Nachtrag: Von Christchurch nach Dunedin

Nachdem ich den „Not“-Blog wegen der Corona-Auswirkungen in Neuseeland geschrieben habe, möchte ich noch die Beschreibung der vorhergehenden Reise-Tage nachholen. Das Corona-Thema, das auch während dieser Zeit schon im Hintergrund schwelte, habe ich ausgeblendet. Den aktuellen Stand habe ich ja beschrieben.

Nachdem wir am 18.03. unser repariertes Auto übernommen haben, sollte es am Donnerstag, den 19.03.2020, nach einer Woche Wartezeit in Christchurch endlich weitergehen. Unser grundsätzliches Ziel war, so schnell wie möglich bzw. sinnvoll den Süden zu erkunden, bevor der Herbst endgültig einzieht und vielleicht schon der Winter kommt. Danach wollen wir auf die Nordinsel um dort vor allem die Ostküste und die Mitte zu besuchen. Wir spielen auch mit dem Gedanken, die 9 Monate Visumszeit nicht vollständig zu nutzen, sondern eher nach Australien weiterzureisen. Aber nun ging es zuerst einmal südwärts in Richtung Dunedin.

Bevor wir aber Christchurch verlassen haben, besuchten wir einen Spezialitätenladen, an dem wir schon einige Male mit dem Bus vorbei gefahren waren.

Das Angebot war sehr gut, es gab auch ausgefallene Sachen wie Wachteleier oder Kalbsbries. Es fiel uns schwer, uns für etwas zu entscheiden.

Trotzdem verließen wir den Laden mit einer vollen Tasche …

Autobahnbrücke in Christchurch

Die Fahrt durch die Canterbury Plains und die Canterbury Ebene war ziemlich langweilig und ohne Höhepunkte. Das Land eignet sich nur für extensive Viehwirtschaft, da es oft von Dürren heimgesucht wird. Der Grund dafür ist der vorherrschende Nordwestwind, der an der Westseite der neuseeländischen Alpen zu starken Regenfällen führt (wie wir leidvoll erfahren mussten), während die Ostseite sehr trocken bleibt.

Wir fuhren über Rakaia, wo wir schon einmal waren, über Ashburton bis nach Timaru. Wir kamen bei wunderschönem Wetter in Timaru an.

Es war warm, die Sonne scheint und es kam langsam das Urlaubsgefühl wieder, dass wir so lange vermisst hatten. Der Zeltplatz selbst war ziemlich ältlich, aber für eine Nacht kein Problem.

Am nächsten Morgen (20.03.2020) hat das Wetter wieder einmal vollständig umgeschlagen. Es regnet in Strömen und die Überlegung, ob wir der Stadt Timaru noch einen Besuch abstatten sollen, schwamm sozusagen davon. Wenigstens wollten wir (d.h. eigentlich ich) noch die DB Brewery besuchen, aber der Besucherteil hatte wegen Corona bereits geschlossen.

Also fuhren wir einfach weiter. Die Landschaft wiederholte sich – flache Ebenen soweit das Auge reicht.

Bereits am Vormittag erreichten wir Oamaru, wo wir eigentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Dunedin einlegen wollten. Die schöne Stadt und auch das Wetter, das sich gerade wieder von seiner besseren Seite zeigte, überzeugten uns, einfach Halt zu machen und hier zu übernachten.

Oamaru hat 14.000 Einwohner und ist in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Goldrausch und später durch den Handel mit gefrorenem Fleisch zu großem Reichtum gekommen. Das sieht man auch heute noch an der Vielzahl der viktorianischen Gebäude für Banken, Handelshäuser, Kirchen und sogar ein Opernhaus gab es.

Der Hafen wurde in den 1970er Jahren geschlossen. Vieles ist noch verfallen, manches wurde neu aufgebaut und die Hauptsehenswürdigkeit ist das restaurierte Viertel Oamaru Historic Precinct, wo sich eine ganze Reihe von Künstlern niedergelassen haben.

Wir schlenderten durch die Stadt und landeten zum Mittagessen wieder einmal in einer Craftbier-Brauerei. In der Scott’s Brewery haben wir lecker gegessen und ich habe natürlich eines der Craftbiere probiert.

Wir fuhren zum direkt am ehemaligen Hafen gelegenen Campingplatz. Von dort aus besuchten wir noch die Public Gardens, eine sehr schöne Gartenanlage.

Eigentlich wollten wir auch noch die Kolonie der seltenen blauen Zwerg-Pinguine besuchen, aber dies war nicht so einfach. Es ging nur mit Führung, die pro Person 35 NZ$ kosten sollte und Fotografieren und Filmen ist nicht erlaubt. Daher verzichteten wir und hofften, auf dem Weg weiter in Richtung Süden noch weitere Kolonien zu sehen.

Am nächsten Tag (21.03.2020) sollte es weiter in Richtung Dunedin gehen. Bereits in der Nacht hatte es wieder zu regnen begonnen. In strömendem Regen fuhren weiter auf der SH 1 in Richtung Süden.

