Vorwort
Dieser Blog-Beitrag wird etwas länger, weil eine ganze Menge passiert ist und ich auch noch ein paar Sachen zum Verständnis nacherzählen muss. Zwischendurch sind ein paar Dinge passiert, über die man nicht so gern spricht, vor allem wenn man selbst an allem schuld ist. Aber der Reihe nach.
Die heutige Etappe (Donnerstag, 06.02.2020) sollte uns als Reisetag bis nach Hanmer Springs führen. Hanmer Springs liegt auf der anderen Seite der nördlichen Südalpen, so dass wir erstmal das lange Tal des Flusses Maruia hinauffahren mussten. Die Landschaft war interessant, nur das Wetter nicht so gut. Die Wolken hingen tief und es schien kaum die Sonne.



Schließlich ging es dann ziemlich steil hinauf zum Lewis Pass in 800 m Höhe.

Kurz vorher hielten wir noch in Maruia Springs, einem Thermal-Ressort. Wir sahen uns um, es gab verschiedene Außenbecken, die ziemlich klein waren, einen extra Spa-Bereich und einen großen Hotel- und Restaurant-Komplex. Alles wirkte etwas angestaubt. Da wir weiterkommen wollten, tranken wir nur einen Cappuccino und setzen uns wieder in das Auto. Dann waren es fast noch 100 Kilometer, ehe wir in Hanmer Springs einrollten.

Der erste Campingplatz war sehr voll und gefiel uns nicht so, also steuerten wir den nächsten an. Der war zwar auch ziemlich voll, aber es war ein moderner TOP10 Holiday Park. Nach dem Einchecken unternahmen wir noch einen ausführlichen Rundgang durch das Dorf, das offensichtlich sehr gut von dem Thermalbad und den vielen Besuchern leben kann. Es gab viele Neubauten, die weitere Einkaufsmöglichkeiten, Restaurant oder andere Freizeitaktivitäten wie Mini-Golf erlaubten.


Hanmer Springs ist vor allem für seine heißen Quellen bekannt. Nachdem wir am Vorabend nur einen kurzen Spaziergang durch das Dorf gemacht hatten, wollten wir heute (Freitag, 07.02.2020) richtig relaxen. Leider öffnete das Bad erst um 10:00 Uhr. Wir waren rechtzeitig da und es stand schon eine gehörige Schlange. Uns schwante nichts Gutes, aber unsere Sorgen verflogen. Da das Bad aus den eigentlichen Heilquellen und einem Spaßbad besteht, verteilten sich alle Kinder und Jugendlichen erst einmal in Richtung Spaßbad.

Für die restlichen gab es so viele verschiedene Bäder, dass man immer ganz bequem einen Platz in einem der ca. 20 Becken fand. Sie unterschieden sich im Mineralstoffgehalt- bzw. -zusammensetzung und in der Temperatur. Die niedrigste Temperatur war 28°C, das heißeste Schwefelbad, das auch richtig nach Schwefel roch, hatte 42°C.

Wir versuchten jedes Becken einmal auszuprobieren und die zwei Stunden, die wir uns vorgenommen hatten verflogen im Nu. Alles war sehr sauber, modern eingerichtet und es gab Aufpasser, die darüber wachten, dass alles ruhig blieb. Eine sehr schöne Wohlfühlatmosphäre.

Danach gingen wir kurz Mittagessen, zogen unsere Wandersachen an und wollten noch eine kleine Wanderung auf den Conical Hill machen, etwa 170 m oberhalb des Dorfes. Nach einer ¾ Stunde hatten wir den Aussichtspunkt erreicht und wunderschöne Ausblicke. Auch das Wetter spielte mit, es schien überwiegend die Sonne und war angenehm warm.


Zufrieden liefen wir in weitem Bogen zuerst durch eine Wald-, dann durch eine Parklandschaft hinab in das Dorf. Wir saßen abends noch lange vor dem Camper und genossen unser Rentnerdasein.
Samstag, 08.02.2020: Unsere Unglücksfahrt von Hanmer Springs nach Leithfield Beach
Nachdem wir gestern einen sehr relaxten Tag hatten, wollten wir weiter in Richtung Christchurch. Unsere angepeilte Station war Waipara. Durch die heißen Mineralbäder waren auch unsere Insektenwunden hervorragend abgeheilt, zumindest war der ständige Juckreiz verschwunden. Das Wetter war durchwachsen, ein Sonne-Wolken-Mix. Die Fahrt führte durch eine interessante Fluss-Berg-Landschaft, die immer wieder zum Fotografieren und Filmen einlud.

