Lock Down – Woche 6

Wie es uns geht? Die Antwort auf diese Frage ist

wie die Antwort auf alle Fragen
😉.

ZurĂŒck von der Science-Fiction-Literatur, die ich frĂŒher verschlungen habe, zur RealitĂ€t. Wir sind jetzt genau 42 Tage im Lock Down. Zwar nicht mehr im Level-4, sondern im Level-3, aber es Ă€ndert ja nichts an der Tatsache, dass wir immer noch nicht weiterfahren dĂŒrfen.
Mittlerweile haben sich im Level-3 ein paar Sachen verbessert. In den SupermĂ€rkten haben die Frische-Abteilungen (Fisch-, Fleisch-, Backwarenabteilung) wieder geöffnet und das Hamstern hat offensichtlich aufgehört. Viele Restaurants und CafĂšs haben sich auf Take-away-Angebote eingestellt, bzw. nehmen Bestellungen online entgegen, die man dann am Schalter abholen kann. Auch viele andere GeschĂ€fte und WarenhĂ€user haben solche Wege gefunden, um – das ist die Forderung gemĂ€ĂŸ Level-3 – kontaktlos verkaufen zu können.

Die Lage rund um das Coronavirus hat sich in Neuseeland stark verbessert. Die letzten zwei Tage gab es Null FĂ€lle, vorher waren es zwischen 1
6, einmal auch noch 9. Aber man scheint alle FĂ€lle auf bestehende Erkrankungen zurĂŒckverfolgen zu können. Die befĂŒrchtete „wilde“ Ansteckung im normalen Zusammenleben der Menschen gibt es nicht mehr. Die Regierung hĂ€lt aber nach wie vor daran fest, erst am nĂ€chsten Montag, dem 11.05.2020, ĂŒber die weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Von der Opposition kommt der (erfolglose) Ruf, entsprechend der aktuellen Lage zu entscheiden und nicht nach einem festen Datum, sprich auch frĂŒher lockern zu können. Morgen, also am Donnerstag will die Regierung bekannt geben, wie eine Herunterstufung auf Level-2 aussehen könnte, die frĂŒhestens am Mittwoch, den 13.05.2020 verkĂŒndet wĂŒrde. Wenn dann der lokale Verkehr nicht normalisiert wird, haben wir wieder Pech. Aber wir mĂŒssen halt abwarten. Falls wir nicht weiterfahren können, wollen wir auf jeden Fall noch einmal in Dunedin umziehen, denn wir brauchen dringend wieder einen Tapetenwechsel, auch wenn die jetzige Wohnung fast ideal ist.

FĂŒr uns sehr interessant sind die GesprĂ€che zwischen Australien und Neuseeland ĂŒber eine „trans Tasman Bubble“, sprich einen offenen Grenzverkehr zwischen den beiden LĂ€ndern. Die Idee wurde bereits vor 2 bis 3 Wochen ins GesprĂ€ch gebracht und hat jetzt zu konkreten RegierungsgesprĂ€chen gefĂŒhrt. Die Premierministerin Ardern hat an einer Kabinettssitzung des australischen Kabinetts teilgenommen, wo auch dieser Punkt diskutiert wurde. Auch wenn es noch keine konkreten Vereinbarungen gibt, ist es wohl der feste Wille beider Seiten , diese Grenzen auf jeden Fall wieder zuerst zu öffnen.

Quelle: Ortago Daily Times, 06.05.2020

Da wir genug Zeit haben, lesen wir viel im Internet. In der FAZ bin ich auf einen sehr interessanten Artikel zum Thema Neuseeland und Umwelt gestoßen. Viele Dinge hatten auch wir schon bemerkt: die sehr großen Kuhherden, die zwar im Freien grasen dĂŒrfen, das aber auf jeweils sehr kleiner FlĂ€che, die riesigen BewĂ€sserungsanlagen, die wir gesehen haben, das Thema „Top Dressing“ (im Zusammenhang mit einem tödlichen Absturz eines solchen Flugzeuges), die Abholzung der UrwĂ€lder und die Monokulturen mit schnellwachsenden Kiefern u.v.a. Der Artikel wurde auch in der deutschen Facebook-Gruppe, die von den „gestrandeten Deutschen“ gegrĂŒndet wurde, kontrovers diskutiert, aber zum Thema Wasserverschmutzung erschien Ende April auch ein Artikel im NZ Herald, mit Ă€hnlichen Aussagen. Die Gefahr durch den ĂŒberbordenden Tourismus scheint ja fĂŒr die nĂ€chsten Jahre gebannt. Der Rest der Probleme bleibt.

Eine lustige Facette der COVID-19-Zeit ist der Hype, der um die Premierministerin Ardern aber noch mehr um den General-Direktor der Gesundheitsbehörde Dr. Ashley Bloomfield (Director-General of Health and Chief Executive) gemacht wird. Beide halten ja zusammen die tĂ€glichen Pressekonferenzen, die pĂŒnktlich um 13:00 Uhr offensichtlich von den meisten NeuseelĂ€ndern verfolgt werden. Mit seiner Art kommt er sehr gut sowohl bei der Presse als auch bei der Öffentlichkeit an. Mittlerweile hat er auch einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Eine Initiative hat T-Shirts und Taschen mit seinem Konterfei drucken lassen und fĂŒr wohltĂ€tige Zwecke verkauft. Eine SĂ€ngerin hat ein lustiges Liebeslied fĂŒr ihn veröffentlicht. Und in Facebook gibt es schon Fangruppen. FĂŒr deutsche VerhĂ€ltnisse – glaube ich – nicht vorstellbar, bei diesem Thema und bei den handelnden Personen.
Sein Chef, der Gesundheitsminister, ist ja in Ungnade gefallen, weil er sich im Level-4 zweimal hat erwischen lassen, wie er gegen die eigenen Regeln verstoßen hat.

Ansonsten ziehen die Tage im mittlerweile eingespielten Rhythmus vorbei: Nach dem FrĂŒhstĂŒck Einkaufen gehen, Mittagessen kochen, nachmittags je nach Wetterlage spazieren gehen und nach dem Abendessen dann mit alten Videos in Erinnerungen schwelgen. Zwischendurch das Essen fĂŒr den nĂ€chsten Tag planen (ich), ab und zu WĂ€sche waschen (Moni).

Neben der Arbeit an meinen Filmen habe ich als geistige „FingerĂŒbung“ nach langer Zeit mal wieder angefangen zu programmieren. Diesmal eine App fĂŒr mein Smartphone. (FĂŒr IT-Versierte: Mit Android Studio 3.x und Kotlin als Programmiersprache, SQLite als Datenbank mit Room als Abstraktionsschicht).

Ansonsten werden die Tage fĂŒhlbar kĂŒrzer. Die Temperaturen fallen, auch wenn es vereinzelt noch Sonnentage gibt, wo 19 bis 20°C erreicht werden. Die Schneefallgrenze sinkt weiter, der Winter kommt….

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