Am Mittwoch, den 26.02.2020, starteten wir bei durchwachsenem Wetter in Greymouth.

Unser Tagesziel war die kleine Stadt Hokitika, etwa 40 km weit entfernt. Wir wollten aber zuerst die Hokitika-Schlucht besuchen, die nochmals 30 km weiter am Fuße der Südalpen liegt. Sie ist bekannt für ihr milchig-blaues Gletscherwasser.

Wir fuhren durch Hokitika weiter auf etwas verschlungenen, aber sehr gut ausgeschilderten Sträßchen durch eine weite Ebene, immer schon die Berge im Blick. Auch die ersten schneebedeckten Gipfel sahen wir bereits. Das Wetter und die Sicht wurden zunehmend besser.

Der Weg zur Schlucht war dann einfach zu finden, man musste nur den vielen Leuten vom gut gefüllten Parkplatz aus folgen. Es waren nur wenige hundert Meter bis zu einer Seilbrücke über den Fluss.


Von dort hatte man schon schöne Ausblicke auf das milchig-blaue Wasser, die hellen Felsen und das satte Grün des Waldes. Das Wasser war aber nicht so blau, wie wir es bei unserem Ausflug in die Rakaia-Schlucht gesehen hatten. Danach ging es noch kurz bis zu einer Biegung und einem kleinen Felsen.

Es waren ausreichend Touristen unterwegs. Wir versuchten, ein paar schöne Bilder und Videos einzufangen, hatten aber wieder vergessen, das Spray gegen Sandfliegen mitzunehmen, so dass wir schnell zurück zum Auto liefen.





Nach einer halben Stunde traten wir die Rück- bzw. Weiterfahrt nach Hokitika an. Da schon Mittag war, hielten wir an einer Dorfhalle, an der ein großes Denkmal stand. Es war den Opfern des ersten Massenmörders Neuseelands, Stanley Graham, gewidmet, der hier 1941 sieben Menschen umbrachte.

Danach ging es weiter nach Hokitika, das direkt am Meer liegt. Das Wetter war sehr schön geworden, die Sonne strahlte vom Himmel.

Hokitika ist vor allem als Jade-Stadt bekannt. Hier werden Jade-Steine zu kleinen Kunstwerken in allen Formen und Varianten hergestellt und angeboten. Auf dem ersten Blick gab es mindestens 5…6 große Shops, dazu noch viele kleine bzw. fliegende Händler am Strand.



In der Umgebung von Hokitika wurde auch Gold gefunden und es gibt einen extra Gold Room, in dem man neben verarbeitetem Goldschmuck auch Nuggets kaufen kann, unbearbeitet, so wie sie gefunden wurden.


Wir sahen uns kurz den hübschen Strand an, wo regelmäßig Wettbewerbe stattfinden und wo aus dem reichlich vorhandenen Treibholz phantasievolle Kunstwerke gebaut werden.


Als weitere Sehenswürdigkeit gibt es in Hokitika das Nationale Kiwi-Zentrum. Den Besuch haben wir uns aber gespart, denn der Eintritt von 20€/Person erschient uns ziemlich überteuert und wir hatten ja auch schon lebende Kiwis gesehen.
Der Campingplatz war nur 1,5 km vom Stadtzentrum entfernt und eigentlich sehr schön. Später merkten wir, dass die Sanitäranlagen für die große Anzahl an Gästen nicht ausreichend waren.
Den späten Nachmittag nutzte ich dann, um den Anschluss der Rückfahrkamera endgültig neu zu verlegen, nachdem ich gestern die notwendigen Teile in Greymouth kaufen konnte. Ich hoffe, dass damit das Problem der leeren Autobatterie erledigt ist.


Nach dem Abendessen konnten wir noch lange Zeit draußen sitzen, bis die Sonne unterging und es dann doch zu kalt wurde.