Bei einem der Stopps passierte es dann. Ich war auf der Suche nach einem schönen Motiv, als ich Monis Aufschrei hörte. Dann sah ich es selbst: Ich hatte vergessen die Handbremse anzuziehen und die schnurgerade Straße war doch nicht ganz schnurgerade. Der Camper rollte seitwärts in einen kleinen Graben, durchfuhr einen Drahtzaun und blieb dann Gott sei Dank stehen. Das Gelände wäre zum Fluss hin noch abschüssig gewesen.

Ich sprintete zum Auto und fuhr es erst einmal vom Zaun weg. Erstes positives Zeichen: Es fuhr. Dann begutachteten wir die Schäden. Der Camper hatte einen dicken Holzpfahl, an dem die Drähte gespannt waren, umgefahren und beim Wegfahren habe ich noch die oberste Drahtleiste vom Zaun abgerissen, es war übrigens Stacheldraht …
Die Frontseite rechts einschließlich Motorhaube war demoliert, aber sonst schien der Camper keinen anderen Schaden davongetragen zu haben. Dank des Unterfahrschutzes haben die Spanndrähte und die Holz- bzw. Stahlhalterungen keine offensichtlichen Schäden herbeigeführt. Größtes Dilemma: Wir standen mitten auf einem umzäunten Feld, die Gatter waren fest verschlossen und zurück über den Zaun wollte ich auch nicht, um mir nicht noch weitere Schäden zu holen. Ein Haus war weit und breit nicht in Sicht und auch nicht auf der Karte eingezeichnet. Wir überlegten hin und her, bis ich schließlich die Polizei anrief, aber nicht über den Notruf 111, sondern über eine besondere Nummer für Verkehrsunfälle ohne Verletzungen u.ä.: *555. Ich versuchte dem Polizisten zu erläutern, was passiert war und nach langem hin und her gab es zwei Infos: a) sie wollten trotz Unterbesetzung (es war Sonntagmorgen) einen Polizisten losschicken, b) wir sollten versuchen, selbst wieder über den Zaun zu kommen. Mir fielen die Sandbleche ein, aber die Drähte hatten noch eine solche Spannung, dass es nicht funktionierte, da der Zaun auch in einem Winkel von ca. 45° gegen uns geknickt war. Schließlich hielt ein junger Autofahrer und versucht uns zu helfen und dann kam auch der angekündigte Polizist. Typ: gutmütiger Landpolizist. Nach einigen Versuchen stellten sich die beiden Männer links und rechts auf den Drahtzaun und dann konnte ich darüberfahren, blieb aber nochmals im Graben mit den hinteren Teilen stecken. Also Spaten herausgeholt, gebuddelt und nach weiteren ca. 20 min. stand das Auto wieder auf der Straße (mit angezogener Handbremse…).

Der Polizist meinte, er wisse auch nicht wem das Feld gehört, aber er will sich mal umhören. Nachdem er sich unsere Daten aufgeschrieben hatte, konnten wir weiterfahren. Wir saßen beide ziemlich geschockt im Auto und die schöne Stimmung, nach dem Aufenthalt in Hanmer Springs war verflogen. Zudem wurde das Wetter schlechter, es fing an zu regnen und die Temperaturen kamen über 13°C nicht hinaus. Dazu passte, dass der von uns ausgewählte Campingplatz ausgebucht war, und wir weiterfahren mussten.