Den ersten Stopp machten wir bei den Moeraki Boulders. Die Moeraki Boulders sind bis zu 3 m hohe kugelförmige Felsformationen, die aus dem Sand zu wachsen scheinen. Sie sollen durch Festigungs- und Kristallisierungsprozesse von schlammigen Unterwassersedimenten entstanden sein und sind nur bei Ebbe sichtbar. Wir hatten Glück, denn es war gerade Ebbe. Dafür war das Wetter fies, da es sehr stürmisch war und der Regen fast waagerecht kam. Die Klamotten, insbesondere die Hosen waren trotz Regenschirm schnell durchgeweicht.

Wir bestaunten die großen Kugeln, hielten uns aber nicht lange auf und flüchteten zurück zum Auto.

Auf Empfehlung unserer Reiseführer fuhren wir in das nahegelegene Dörfchen Moeraki. Das Dorf war aber eine Enttäuschung. Hier sollte man frischen Fisch in Hülle und Fülle zu kaufen bekommen. Am Hafen gab es beim „Fishwife“ nur gekochten Lobstern und zwei Packungen abgepacktes Blue Cod Filet. Das hatten wir uns anders vorgestellt.

Zweiter Stopp war der Shag Point. Dort befindet sich eine große Seebären-Kolonie: Außer uns waren keine weiteren Gäste da. Der Aussichtspunkt war eigentlich ideal, um die vielen Tiere zu beobachten, aber das Wetter blieb scheußlich.

Die gerade trocken geworden Hosen wurden wieder pitschnass. Wir versuchten schnell ein paar Bilder und Videos einzufangen und fuhren schnell weiter.

Mittlerweile war es Mittagszeit geworden und wir wollten irgendwo ein Häppchen essen gehen. Bei dem Regen wollten wir aber keine Umwege fahren und landeten dann schon mitten im Zentrum von Dunedin. Zum Glück fanden wir schnell ein schönes Lokal, wo es eine große Auswahl unterschiedlicher kleiner und großer Snacks gab. Wir aßen Wood-fired Sandwiches mit Chicken (Moni) und Pulled Pork (ich).

Danach fuhren wir weiter zum Campingplatz und blieben dort, da das Wetter keine anderen Aktivitäten zuließ, als den Rechner einzuschalten.

Für den nächsten Tag (Sonntag, 22.03.2020) hatten wir uns die Besichtigung von Dunedin vorgenommen. Ausgesprochen wird Dunedin übrigens wie „ Da-nie-den“ mit der Betonung auf „nie“ (Lautschrift: ˈduːnəˌdɪn). Dunedin wurde 1848 durch schottische Siedler gegründet: Dunedin ist Gaelisch für ‚Edinburgh of the South‘, daher auch die gewöhnungsbedürftige Aussprache. Die Stadt hat ca. 130.000 Einwohner und rühmt sich einiger Welt-Rekorde:

  • erste vom Staat finanzierte Schule der Welt für Mädchen 1871
  • erster kommerzieller Überseetransport von TK-Fleisch der Welt von Dunedin nach London
  • einzige Festland-Kolonie von Königs-Albatrossen in der Welt

und natürlich viele erste oder einzige Ereignisse in Neuseeland.

Es war Sonntag und das Stadtzentrum war so früh noch ziemlich leer. Wir schlenderten durch das Zentrum, das von einem großen achteckigen Platz bestimmt wird und daher auch The Octagon heißt.

Links die St. Paul’s Cathedral, rechts die Dunedin Town Hall
Blick vom Octagon zum Bahnhof
Der Bahnhof von Dunedin, angeblich das am meisten fotografierte Gebäude Neuseelands
Der Bahnhof ist auch innen eine Augenweide

Unweit vom sehenswerten Bahnhof befindet sich die älteste Craftbier-Brauerei Neuseelands: Emerson’s.

Die Brauerei hatte noch offen, hatte aber schon spezielle Regelungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise getroffen: ein spezieller Eingang wo sich alle Besucher in eine Besucherliste eintragen mussten (zwecks möglicher Nachverfolgung von Infektionsfällen), man sollte sich die Hände desinfizieren und überall wurde immer wieder geputzt und desinfiziert. Es waren auch nicht viele Leute da.

Ich kostete eines der Biere und danach wollten wir unbedingt noch zur Baldwinstreet, der steilsten Straße der Welt. Nach einem Blick auf den Stadtplan liefen wir los. Bei der Entfernung hatten wir uns aber ganz schön verschätzt, der Weg war doch wesentlich länger als gedacht. Wir kamen am weitläufigen Gelände der Universität Otago vorbei, quasi eine Stadt in der Stadt. Die Universität ist bei in- und vor allem auch bei ausländischen Studenten beliebt. Etwa 20.000 Studenten beleben die Stadt.

