Eigentlich wollten wir heute (Freitag, 14.02.2020) wieder einmal wandern gehen. Nachdem wir gestern die Halbinsel per Auto erkundet hatten und von der Landschaft begeistert waren, wollten wir sie uns zu Fuß erschließen. Sogar eine extra Wanderkarte hatten wir uns schon gekauft. Leider machte uns das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung, es fing nachts an zu regnen und nieselte immer weiter.

Wir hatten uns schon einen Plan B zurechtgelegt, denn das Wetter entsprach diesmal leider genau dem Wetterbericht. Um nicht allzu weit in den Süden zu fahren – schließlich müssen wir irgendwann wieder nach Christchurch zurück – wollten wir die Reise gen Westen fortsetzen. Ziel ist die Westküste um Greymouth über den Arthur’s Pass.
Wir fuhren in aller Ruhe los, das schlechte Wetter begleitete uns.

Zuerst fuhren wir wieder in Richtung Christchurch, bogen aber dann nach Westen ab. Wir erreichten die kleine Universitätsstadt Lincoln (6000 Einwohner, kleinste der 8 Universitäten Neuseelands).

Im “Zentrum” machten wir einen ersten Stopp. Mir war eine „German Butchery“ aufgefallen.

Wir gingen in den Laden und er wurde tatsächlich von einem deutschen Metzgermeister geführt, der seit ca. 15 Jahren in Neuseeland wohnt und vorher viele Jahre in Südafrika gelebt hat. Wir haben fast eine halbe Stunde mit ihm geschwatzt. Er war offensichtlich froh, wieder einmal deutsch sprechen zu können und Kunden zu haben, die dafür Zeit hatten. Natürlich kauften wir auch ein: ein Stückchen Kalbsleberwurst und feines Rinderhack (Tatar), das wir morgen zum Frühstück essen wollen. Für die Leberwurst hatte wir uns knuspriges Ciabatta-Brötchen geholt und aßen sie dick beschmiert mit Leberwurst als Mittagessen – köstlich !
Nach kurzer Zeit erreichten wir den Rakaia-Fluss über den die längste Brücke Neuseelands mit 1,7 km Länge führt. Beim Fahren war es eher unspektakulär.

Die Brücke führte direkt in die kleine Stadt Rakaia. Sie nennt sich Lachs-Hauptstadt Neuseelands.

Offensichtlich wandern die Lachse zum Laichen vom Meer den Fluss hinauf in die Südalpen.
Unsere Fahrt führte uns dann weiter nach Nordwesten, entlang des Rakaia-Flusses, von dem man allerdings von der Straße aus leider nichts sieht. Die Landschaft war flach, keine Berge, nur Weiden und Felder, oft von großen Hecken als Windschutz umzäunt.


Gegen 14:00 Uhr erreichten wir Methven, suchten unseren Campingplatz und waren dort erst einmal alleine.

Wir bummelten noch durch die Stadt, das Wetter wurde nicht besser.


Diesmal nutzten wir zum ersten Mal die Gemeinschaftsküche und die „Lounge“. Zum Abendessen habe ich leckere Bratkartoffeln mit knusprigen Zwiebeln und Spiegeleiern gekocht, was uns beiden sehr gut geschmeckt hat.
Am Samstag, den 15.02.2020, wollten wir weiter in Richtung Westküste vorankommen. Fest eingeplant hatten wir nur die Wanderung des Rakaia Gorge Walkways, einem schönen Wanderweg entlang einer engen Schlucht, die der Rakaia-Fluss in der Nähe von Mount Hutt geschaffen hat. Das Wetter war nicht besonders, die Wolken hingen extrem tief, so dass man die Berge, die hier sein mussten, leider nicht sah. Aber es regnete wenigstens nicht.
Zuerst fuhren wir in Richtung Mount Hutt Skigebiet. Methven soll übrigens im Winter der Aprés Ski-Ort sein, wo so richtig die Post abgeht.

Wir wollten sehen, ob wir vielleicht ein Stückchen in Richtung Skigebiet hinauffahren können.
Dort angekommen, sahen wir, dass ca. 18 km Schotterpiste vor uns lagen und die Sicht gegen Null ging. Also ließen wir das bleiben und fuhren zur Rakaia Gorge.

Bereits vom ersten Parkplatz oberhalb des Flusses hatte man spektakuläre Aussichten auf den blaugrünen Fluss.