In Leithfield Beach fanden wir dann den nächsten freien Zeltplatz und stellten unser Auto ab. Es regnete in Strömen, der Wind blies und wir hockten wie zwei Unglücksraben in unserem Camper. Nur schnell nach Christchurch, damit wir versuchen können, das Dilemma zu beseitigen.
Einschub 1: Wir hatten eh einen längeren Aufenthalt in Christchurch geplant, da wir noch zwei, drei andere Dinge reparieren lassen wollten/mussten !
Am allerersten Tag unserer Reise mit Rangie hatten wir unseren ersten Unfall. Wir waren auf der Suche nach einem Supermarkt wo wir das erste Mal unseren Camper vollpacken wollten. Wir sahen an einer Kreuzung, den Eingang auf der anderen Seite und wollten kurz wenden. Dabei übersahen wir ein abbiegendes Auto, das Vorfahrt hatte und das uns touchierte. Es rumste ziemlich und der Schock saß tief. Die Fahrerin stoppte, aber machte erst einmal keine Hektik, sondern diskutierte sachlich, ruhig und freundlich mit uns. Wir machten Bilder, tauschten die Daten aus, die Polizei wollte sie nicht rufen. Dann stiegen wir alle wieder in unsere Autos und konnten weiterfahren, tief deprimiert. Wir hatten noch Glück im Unglück, denn der Abschluss der Versicherung mit COVI hatte damals doch nicht geklappt, weil sie keine reine Haftpflichtversicherung nur für den Ford (ohne Kabine) abschließen wollten. Durch Zufall hatte uns die Speditionsfirma in Auckland einen Kontakt zur Star-Versicherung vermittelt, mit der ich am Vortag (!) die Third-Party-Insurance online abgeschlossen habe. Die Unfallgegnerin schickte mir eine Kostenschätzung über rund 2000 NZ$, die ich dann an die Versicherung weitergeleitet habe. Es gab nur eine kurze Nachfrage der Versicherung, jetzt haben wir seit 8 Wochen nichts mehr gehört. Ich hoffe, dass bleibt auch so.
Rangie hatte aber mehr Schaden davongetragen als der Toyota. Auf jeden Fall ein Schaden, den wir bei Gelegenheit reparieren lassen wollten.
Einschub 2: Vor ein paar Wochen wollten wir bei etwas starkem Wind unsere Markise aufbauen. Das gestaltet sich immer relativ schwierig, weil das Gestänge quasi gleichzeitig am Boden und am Camper befestigt werden muss. Und die Markise hat bei einer Länge von 3,10 und einer Breite von 2,50 m bei Wind die Wirkung eines Segels. Jedenfalls riss der Wind Moni das Gestänge der Markise aus den Händen und eine Stange brach aus der Halterung. Ich musste die entsprechende Seite abschrauben und wir verstauten die Markise. Danach warteten wir auf eine günstige Gelegenheit, sie reparieren zu lassen.
Einschub 3: Nur zur Erinnerung: Das kleine Dachfenster mit dem Ventilator war seit der Überfahrt kaputt. Ich hatte es notdürftig zurecht gebogen, damit es nicht rein regnete, aber richtig schließen ließ es sich nicht mehr. Auch dies stand auf unserer Liste …
Einschub 4 : Im Vorfeld unserer Reise hatten wir von den notwendigen Zertifikaten für das Auto (WOF = TÜV) und EWOF (= Elektrischer TÜV für den Camper) gelesen. Den WOF haben wir ja noch in Auckland machen lassen. Nach dem EWOF hat uns zuerst keiner gefragt. Später gab es dann ein paar Nachfragen und einmal durften wir uns auch nicht auf eine “powered site” stellen. Also versuchte ich – vergeblich – einen EWOF-Temin zu organisieren. Zuerst über das Internet (keine Reaktion) später ein paar mal vor Ort (keine Zeit, keine Leute). Also schoben wir das Problem auch vor uns her.
Nach unserem Unfalltag wollten wir eigentlich nur noch so schnell wie möglich nach Christchurch, um die ganzen Mängel abzustellen – aber es war Sonntag (09.02.2020), da konnten wir sowieso nichts erreichen! Nachts war es wieder sehr kalt, ca. 8°C und im Laufe der Nacht hatte unser Camper auch auf 9°C Innentemperatur abgekühlt. Aber durch die gute Bettwäsche haben wir nicht gefroren. Trotzdem konnten wir zum Leidwesen von Moni nicht draußen frühstücken, sondern heizten den Camper erst einmal ordentlich durch. Wir beschlossen, zu allererst auf einen Campingplatz zu fahren. Ich hatte einen Platz in Nähe des Meeres ausgesucht und obwohl wir vor 10:00 Uhr schon dort waren, konnten wir bereits einchecken und hatten so den ganzen Tag noch vor uns.

Das Wetter hatte sich gegenüber von gestern sehr gebessert, es war zwar immer noch kalt, aber die Sonne schien und es wurde zunehmend wärmer.
Da neben dem Campingplatz eine Bushaltestelle für einen Bus direkt in das Zentrum gelegen war, ließen wir das Auto stehen und fuhren mit dem Bus in die Innenstadt. Es dauerte ziemlich lange, ehe wir die Innenstadt von Christchurch erreichten.
Christchurch (1)
Von Anfang an merkten wir, welche Risse und Lücken im Stadtbild durch das verheerende Erdbeben vom Februar 2011 durch die Stadt gehen. Mittlerweile überwiegt im Zentrum das Neue, aber es finden sich noch große freie Flächen, die vorher bebaut waren. Aber auch Ruinen sind noch vereinzelt zu sehen. So machte die Stadt einen sehr heterogenen Eindruck.
Wir begannen bei der Interimskirche “Cardboard Cathedral“, die der japanische „Notfallarchitekt“ Shingeru Ban für Christchurch entworfen hatte, nachdem er schon für die Stadt Kobe aus gleichem Anlass ein ähnliches Gebäude entworfen hatte.