Irgendwann hatten wir dann aber die Baldwinstreet erreicht und waren beeindruckt. Sie ist mit 35% Steigung die steilste Straße der Welt und ein Touristenspot. Wir ließen es uns nicht nehmen, die Stichstraße bis zum oberen Ende zu erklimmen. Übrigens steht am Straßenanfang ein Schild, dass die Straße nicht für Campervans geeignet ist.

Auch wir mussten solch ein Foto machen…

Von dort aus ging es nach einer kurzen Trinkpause in einer kleinen Bar zurück zum Campingplatz, wo wir ziemlich fußlahm angekommen sind.

Heute war wieder einmal ein lokaler Feiertag, der Otago Anniversary Day, der immer an einem Montag gefeiert wird, der am nächsten am eigentlichen Jahrestag, dem 23. März liegt. Heute (23.03.2020) stimmt es also sogar. Anlass ist die Gründung der Provinz Otago am 23. Marz 1853. Die Provinzen Neuseelands wurden 1876 abgeschafft und sind heute durch Distrikte und Regionen ersetzt. Für die Grenzziehung für die regionalen Feiertage gibt es aber noch die ansonsten ungültigen Provincial Districts.

Wir hatten schon am Vortag eine Eisenbahnfahrt durch die Taieri Gorge (Taieri-Schlucht) gebucht. Durchgeführt wird die Fahrt durch die Dunedin Railways, einer privaten Gesellschaft, die die Strecke 1996 gekauft hat, da sie von der Regierung stillgelegt werden sollte. Die Fahrt führt von Dunedin über 58 km nach Pukerangi und durch 12 Tunnel. Die Abfahrt war für 09:30 Uhr angegeben und die Fahrt sollte rund 4,5 Stunden dauern.

Der Zug war trotz der Aufregung um die Corona-Krise relativ gut gefüllt und fuhr auch pünktlich ab.

Vorher hatte sich noch der Schaffner, der eigentlich als Reiseleiter fungierte, persönlich bei allen Reisenden vorgestellt. Während der gesamten Fahrt gab er interessante Informationen über die Strecke, die Landschaft und erzählte einige Anekdoten. Er sprach ausnahmsweise mal ein vernünftiges Englisch, so dass ich das Meiste verstehen konnte.

Die Fahrt führte zuerst auf der normalen Nord-Süd-Verbindung der Eisenbahn und zweigte dann in die Taieri Schlucht ab. Das Tal wurde immer tiefer und eindrucksvoller.

Das 47 m hohe Wingatui Viadukt

Die Bahnstrecke war schon ziemlich abenteuerlich und es erstaunt uns immer wieder, was Menschen so erschaffen können.

Die Bauzeit betrug insgesamt 27 Jahre, wobei für den schwierigsten Abschnitt, der „nur“ 300 m lang ist, allein zwei Jahre gebaut wurde. Der Fluß Taieri war völlig naturbelassen. Es führt keine Straße oder Pfade durch das Tal.

Gegen 12:00 Uhr erreichten wir die Endstation in Pukerangi. Sie liegt auf 248 m Höhe in einer rauen Gebirgslandschaft. Der Zug machte 10 Minuten Pause, die Lok wurde umrangiert und ein paar Passagiere (Touristen) stiegen ein und aus.

Die Rückfahrt auf der gleichen Strecke dauerte nicht ganz solange und gegen 14:00 Uhr waren wir wieder in Dunedin.

Zwischenzeitlich hatte die Regierung in einer Pressekonferenz den Lock Down ab Mitternacht von Mittwoch zu Donnerstag verkündet und einige verfolgten die Pressekonferenz per Smartphone, so dass es auch wir mitbekamen.
Mit unserem Camper fahren wir einkaufen, um uns für die nächsten Tage einzudecken. Die Regale waren an vielen Stellen wie leergefegt, z.B. gab es kein Mehl, die Gewürze waren stark ausgedünnt und natürlich waren auch die Regale mit Toilettenpapier und Desinfektionsmittel leer.
Es begann wieder zu regnen und die Temperaturen fielen in den Keller (4°C). Eigentlich war für den nächsten Tag der Besuch der Albatross-Kolonien und evtl. der Pinguin-Kolonien geplant, aber aufgrund des bevorstehenden Lock Down müssen wir alles umplanen. Wir steuern erst einmal den TOP10 Holiday Park an und richten uns bei strömenden Regen ein.

Wir verfolgen auf unserem neuen Fernseher im Camper die Pressekonferenz

Abends machten wir dann eine „Familien-Krisensitzung“, diskutieren alle möglichen und eigentlich unmöglichen Varianten und entschieden uns für die Einquartierung in eine AirBnB Unterkunft. Mit uns steht eine deutsche Familie mit vier (!) Kindern auf dem Zeltplatz. Sie wollen morgen noch nach Geraldine auf einen Farmstay („Urlaub auf dem Bauernhof“) und dann einfach sehen, wie es weiter geht. Ich glaube, das war etwas zu optimistisch…

Alles weitere steht bereits in dem schon veröffentlichten Blog-Beitrag.

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