Wir fanden einen Parkplatz mit Hinweistafeln, Wegweisern und Toilette. Wir stellten das Auto ab, packten unsere Wandersachen und stiefelten los. Auf den Wegweisern war die Länge mit 9,1 km und die Zeit mit 4 Stunden angegeben.

In der Eifel hätte ich das nicht geglaubt, aber hier stimmen die Zeitangaben fast immer. Das lag auch an den 500 Höhenmetern bergauf und wieder bergab, die wir bewältigen mussten.

Der Weg führte immer entlang der engen Schlucht durch Wald, an Feldrändern vorbei und war (zumindest für mich) manchmal etwas ausgesetzt.

Es waren mit zunehmender Entfernung zum Parkplatz immer weniger Leute unterwegs, schließlich trafen wir nur noch 2…3 Mal andere Wanderer.

Der Weg zog sich immer weiter die Schlucht hinauf, gegen 12:30 Uhr hatten wir das obere Ende erreicht und machten dann erst einmal ausgiebig Mittagspause.

Zurück ging es irgendwie schneller, aber es war schon ziemlich spät.


Trotzdem machten wir noch einen Versuch, uns den Lake Coleridge anzusehen, von dem ich einige schöne Bilder gesehen hatte.

Nach ca. 25 km kamen wir im Dorf Lake Coleridge an, das eigentlich nur aus ein paar Ferienhäusern und einem großen Wasserkraftwerk bestand. Dort wird das Wasser des sonst abflusslosen Sees für die Energieerzeugung genutzt. Wir sahen die riesigen Rohre, die den Berg hinaufführten. Zum See führte nur eine wilde Schotterpiste, die wir mit unserem Auto nicht befahren wollten, solange nicht alle Schäden beseitigt sind und alles wieder fest an seinem Platz sitzt.
Den nächsten Campingplatz fanden wir in Glentunnel, wo wir einbuchten und unseren Camper auf einem großen Platz in die Nachmittagssonne stellen konnten. Moni fand sogar zwei Bäume direkt daneben und konnte nach langer Zeit wieder einmal ihre Hängematte nutzen.


Nachts begann es zu regnen, hörte aber heute früh (Sonntag, 16.02.2020) wieder auf. Die Regenpause nutzte auch ein Heißluftballon, der auf dem großen Platz neben uns startete.

Für uns ging es weiter in Richtung Westküste. Eigentlich wollten wir vor Arthur’s Pass noch einen Zwischenstopp auf einem der einfachen DOC-Campingplätze einlegen. Daher versorgten wir uns in Darfield mit ein paar Lebensmitteln und fuhren auf dem „The Great Alpine Highway“ in Richtung Arthur’s Pass.

Bei den Castle Hills machten wir den ersten Stopp. Ich dachte beim Lesen des Reiseführers, dass dies fast ein Geheimtipp ist, aber der bereits von weitem zu sehende große Parkplatz war gut gefüllt. Die Castle Hills sind eine Kalksteinformation, die sehr sehenswert ist. Sie erinnerte uns von den Formen ein bisschen an das Elbsandsteingebirge. Wir stellten das Auto ab und spazierten eine halbe Stunde durch die beeindruckende Felslandschaft.




Dann fuhren wir weiter. Die Wolken zogen sich aber wieder zusammen und ein unglaublicher Wind kam auf. Dann fing es an zu nieseln und dann richtig zu regnen.

Wir fuhren an dem ursprünglich vorgesehenen Campingplatz vorbei, denn bei dem Wetter machte es keinen Sinn, dort zu übernachten. Da wir schon kurz vor Arthur’s Pass waren, änderten wir unseren Plan und beschlossen, hinter dem Pass weiter in Richtung Greymouth zu fahren. Die Passstraße war von Südosten her ein riesiges Flusstal, nach der eigentlichen Passhöhe ging es durch beeindruckende Schluchten steil (16%) nach unten. Das Wetter wurde nicht besser – im Gegenteil. Wir wollten jetzt nur noch den Lake Brunner mit einem „normalen“ Zeltplatz in Moana erreichen.


Auf dem ersten der beiden Campingplätze checkten wir ein und da das Wetter eine Regenpause machte, schlenderten wir am See entlang und dann durch das winzige Dörfchen Moana. Hier hält übrigens auch der TranzAlpine-Zug, der zwischen Christchurch und Greymouth ebenfalls über den Arthur’s Pass fährt.




