Nachdem wir gestern sehr enttäuscht waren, dass es keine Angebote mehr gibt von Manapouri zu den Doubtful Sounds zu fahren, wollen wir heute (Freitag, 22.03.2020) in das nur 20 km weit gelegene Te Anau fahren, das Ausgangspunkt für Ausflüge zum Milford Sounds ist. Wir starteten bei gutem und relativ warmem Wetter (etwa 13°C) und waren nach einer halben Stunde schon in Te Anau.

Ich hatte gestern noch im Internet gesucht und ein paar interessante Informationen gefunden. Als erstes gab es tatsächlich noch mindestens einen Anbieter, der Rundfahrten auf dem Milford Sound per Schiff anbietet, Voraussetzung ist eigene Anreise. Dazu hatte ich auch weitere Informationen gefunden, die die Straßenbedingungen etwas näher erläuterten. Es gibt in Te Anau auf der Zufahrtsstraße zum Milford Sound ein großes Hinweisschild, wo aktuelle Einschränkungen, z.B. wegen Schneefalls angezeigt werden.

Zusätzlich gibt es nach 8 km einen weiteren Kiosk, der im Winter bei entsprechendem Wetter besetzt ist und z.B. das Vorhandensein von Schneeketten kontrolliert. Wir fuhren beide Punkte ab und es waren keinerlei Einschränkungen angeschrieben.

Wieder zurück in der Stadt checkten wir gleich beim TOP10 Holiday Park ein, der sehr zentral quasi mitten in der Stadt liegt.

Danach starteten wir unseren Rundgang durch den Ort. Er war bis vor kurzem ein Touristen-Hotspot und wirkte jetzt wie ausgestorben. Alle Büros der vielen Reiseveranstalter waren geschlossen, sogar die offizielle Touristeninformation (i-Site) war nicht besetzt. Die Hoffnung hier noch andere Möglichkeiten eines Ausfluges zu finden fiel flach.


Daher buchte ich bei dem einzigen Veranstalter Online und wir müssen dann morgen die 120 km von Te Anau zum Milford Sound mit Eigenanreise bewältigen. Kritischer Punkt ist der Homer Pass in knapp 1000 m Höhe, aber das Wetter scheint mitzuspielen. Es droht kein Schnee oder Eis und für die Schifffahrt scheint das Wetter auch gut zu werden.

Dann gingen wir erst einmal in dem einzigen offenen Restaurant in Te Anau, einem Chinesen, Mittagessen. Danach bummelten wir noch durch die Stadt. Als wir bei der Post vorbei kamen, entschlossen wir uns, dass wir das Paket (Prospekte, Souvenire u.a.), das wir schon lange nach Deutschland schicken wollten, nunmehr packen und absenden wollen. Die Abgabe war problemlos, mal sehen ob und wann es in Deutschland ankommt…

Nachmittags und abends kümmerten wir uns um diverse Kleinigkeiten und Arbeiten am Rechner. Und wir waren voller Erwartung, was uns morgen erwarten wird.
Heute Morgen (Samstag, 23.05.2020) war zwar kein Superwetter, aber es regnete nicht, es war nicht allzu kalt und die Sicht auf die Berge war gut. Wir frühstückten in Ruhe und fuhren dann in Richtung Milford Sound. Vor uns lagen 120 km Hinweg und natürlich auch wieder zurück. Die Straße SH 94 führte zuerst am See entlang. Der Lake Te Anau ist der größte See der Südinsel. Bis zur Grenze zum Fiordland National Park wechselten sich Buschlandschaften mit Weiden ab. Der Fiordland-Nationalpark ist mit über 12.500 km² Fläche der größte Nationalpark Neuseelands.

Später führte die Straße durch Natur-Wald (also keine Kiefer-Wälder) und es gab viele Stellen, wo man halten konnte, wo Wanderwege abzweigten oder wo auch einfache Zeltplätze eingerichtet sind. Dörfer oder Häuser gibt es dann keine mehr.

Wir hielten kurz an den Mirror (Spiegel) Seen.

Dann ging die Fahrt am Lake Gunn und am Lake Fergus vorbei.

