Die Situation hat sich in der letzten Woche nicht geändert, im Großen wie im Kleinen. Wir versuchen unseren Tagen eine Struktur zu geben, damit keine Langeweile aufkommt. Was wir so machen, habe ich schon im vorhergehenden Beitrag beschrieben. Trotzdem hat man ab und zu das Gefühl, dass der „Lagerkoller“ nicht mehr weit ist.
Die Neuseeländer sind im Umgang mit COVID-19 ziemlich diszipliniert. Ein Video vom Ostersonntag in Christchurch dazu ist ziemlich eindrucksvoll. Natürlich gibt es auch Verstöße gegen die Lock Down Regeln. Wenn die Polizei eingeschaltet wird, gibt es erst eine mündliche Ermahnung, dann eine schriftliche und dann droht Gefängnis. Es wurde schon von einigen Fällen berichtet, wo bei starken Verstößen, die Polizei den Delinquenten dem Richter vorgeführt hat, der Richter am selben Tag die Schuld festgestellt hat und dann musste die Haftstrafe von 3 Monaten sofort angetreten werden.
Die Regeln und Hinweise selbst werden in den Zeitungen (siehe letzten Blog-Beitrag) und im Radio immer wieder gepredigt. Im Radio – das läuft bei uns den ganzen Tag – kommen solche Nachrichten aller halben Stunden. Mittlerweile ist es nervig. Zwei Beispiele kann man mal hier hören:
Aber einen Vorteil hat dies: die Regeln sind landesweit einheitlich und transparent. Den Unterschied zwischen Deutschland und Neuseeland hat eine in Neuseeland lebende Autorin in einem Artikel aus meiner Sicht sehr gut beschrieben. Für alle die es eilig haben, habe ich eine deutsche Übersetzung eingestellt.
Gestern haben wir unseren Aufenthalt nochmals um eine Woche bis zum 22.04. verlängert. Unsere Vermieter haben aber mitgeteilt, dass sie das Apartment danach für ihre Familie brauchen. Eine weitere Verlängerung ist also nicht möglich. Nach einer ersten Panik haben wir beschlossen, uns schon mal nach einem anderen Quartier umzusehen. Aufgrund des Lock Down wissen wir nicht, welche Möglichkeiten es überhaupt noch gibt. Von unseren Spaziergängen kennen wir die Straße, die an der Orago University entlangführt und wo Motels und Backpacker-Unterkünfte wie an einer Perlenkette gereiht zu finden sind. Also machten wir uns auf den Weg und siehe da, die Hälfte der Motels scheint noch offen zu haben. In einem Motel haben wir uns auch schon ein Zimmer angesehen. Es scheint also kein großes Problem zu sein – Gott sei Dank.
Ob wir das Quartier brauchen oder nicht, wird sich Anfang nächster Woche entscheiden. Am Montag, den 20.04., will die Regierung verkünden, wie es nach dem offiziellen Ende des Lock Down nach vier Wochen weiter gehen soll. Offensichtlich ist die Rückstufung vom jetzigen Level 4 auf Level 3 im Gespräch. Das würde aber für uns wahrscheinlich immer noch bedeuten, dass wir nicht weiterreisen dürfen. Wie das Level 3 konkret aussehen würde, will die Premierministerin am Donnerstag (16.04.) verkünden. Es bleibt also alles spannend. Aber egal wie wir es drehen, unsere Weltreise hatten wir uns anders vorgestellt …..
Wir wollten um diese Zeit eigentlich auch schon wieder auf der Nordinsel sein, denn langsam zieht hier auf der Südinsel fast winterliches Wetter ein: in den Bergen liegt die Schneefallgrenze zwischen 500…700 m, die ersten Pässe, z.B. zum Milford-Sound melden schon Schnee und heute Morgen waren es hier unten auf Meereshöhe 3°C und es hat auch gehagelt.
Der letzte Flug nach Deutschland, der von Air New Zealand durchgeführt wurde, ist heute geflogen, gestern die letzte Lufthansa-Maschine. Damit sind rund 10.000 Deutsche in der größten Rückführungsaktion der deutschen Geschichte wieder zurück nach Deutschland gebracht worden. Ursprünglich hatten sich 12.000 in die Fluglisten eintragen lassen. Also gibt es außer uns auch noch andere „Verrückte“, die hier ausharren wollen/müssen. Über Facebook hat sich bereits eine entsprechende Gruppe Deutscher, die mit dem Camper unterwegs waren, gegründet. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Wir wollen auf jeden Fall nicht ohne unseren Camper das Land verlassen. Ihn hier stehen zu lassen wäre zwar wahrscheinlich möglich, aber wann Neuseeland die Grenzen jemals wieder aufmacht, steht in den Sternen. Bei dem Ziel, Neuseeland coronafrei zu machen und zu halten, spielt die Grenzsicherung/-blockade die entscheidende Rolle. Realistischer ist die Chance, doch noch im Lauf des Jahres weiter nach Australien zu kommen, denn es gibt erste Stimmen, dass Neuseeland und Australien eine gemeinsame „Bubble“ bilden könnte, sofern in beiden Ländern die entsprechenden Level erreicht werden. Wenn wir doch gezwungen wären mit dem Camper nach Deutschland zurück zu kommen, dann wäre die große (Welt-)Reise wohl endgültig zu Ende.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder von sehenswerten Graffiti in Dunedin, die wir bei einem unserer Spaziergänge aufgenommen haben. (siehe auch Beitragsbild):





Und noch etwas aus der alternativen Szene….