Nach dem Abendessen fing es dann an richtig zu regnen und wenn die Wetterprognosen stimmen, wird es die nächsten zwei, drei Tage nicht besser ☹.

Es hat wirklich die ganze Nacht duchgeregnet und gegossen. Moni musste sich Ohropax in die Ohren stopfen, weil sie sonst vom Regenprasseln auf unserem Camperdach nicht schlafen konnte. Früh morgens (Montag, der 17.02.2020) sah es nicht anders aus. Wir überlegten, ob wir gleich wieder den Rückweg gen Osten, auf die andere Seite der Alpen, antreten, oder noch bis zur Westküste fahren sollten. Ich hatte keine Lust, die anstrengende Fahrt über den Arthur’s Pass bei diesem Wetter gleich noch einmal in die entgegengesetzte Richtung zu machen, also fuhren wir los in Richtung Greymouth. Unsere Reiseführer gaben nicht Allzuviel (positiv ausgedrückt) über Greymouth her, an erster Stelle stand der Besuch der Monteith’s Brewery.
Greymouth war nicht allzuweit, etwa 30 km, und liegt an der Mündung des Grey River. Wir hielten kurz vor dem Hafen im Zentrum der Stadt.

Es nieselte noch immer und die Stadt machte den passenden Eindruck dazu (oder umgedreht).



Wir schlenderten die Hauptstraße bis zum Bahnhof hinauf, wo der TranzAlpine-Zug nach Christchurch abfährt.

Aber wir folgten den Empfehlungen der Reiseführer und liefen zur Brauerei.

Eine Führung wollten wir nicht mitmachen, aber wir bestellten eine kleine Kostprobe von 6 Bieren, die wir uns teilten. Nach meinen bisherigen positiven Erfahrungen mir den Craft-Bieren in Neuseeland war ich nicht überrascht, aber alles war nett.


Eigentlich bot die Brauerei auch Snacks an, aber vor uns hatte eine große Reisegruppe ihre Führung beendet und bekam ihr Essen, so dass wir eine Stunde hätten warten müssen.
In einem Imbiss aßen wir Süßkartoffel-Wedges (Moni) und Wedges mit Käse und Kochschinken überbacken (ich). Auf jeden Fall sind wir satt geworden und Moni liebt ihre Süßkartoffeln.

Dann gingen wir zurück zum Auto und fuhren weiter auf der „Great Coast Road“ in Richtung Punakaiki.

Die Straße war trotz des schlechten Wetters spektakulär anzuschauen und erinnerte uns an vielen Stellen an die „Great Ocean Road“ in Australien. Die Great Coast Road wird als eine der 10 schönsten Küstenstraßen der Welt beworben. Vielleicht haben wir auf dem Rückweg besseres Wetter und können öfters einen Stopp einlegen.



In Punakaiki fanden wir auch gleich einen sehr schönen Stellplatz für unseren Camper und sogar das Wetter besserte sich. Der Dauerregen hatte aufgehört und die Sonne traute sich ein paar Mal hinter den Wolken hervor. Das wollten wir nutzen und die sogenannten Pfannkuchen-Felsen ansehen.


Die Pancakes Rocks und die darin liegenden Blow Holes waren sehr sehenswert. Es erstaunt immer wieder, welche Formen die Natur im Laufe der Zeit schaffen kann. Natürlich waren die Felsen touristisch gut erschlossen und es führte ein 20-minütiger Weg durch die bizarre Felsenlandschaft.


Die Blow Holes, das sind Felsenlöcher, in denen sich die Wellen mit lautem Getöse brechen, waren etwa 20…30 m tief in den Fels geschlagen. Ähnliches hatten wir schon auf den ABC-Inseln gesehen, dort hießen sie „Pistols“, weil die Wellen wie ein Pistolenknall an die Felsen schlugen.

Beeindruckt liefen wir zurück zum Campingplatz. Nach dem Abendessen fing es wieder an zu regnen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass wir diesen Ausflug trocken überstanden haben.

Hallo ihr Beiden, ihr habt aber echt Pech mit dem Wetter. Aber hier ist es auch nicht besser, als kleiner Trost.
Trotzdem super schöne Landschaften und tolle Campingplätze.
Lieben Gruß aus Wahlscheid
Norbert