Nun war er gekommen, der Donnerstag, der 27.02.2020. Mein 66. Geburtstag, an dem angeblich das Leben erst anfängt (Udo Jürgens). Ich hoffe aber erst einmal, dass das jetzige Leben so weiter geht. Früh kamen bereits die ersten Geburtstagswünsche (also quasi einen Tag eher abgesandt), im Laufe des Tages noch viele weitere. Danke an Alle auch auf diesem Wege.
Leider war es kein Geburtstagswetter, es war alles grau in grau. Wir hatten gestern Abend noch über das Internet Karten für einen Treetop Walk also einen Canopy Walk gekauft. Im Internet gab es 10% Rabatt und zusätzlich konnten wir Senioren-Tickets kaufen.
Zuerst fuhren wir an der nicht zu übersehenden Milchfabrik in Hokitika vorbei, die von Farmen der gesamten Westküste beliefert wird und seit 2019 vollständig der „Inner Mongolia Yili Industrial Group (Yili)“ gehört, deren Besitzer die chinesische Regierung ist…

Die weitere Anfahrt zum Baumwipfelpfad war nicht weit. Die 2012 erbaute Anlage lag ziemlich versteckt in einer großen baumbestandenen Senke. Die Anlage war eindrucksvoll und schlängelte sich in 20 bis 40 m Höhe durch die Baumwipfel.




Es gibt zusätzlich einen großen Aussichtsturm, von dem man sowohl das Meer als auch die schneebedeckten Gipfel der Südalpen sehen kann – wenn das Wetter mitspielt.




Das Meer konnten wir noch erkennen, die Gipfel waren leider nicht zu sehen. Vor der Weiterfahrt tranken wir noch einen Kaffee bzw. Cappuccino.

Kurze Zeit später kamen wir durch Ross, eine weitere, ehemalige Goldgräberstadt. Eigentlich wollten wir keinen Stopp machen, aber irgendwie war das Städtchen interessant. Hier wurde 1909 auch das größte Goldnugget Neuseelands gefunden, mit einem Gewicht von 3,09 kg! Klingt viel ist aber im Vergleich zum weltgrößten Nugget winzig: der ‘Welcome Stranger’, der in Moliagul, Victoria, Australien, im Jahr 1869 gefunden wurde, wog 71 kg.
Einige der alten Gebäude waren noch erhalten und wieder sehr gut renoviert.






Während wir weiterfuhren wurde das Wetter immer schlechter, schließlich regnete es nur noch. Unser eigentliches Ziel war Harihari, ein Dörfchen im Nirgendwo. Der dortige Campingplatz war einem Hotel angeschlossen, dass erst 15:00 Uhr wieder öffnete. Da noch eine Stunde Zeit war, stellten wir uns auf einen Stellplatz. Es war ein weicher Rasenplatz, der völlig durchgeweicht war und wo ich schon beim Drauffahren Probleme bekam, weil der Wagen einsank und die Räder durchdrehten. Es war ein völlig leerer Platz, alle „facilities“ waren offensichtlich etwas weiter weg im Hotel.

Nach kurzer Überlegung fuhren wir weiter (solange wir noch von dem Rasen wegkommen) in Richtung Franz-Josef-Gletscher. Wir kamen am Mt. Hercules vorbei, wo es vor ein paar Wochen massive Bergrutsche gab und die Straße SH6 für längere Zeit geschlossen werden musste.

Der Campingplatz in dem Touristenörtchen Franz Josef, den wir uns anhand der Reiseführer ausgewählt hatten, war sehr schön, auch wenn es bei Dauerregen trotzdem keinen Spaß machte.

Zur Feier des (Geburts-) Tages gingen wir in eine der vielen Gaststätten zum Abendessen. Die Gaststätte hatte asiatisch angehauchte Gerichte. Es hat ganz gut geschmeckt, aber war dann doch nicht dem Anlass angemessen.

