche. Alles sehr, sehr einfach, aber für eine Nacht OK.

Wir richteten uns häuslich ein und verbrachten den restlichen Tag mal mit nichts tun. Das Wetter war ausnahmsweise mal sehr schön, die Sonne schien und der Wind hielt sich in Grenzen. Das Meer war aber trotzdem sehr aufgewühlt und sehr, sehr kalt. Moni ging trotzdem ins Wasser, ich schaute nur zu.

Die Zeit war schnell vorbei, bis wir in unsere Betten kriechen mussten/konnten. Moni konnte dann nachts nicht schlafen, da das Meer ziemlich laut rauschte.

Heute Morgen (Freitag, der 24.01.2020) war es wettertechnisch das Gegenteil von gestern. Es war relativ kalt, die Wolken hingen knapp 50 bis 100 m über den Erdboden und ab und zu nieselte es. Kein Wetter für Strand, wandern oder baden.

Als erstes machten wir noch einen Abstecher zum Ward Beach, der interessant sein sollte. Tatsächlich war der Strandabschnitt beeindruckend, und als wir am Kieselstrand entlang spazierten trafen wir unseren ersten Seehund, der verschlafen hinter einem großen Stein lag. Er ließ sich nicht weiter stören, nur wir filmten und fotografierten.

Hier wollten wir aber nicht den Tag verbringen, also beschlossen wir, bis nach Kaikoura zu fahren und dort die restlichen zwei Tage zu verbringen, bis Stefanie & Familie in Christchurch ankommen und wir uns dann hier treffen. Auf dem State Highway No. 1 wird in diesem Abschnitt zwischen Blenheim und Kaikoura sehr viel gebaut, denn durch ein Erdbeben im Jahr 2016 sind viele Straßenabschnitte zerstört worden. Der Artikel zum Kaikoura-Erdbeben in Wikipedia liest sich schon beeindruckend. Daher gab es immer noch viele Baustellen, die nur einspurig zu befahren waren. Kurz vor einem der dadurch entstehenden Staus sahen wir eine Reklametafel mit einem großen Hummer und dem Hinweis auf leckeren Crayfish / Lobster.

Kurzentschlossen bogen wir ab, es war eh kurz vor Mittag und gönnten uns dann jeder als Delikatesse einen frischen, gekochten Hummer. Er war sehr lecker und noch viel teurer….. Aber einmal muss es sein.

Mitten in einer Baustelle gab es einen Parkplatz, auf dem viele Auto hielten. Von der Seite sahen wir die Ursache: eine große Seehund-Kolonie hatte sich fast direkt an der Straße breit gemacht. Auch wir fuhren auf den Parkplatz und beobachteten das Treiben. Es waren auch viele kleine Seehunde zu sehen.

Wir waren relativ zeitig in Kaikoura, gingen einmal die Hauptstraße hoch und runter und suchten dann unseren Campingplatz. Kaikoura ist heute vom Tourismus geprägt und man kann alle Arten von Touren buchen, die mit dem Wasser zu tun haben: Wal-Beobachtung, mit den Delphinen schwimmen, Albatrosse sehen, tauchen,….

Kaikuora ist mit dem Wal- und Fischfang groß geworden. Das Fyffe-Haus ist das einzig erhalten gebliebende Gebäude aus dieser Zeit und war Teil der Walfangstation. Leider war es wegen Renovierung geschlossen. Man sagt dass damals fast alle Gebäude zum Teil mit Wal-Knochen gebaut worden sind, genauso wie Zäune oder ähnliche Alltagsdinge

Der Campingplatz, den wir uns nach unserem Travel Directory ausgesucht hatten, war dann sehr speziell. Leider haben wir es erst nach der Buchung/Bezahlung gemerkt. Es war eine irische Kneipe und Motel, mit angeschlossenem großen Parkplatz, anders kann man die Campsite nicht nennen. Aber wir hatten gebucht und versuchten, daraus das Beste zu machen. Wie zur Bestätigung verschwanden dann am späten Nachmittag die Nebel und Wolken und bei blauem Himmel konnten wir dann endlich auch die direkt hinter uns liegenden Berge sehen.

Am Samstag, den 25.01.2020, habe ich den Entwurf des Blogs weiter geschrieben, deswegen kann ich wieder mit „heute“ anfangen“. Ich hatte am Abend vorher einen schönen Wanderweg rundum die Halbinsel von Kaikuora ausgesucht und das Prospekt der Touristinformation heruntergeladen.

Nach dem Frühstück packten wir unser Sachen und fuhren in das Zentrum von Kaikuora. Wir stellten den Camper ab, gingen noch mal zur Touristinformation um uns das Prospekt in Papier zu holen und liefen dann los. Das Wetter war durchwachsen, die Sonne kämpfte gegen einen dichten Nebel, der vom Meer kam, aber zunehmend verlor sie. Im Laufe des Vormittages besserte sich das Wetter. Der Weg führte rund um die Halbinsel immer in der Nähe des Strandes entlang. Wir kamen an einer kleinen Marina mit einem Aquarium vorbei, dass aber offensichtlich schon lange nicht mehr geöffnet hatte. Kurz danach waren zwei Büdchen aufgebaut, ein Anhänger aus dem Eis verkauft wurde und ein anderer der Fisch und Meeresfrüchte hatte, auch Hummer.

Den hatten wir ja erst genossen und so bestellte ich eine Portion Whitebait Fritter. Whitebait sind Jungfische, die im Meer geboren werden und dann zurück in die Süßwasserflüsse ziehen. Sie sind hier als Snack offensichtlich sehr beliebt, denn an den Tankstellen, an denen sehr oft TK-Fisch verkauft wird (!!), wurde auch immer mit Whitebait geworben. Die Fritter waren als Omelett mit den kleinen Fischen zubereitet, die dadurch aber nicht richtig zur Geltung kamen. Müssen wir halt später noch einmal probieren.

Der Höhepunkt der Wanderung sollte eigentlich eine Seehund-Kolonie sein.

Dieses Schild sieht man auch selten.

Aber es waren viel mehr Touristen da als Seehunde, vor allem viele laute chinesische.

Da wir schon einige Seehunde gesehen hatten, hielten wir uns nicht lange auf und liefen den Weg weiter, der dann auf die Klippen hinauf führte. Wir genossen die schönen Aussichten von den Klippen.

Einziger Wermutstropfen: wir hatten in der Hoffnung auf Restaurants zu wenig Getränke mitgenommen, so dass wir am Ende der Tour ziemlich erschöpft und durstig in das erste offene Café eingekehrt sind. Es waren zwar nur 14 km und etwa 200 Höhenmeter, aber irgendwie hat uns der Weg doch wieder geschafft.

Morgen wollen uns mit Stefanie (unserer Tochter) und ihrer Familie treffen. Sie kommen aus China/Shanghai und hatten ziemliche Aufregung und Stress wegen des Corona-Virus. Es scheint aber alles gut gelaufen zu sein, denn mittlerweile sind sie in Neuseeland gelandet, werden morgen in Christchurch ihren Camper übernehmen und hierher nach Kaikuora kommen.

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