Die Kirche dient als Ersatz für die schwer zerstörte Kathedrale von Christchurch, deren Wiederaufbau erst anläuft. Sie ist aus Papprollen, Stahl und einem Betonfußboden. Im Inneren ist sie sehr schlicht, aber sie fasst bis zu 700 Besucher und ist auf eine Mindestnutzungsdauer von 50 Jahren ausgelegt.


Auf dem großen parkähnlichen Platz gegenüber dominiert die Skulptur “Spires” aus dem Jahr 2014.

Das Erdbeben vom 22. Februar 2011 hat die Stadt hart getroffen. 185 Tote waren zu beklagen. 70% der Fläche war zerstört oder beschädigt. Fast alle Hochhäuser mussten abgerissen werden. Die Stadt hatte nach dem Beben 50.000 Einwohner weniger.
Gleich daneben ist ein kleiner Park, der auf der Fläche des ehemaligen Gebäudes des Fernsehsenders Canterbury Television eingerichtet wurde, wo es die meisten Toten gab, allein hier 115 Tote.


Dann gingen wir weiter in das eigentliche Zentrum, besser gesagt, dem was davon übrig geblieben war bzw. was schon wieder aufgebaut werden konnte. Die Kathedrale ist noch ringsum von Bauzäunen umgeben, so dass wir auf die Kathedrale nur ein paar Blicke erhaschen konnten.

Auf dem Platz vor der Kirche gaben Straßenkünstler Proben ihres Könnens. Es lief gerade ein einwöchiges Spektakel unter dem Motto „bread and circus“ mit vielen Spielstätten in der Stadt. Dort gab es eine interessante Imbissbude:

Direkt an der Kathedrale befindet sich eine Haltestelle der alten Straßenbahn, die wir schon in den Prospekten bewundert hatten. Sie fährt gemütlich einen kleinen Rundkurs durch das Zentrum. Wieder einmal war auch der Preis erstaunlich: es gab nur Tageskarten zu 22 NZ$/p.P, das fanden wir ziemlich happig.

Aber wir stiegen ein und fuhren bis zum Botanischen Garten, der aus meiner Sicht vor allem ein sehr schöner Landschaftspark ist – ohne Eintritt.

Natürlich gab es auch einzelne Themengärten wie der Stein- und Heidegarten oder der kleine Rosengarten.


Der Fluß Avon fließt durch Christchurch und man kann sich mit einem Boot auf dem kleinen Fluß entlang staken lassen.

Wir besuchten noch die Gewächshäuser und lauschten dann kurz einem Konzert der Rockband “The Butlers”, die auf einer kleinen Bühne das freie Sonntagskonzert der „Lazy Sundays“ Reihe zum Besten gab.


Noch ein kurzes Stück mit der alten Straßenbahn und wir landeten – eigentlich durch Zufall – in der schönen Gasse New Regent Street. Die sehr enge Straße, durch die sich auch noch die Straßenbahn zwängt, ist links und rechts mit vielen Restaurant, Bars, Kneipen und Läden ausgestattet. Nach einer kurzen Pause liefen wir zum niegel-nagel-neuen zentralen Busbahnhof und fuhren wieder zu unserem Campingplatz zurück.
Heute (Montag, der 10.02.2020) war der Tag, wo wir versuchen wollten die offenen Punkte anzugehen. Das Wichtigste war die Reparatur der Karosserie rund um die Motorhaube. Durch die zwei Kollisionen hatte Rangie ganz schön gelitten und ob wir so sicher weiterfahren können, glaubte ich nicht. Ich hatte lange im Internet gesucht und mir schließlich vier Adressen aufgeschrieben: zwei Ford-Autohäuser und zwei Karosserie-Werkstätten.
Nach dem Frühstück fuhren wir vom Campingplatz fast wieder direkt in die Innenstadt, ca. 12 km. Wir fanden das große Ford-Autohaus (Team Hutchinson) schnell und wurden freundlich empfangen. Ich erklärte der Dame im Office unser Anliegen. Sie hörte sich alles an und verwies mich dann höflich auf eine Vertrags-Werkstatt, die solche Schäden für sie reparieren, sie selbst machen so etwas bei Ford nicht. Sie gab mir die Adresse mit Telefonnummer und schon knapp 10 Minuten späten waren wir bei der Firma „Action Collision Care“.