In unserem Camper heizte ich dann erst einmal kräftig an (Gasheizung). Ich hatte mir zum Geburtstag einen guten neuseeländischen Whisky (South Island Peat ‚Progress Report‘) gekauft und mit ihm stoßen ich und Moni (sie mit Rum) auf den Tag an, begleitet vom ständigen Prasseln des Regens auf das Camper-Dach. Dieses Geräusch begleitete uns durch die gesamte Nacht.
Freitag, der 28.02.2020 – Tagesbeschreibung kurz gefasst: Dauerregen.
Es regnet den ganzen Tag … mal stark, mal sehr stark und manchmal stürmisch. Wir studierten Wetterberichte und Regenradar, aber es war hoffnungslos.



Also verbrachten wir mehr oder weniger den ganzen Tag im Camper.

Am späten Nachmittag wollten wir dann, mit Regenschirmen bewaffnet, doch einmal eine Runde um das Dorf drehen. Außer nassen Hosen und Jacken hat es uns nichts gebracht.
Der Camper ist zwar dicht, aber es sammelte sich an den Innenwänden über die 2 Tage eine ganze Menge Schwitzwasser an, das wir erst mal wieder raus bekommen müssen. Auch die Bettwäsche wird langsam klamm und feucht. Wir brauchen Sonne!
Am Samstag, den 29.02.2020, hatte sich nach zwei dunklen Regentagen der Himmel gelichtet und die Sonne kam ganz langsam zum Vorschein. Wir kippten unseren ursprünglichen Plan, sofort weiter nach Haast und dann auf die andere Seite der Südalpen zu fahren. Wir wollten versuchen, den Franz Josef-Gletscher doch noch zu sehen.

Also fuhren wir – wie viele andere – die Stichstraße zum Parkplatz, von wo aus der Weg in Richtung Gletscher führt. Schon auf dem Weg bemerkten wir, welche gewaltigen Wassermassen aus den Bergen kommt. Kein Wunder, das es so viele Bergrutsche gibt.

Wir stellten das Auto auf dem Parkplatz ab und liefen den kurzen Weg in Richtung Gletscher, denn der Weg war nach ca. 800 m gesperrt. Aber es hat sich trotzdem gelohnt. Wir sahen den Gletscher, der sich in den letzten Jahren gewaltig zurückgezogen hat.



Viele Wasserfälle säumten das Tal.

Wir genossen den Anblick und das schöne Wetter und liefen wieder zum Parkplatz zurück.
Das schöne Wetter sollte laut Wetterbericht zumindest noch ein oder zwei Tage halten, also planten wir, heute nur bis zum Fox Gletscher zu fahren und dort ebenfalls einen Zwischenstopp einzulegen. Die Fahrt war ziemlich kurz, nicht einmal 30 km.

Wir suchten uns zuerst einen Campingplatz, stellten den Camper ab und suchten dann den Weg zum Gletscher. Es führten zwei Wege in das Gletschertal, aber auf dem ersten Weg, den wir nahmen, stand bald ein Schild, dass der Weg nach ein paar Kilometern endet und man keinen Blick auf den Gletscher hat. Also mussten wir notgedrungen umdrehen und den anderen Weg suchen. Dazu mussten wir aber zuerst ca. 1,5 km an der Straße entlang laufen, aber dann hatten wir den Anfang gefunden. Auch hier war die Stichstraße zum Gletscher gesperrt, aber der Wanderweg war offen.

Nach ca. 4 km durch den wie immer faszinierenden Regenwald war der Weg zu Ende. Ein gewaltiger Erdsturz hatte den weiteren Weg unter sich begraben. Also mussten wir mit einem fernen Blick auf den Gletscher vorlieb nehmen.

Zudem hingen die Wolken schon relativ tief, so dass wir die eisbedeckten Bergspitzen nicht sahen. Aber alles besser als Dauerregen !

Der Weg zurück führte bergab und wir waren schnell wieder auf dem Campingplatz. Hier konnten wir noch ein paar Stunden die Sonne aufsaugen. Morgen soll ja auch noch mal schönes Wetter werden.