Später sahen wir die Spuren der Unwetter im Februar 2020, wo allein 78 Wanderwege stark beschädigt worden waren, die Straße, die wir gerade fuhren, unbefahrbar wurde und Hunderte von Urlaubern am Milford Sound festsaßen. Von all dem war nur noch wenig zu sehen. An 4…5 Stellen wurde die Straße kurz einspurig, da ein Teil weggespült worden war.

Dann erreichten wir den Homer Tunnel in 945 m Höhe. Er wurde 1935 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begonnen, aber erst 1954 offiziell eröffnet.

An einer Ampel mussten wir 3 Minuten warten, dann konnten wir in den Tunnel fahren. Er ist 1200 m lang, mittlerweile etwas beleuchtet und hat vom Südportal ein starkes Gefälle in Richtung Milford Sound. Er ist relativ breit, so dass sich zwei Autos ausweichen könnten, aber bei zwei Bussen oder Wohnmobilen würde es schwierig. Auf jeden Fall waren wir froh, den Tunnel hinter uns gebracht zu haben. Dann war es nur noch ein kurzes Stück bis hinunter in den Hafen von Milford Sound. Das Besucherzentrum hatte geschlossen, das Cafe und Restaurant verkauft nur Heißgetränke als Takeaway. Zum Glück haben wir ja mit unserem Camper alles dabei, so dass wir erst einmal ein kleines Mittagessen machten und dann zum eigentlichen Hafen liefen.

Das Abfahrtsgebäude war riesig, es waren knapp 30 Parkplätze nur für Bussen eingerichtet und es lagen 7 oder 8 große und kleine Schiffe im Hafen.

Wider Erwarten waren mehr Leute da, als wir dachten. Offensichtlich fuhren doch noch ein paar Schiffe.

Unser Schiff mit Lucy Tours ging pünktlich 13:30 Uhr. Gemäß Level-2 Regeln war nur jeder zweite Tisch besetzt, damit man das Social distancing einhalten konnte. Aber es waren auch einige Familien mit Kindern dabei, die es natürlich damit nicht genau nahmen.
Die Fahrt selbst war schön, es ging an einer eindrucksvollen Fels-Landschaft durch den Fjord. Es gab eine ganze Reihe von spektakulären Wasserfällen. An einigen fuhr der Kapitän den Katamaran sehr dicht heran, schon ein Erlebnis. Der Fjord ist insgesamt 15 km lang, bevor er in die tasmanische See übergeht. Das Wetter war nicht schlecht, aber die Sonne kam nicht durch, erst als wir schon fast wieder zurück im Hafen waren. Aber wenn man bedenkt, dass es hier ca. 180 Regentage im Jahr gibt konnten wir zufrieden sein.

Wir ließen die Landschaft auf uns wirken und genossen die 2-stündige Fahrt, von der wir gar nicht mehr gehofft hatten, sie machen zu können.








Der Rückweg mit dem Auto war dann relativ einfach. Wir kannten den Weg, machten auch keine Fotostopps mehr und fuhren zügig zurück nach Te Anau. Es war schon ziemlich dunkel als wir am Campingplatz ankamen und uns wieder auf unseren Stellplatz begaben.
Heute (Sonntag, 24.05.2020) hieß es Abschied von Te Anau zu nehmen. Unser nächstes Ziel war Queenstown. Die Strecke war mit knapp 180 km angegeben. Nach einem kurzen Einkauf starteten wir. Die Straße führte erst westwärts und dann nach Norden durch eine relative langweilige Hügellandschaft.

Zwei, drei kleine Ortschaften passierten wir, ehe wir gegen Mittag in Kingston am Lake Wakatipu ankamen.

Der See ist nach dem Lake Te Anau flächenmäßig der zweitgrößte See der Südinsel, aber mit 84 km Länge der längste See. Die Straße führte dann über knapp 50 km immer am See entlang.

Es gab wunderschöne Aussichten auf den See und die umgrenzenden Berge.

Wir machten ab und zu einen Fotostopp und kamen dann gegen 14:00 Uhr in Queenstown an. Darüber werde ich aber im nächsten Blog berichten.
Nachtrag
Wir sind nicht die einzigen ausländischen Touristen, die den Lock Down hier abgewartet haben, wie dieser Artikel aus der Otago Daily Times zeigt.