Ich erzählte wieder meine Geschichte und diesmal schienen wir an der richtigen Stelle zu sein. Wir mussten ein paar Minuten warten, bis der Meister den vorhergehenden Kunden abgefertigt hatte und dann sah er sich unser Dilemma an. Er machte einen sachkundigen, ruhigen Eindruck.

Er löste da und dort eine Schraube, um etwas näher zu sehen, machte viele Fotos mit seinem Handy und nach einer Viertelstunde hatte er sich ein Urteil gebildet. Er erklärte mir, welche Teile man austauschen müsse und welche Teile er reparieren kann. Das Ganze würde aber bis zu 5 Tage dauern, dazu kommt die Zeit für die Bestellung der Teile. D.h. wir müssen 5 Tage auf unseren Camper verzichten und uns ein Motel oder Hotel suchen. Die Kabine können wir drauf lassen, das war mir sehr Recht. Er will uns im Laufe des Nachmittages eine Kostenschätzung per E-Mail schicken und dann können wir genau festlegen, wann wir den Wagen dort abgeben müssen.
Wir verabschiedeten uns und suchten die nächste Adresse aus. Da uns die Fragerei nach dem EWOF und der Ungewissheit, ob wir auch so auf einer Power-Campsite stehen können, leid war, hatte ich die Adresse einer Elektro-Firma rausgesucht, die im Internet mit der Durchführung der EWOF-Prüfung warb. An der Adresse angekommen, standen wir vor einem Privathaus, an dem in einem Fenster ein kleines Schild mit dem Hinweis auf die Elektrofirma zu sehen war. Das war schon mal enttäuschend. Auch auf unser Klingeln hin, rührte sich hinter der Tür nichts. Schade.
Also wendeten wir uns dem nächsten Problem zu, unserer kaputten Markise. Auch da hatte ich vier Adressen ausgesucht und nach dem Bauchgefühl steuerten wir die erste an. Zuerst waren wir wieder enttäuscht, denn wir landeten wieder in einer Wohngegend, aber diesmal war es eine Art große Garagenwerkstatt, wo im Garten schon 3 bis 4 Caravans standen. Wir klingelten und hatten die beiden defekten Teile in der Hand. Er öffnete die Büro-Tür, sah sich kurz das Dilemma an und fragte, ob das der Wind gewesen sei, der uns das Gestänge aus den Händen gerissen hatte. Also waren wir nicht die ersten und einzigen, denen das passiert ist. Er prüfte, ob er uns mit Ersatzteilen helfen kann, leider Fehlanzeige und er konnte offensichtlich auch keine bestellen. Als Alternative bot er uns an, eine neue Markise zu bestellen, dauert ca. 4 bis 5 Tage und kostet ca. 900 NZ$. Wir überlegten kurz und sagten ihm, dass wir im Laufe des Tages informieren werden, ob wir das Angebot wahrnehmen. Da er auf seiner Internet-Seite auch mit der Untersuchung des EWOF geworben hatte, wollte ich wissen, ob er das kurzfristig machen könne. Er sagte, dass dies ein Kumpel von ihm macht, der mich im Laufe des Tages anrufen würde. Gegen 14:30 Uhr klingelte tatsächlich das Telefon und wir vereinbarten für morgen früh um 09:00 Uhr einen Termin. Hoffentlich klappt das. Damit war das Problem Markise aber noch nicht gelöst. Ich suchte die zweite Adresse heraus, diesmal mussten wir länger an das andere Ende der Stadt fahren (über 20 km). Nach einer halben Stunde standen wir an der Adresse, da merkte ich, dass ich nicht die richtige Adresse eingegeben hatte. Es war eine Firma aus meiner Internet-Liste und kurz entschlossen gingen wir trotzdem hinein.

Auch dort sah man sich die defekten Teile an und diesmal schienen wir Erfolg zu haben. Der Angestellte telefonierte bzgl. der Ersatzteile mit einer anderen Firma, die das Teil offensichtlich auf Lager hatten. Wir könnten morgen vorbeikommen und die Markise wieder zusammenbauen lassen. Während er telefonierte kam ein weiterer Kunde mit dem gleichen Teil wie wir, nur für ein älteres Modell. Fiamma (ein italienischer Markisen-Hersteller) scheint da ein Qualitätsproblem zu haben – oder die Kunden stellen sich alle zu blöd an.

Mittlerweile war es schon weit nach Mittag und wir steuerten zum Mittagessen und zum weiteren Planen erst einmal eine Tankstelle an. Während der Pause suchten wir die Campsite für die nächste Nacht, denn viel weiter können wir zeitlich noch nicht planen.

Der Campingplatz war nicht weit entfernt im Stadtteil Belfast, und es gab auch noch ein schönes, sonniges Plätzchen für uns. Nachts war diesmal die Temperatur wieder auf 11°C gesunken. Und ganz langsam kommen wir in den Herbst, heute sahen wir viele Kinder, Eltern und Schulbusse vor den Schulen, denn offensichtlich sind auch die Sommerferien vorbei.
Dienstag, der 11.02.2020: Wir mussten uns den Wecker stellen, denn ich hatte den Termin für die EWOF-Prüfung um 09:00 Uhr gemacht und es war über eine halbe Stunde zu fahren. Aber wir schafften es pünktlich. Es war eine relativ große Firma in einem Gewerbegebiet und der Mitarbeiter wusste auch schon Bescheid.

Wir dachten zuerst, er würde sich auf eine Sichtprüfung und eine Prüfung der Anschlusskabel beschränken, aber er fing an, den zentralen „Schaltschrank“ (Powercenter) auseinander zu nehmen.

Ende vom Lied war, dass ich die deutsche Schuko-Steckdose gegen eine neuseeländische Doppelsteckdose ausgewechselt bekam und dass im Powercenter (US-Produkt) zwei einfache, mechanisch schaltbare Sicherungen gegen elektronisch auslösende Sicherungen (RCD Safety Switch/Remote Control Switch) ausgetauscht wurden.

Dafür klebt jetzt das EWOF-Zertifikat, dass für vier Jahre gültig und auch für Australien wichtig ist, an meiner Scheibe. Insgesamt hat es dann doch 1 ½ Stunden gedauert und 418 NZ$ gekostet. Jetzt kann ich meinen Rangie mit ruhigem Gewissen auf jeder „powered-site“ anschließen.

Weiter ging es zur Markisenfirma, die mir per E-Mail mitgeteilt hatte, dass das Ersatzteil angekommen ist. Ein pfiffiger Mechaniker setzte die Markise neu zusammen und wir konnte sie glücklich wieder verstauen. Ausprobieren, ob alles auch in Praxis funktioniert, konnten wir noch nicht.

Dann habe ich ihm das kaputte Dachfenster gezeigt und er hat versucht, es zu reparieren. Ganz ist ihm das nicht gelungen, da das Fenster offenbar vor oder bei der Überfahrt gewaltig verzogen wurde. Wir vermuten, dass das Auto mit nach oben gestelltem Fenster irgendwo an einer Decke hängen geblieben ist. Aber jetzt schließt es wieder vollständig, lässt sich nur ohne weiteres nicht verriegeln. Aus meiner Sicht ein Schönheitsfehler, vielleicht kann ich auch noch etwas daran machen.
Bleibt als Großbaustelle die Reparatur der Karosserie. Leider kam am späten Nachmittag die Hiobsbotschaft, dass die neuseeländischen Ersatzteile für den deutschen Ranger nicht passen und die Teile wahrscheinlich erst aus Thailand eingeflogen werden müssen. Er meinte, dies könnte bis zu 2,5 Wochen dauern. Uns bleibt aber nicht anderes übrig, als zu warten, denn repariert werden muss das Auto. Wir können zwar fahren, aber möglichst nicht abends, denn zumindest der eine Scheinwerfer ist verzogen. Zudem wackelt die ganze Vorderfront, die ich notdürftig mit Panzertape befestigt habe. Offroad-Strecken sollte ich vielleicht erst einmal meiden.
Den Nachmittag nutzen wir dann für einen ausgedehnten Spaziergang durch Christchurch, um die Sehenswürdigkeiten anzusehen, die wir am ersten Tag entweder nicht oder nur am Rande gesehen hatten. Hier ein paar Eindrücke:
Christchurch (2)













In einer alternativen Kneipe waren auch die Pissoirs für die Herren besonders gestaltet: