Central Otago

Am Donnerstag, den 28.05.2020, starteten wir in Cromwell. Das Wetter war sehr schlecht, 4…5°C, Nieselregen und sehr tief hängende Wolken. Durch den Wind fror man noch mehr. Trotzdem wollten wir noch ein kleines Stückchen altes Cromwell anschauen. Mit dem Bau des Clyde-Staudamms ab 1979 wurde der überwiegende Teil von Cromwell überflutet nur ein paar Gebäude blieben erhalten. Die Häuser waren schön hergerichtet, aber das Wetter lud nicht zu einer größeren Pause ein.

Die Fahrt führte am Lake Dunstan weiter in Richtung Wanaka. Der See entstand durch das Aufstauen des Clutha Rivers durch den Clyde-Damm. Wir kamen zuerst an vielen Obstanbaugebieten vorbei, wo natürlich zu dieser Jahreszeit auch nichts zu sehen. Daher fuhren wir zügig durch bis Wanaka. Wanaka kannten wir ja bereits von unserer Rückkehr von der Westküste. Da wir zwei Tage da waren, kannte ich mich aus und brauchte keinen Stadtplan. Dann überlegten wir, ob wir die angepeilte Fahrt durch das Cardrona-Tal machen sollten. Trotz der noch vorhandenen Wolkendecke beschlossen wir, los zu fahren und hatten Glück. Mit jedem Meter, den wir hinauf in das Cardrona Valley fuhren wurde das Wetter besser und schließlich war der Himmel wolkenlos. Das Tal ist landschaftlich sehr schön.

Nach 30 km erreichten wir das gleichnamige Dorf Cardrona mit dem fotogenen Hotel und weiteren alten Gebäuden.

Da das Wetter jetzt sehr gut war, fuhren wir weiter bis auf den Pass in 1075m Höhe, mit einer fantastischen Sicht auf den Lake Wakatipu und Queenstown.

Wir fuhren aber wieder zurück nach Cardrona, wo sich seit ein paar Jahren eine Brennerei befindet.

Ihr Hauptprodukt ist Whisky, sie brennen aber auch Wodka, Gin und stellen einen Orangen- und einen Holunderlikör her. Allerdings von jeder Kategorie nur eine Sorte.

Da ich Auto fahren musste und mich die Beschreibung des Whiskys nicht überzeugte (dazu hat auch der Preis beigetragen), verzichtete ich auf eine Probe und den Kauf eines Whiskys. Aber Moni sprang in die Bresche, probierte den Gin und war überzeugt. Mit einer Flasche Gin in einer schönen Holzkiste liefen wir zum Auto zurück.

Am Parkplatz sahen wir uns noch den BH-Zaun an. Er soll die Aufmerksamkeit auf den Brustkrebs legen und man kann dort für karitative Zwecke spenden.

Gegenüber befindet sich übrigens die Zufahrt zu einem schönen Ski-Gebiet. Die Saison beginnt hier ab 15. Juni und geht bis 15. Oktober.

Auf der Rückfahrt änderte sich das Wetter in umgekehrter Reihenfolge. In Wanaka war es wieder wolkenverhangen und kalt. Wir checkten auf dem gleichen Campingplatz ein, wie damals im März. In Wanaka kaufte ich mir ein paar dicke Handschuhe, da ich meine in Deutschland gelassen hatte und dachte so etwas brauche ich nicht mehr…

Der nächste Tag (Freitag, 29.05.2020) brachte keine Wetteränderung: dicker Nebel bzw. Wolken, nasskalt bei 3°C. Heutiges Ziel war, es so weit wie es geht, wieder an die Ostküste zu kommen, um von dort aus in Richtung Norden zu fahren.

Zuerst geht es den gleichen Weg zurück, den wir von Cromwell aus genommen hatten, dann fuhren wir aber auf der anderen Seite des Lake Dunstan bis Cromwell.

Blick auf Cromwell

Nach einem kurzen Fotostopp ging die Fahrt weiter im Tal des angestauten Clutha-Flusse, der eigentlich eine Verlängerung des Lake Dunstan ist. Die Landschaft war beeindruckend. Das Tal war schmal auf beiden Seiten und die Felsen gingen relativ schnell nach oben. Durch die Wolken waren aber nur die ersten 100…200 m zu erkennen.

Wir machten ein paar Fotostopps – den letzten oberhalb der Staumauer kurz vor dem Örtchen Clyde.

In Clyde erkundeten wir das Zentrum, d.h. wir liefen ca. 100 m die Straße auf und ab. In einem kleinen Restaurant haben wir ganz vernünftig gegessen: Moni ein Omelett mit Pilzen, ich eine japanische Ramen-Suppe mit Schweinefleisch.

Nächster Halt: Alexandra. Es gab eigentlich nur zwei erwähnenswerte Sehenswürdigkeiten: zum einen die Reste einer alten Brücke …

…. und die überdimensionale Uhr am gegenüberliegenden Berghang, die immerhin einen Durchmesser von 11 m hat und abends beleuchtet ist.

Es war noch zu früh, ein Quartier zu suchen, also fuhren wir weiter entlang des Clutha-Flusses. Er wird noch einmal kurz vor Roxburgh aufgestaut und bildet dort den Lake Roxburgh.

Wir mussten dann ein letztes Mal den Fluss überqueren. Die Brücke war sehenswert: eine einspurige, klapprige, alte Holzbrücke. Nunmehr hatten wir entschieden bis nach Lawrence zu fahren.

Dann der Schock: der einzige Campingplatz hier hat den ganzen Winter geschlossen. Da die heutige Etappe schon sehr lang war, wollten wir nicht mehr weiterfahren und suchten uns im Ort eine Unterkunft. Für 60 € bekamen wir ein schönes Zimmer und konnten den Camper direkt vor unserem Apartment abstellen.

Hier fanden wir ein schönes Zimmer.

Leider ist der Aufwand, alle benötigten Sachen aus dem Camper zu holen und wieder einzuräumen sehr hoch. Aber es half nichts. Sogar die mühsam erstandene Hähnchenleber mit Zwiebel konnte ich im Camper zubereiten (hier bekommt man höchstens Lamm-Innereien, Geflügelleber ganz selten und Schweine- oder Rinderleber gar nicht.)

Am nächsten Morgen (Samstag, 30.05.2020) mussten wir relativ früh aufstehen, da der Parkplatz für einen kleinen Trödelmarkt benötigt wurde. Wir waren gegen 08:30 Uhr startbereit, aber das Dach lies sich nicht ohne weiteres einfahren. Nachts waren -1°C und das Kondenswasser im leeren Camper war an der Zeltwand gefroren. Mit Müh und Not konnten wir auf der Straße das Dach wieder herunterfahren. Mit offenem Dach können wir nicht fahren…

Ich hatte eine Nebenstrecke ausgesucht, die im morgendlichen Winterlicht sehr schön wirkte.

Auf der autoleeren Straße fuhren wir durch die Hügellandschaft bis wir wieder auf die Clutha stießen.

In Balclutha, kurz vor der Mündung der Clutha in das Meer machten wir eine kurze Kaffeepause und setzten die Fahrt fort.

In den letzten Tagen hatten wir uns überlegt, doch noch einmal nach Dunedin zu fahren – besser gesagt in das Albatross-Zentrum auf der Otago Peninsula. Wir waren ja am ersten Tag nach dem Übergang von Level-3 auf Level-2 schon einmal dort, aber damals war es noch geschlossen und wir mussten unverrichteter Dingen zurückfahren. Heute fuhren wir zuerst in das Zentrum von Dunedin und aßen dort Mittag.

Danach checkten wir am Rande von Duniden auf dem Zeltplatz ein, wo wir schon einmal waren. Gegen 13:30 Uhr waren wir am Albatross-Zentrum und erst einmal enttäuscht: alle Touren für heute waren ausgebucht. Nach kurzer Überlegung entschlossen wir uns, die Albatross-Tour für morgen Mittag zu buchen und heute nur die Pinguin-Tour um 17:30 Uhr zu machen.

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, machten wir noch einen längeren Spaziergang und waren pünktlich zurück. Hier gibt es eine Kolonie von Blauen Zwerg- Pinguinen, die tagsüber im Meer sind und erst zum Sonnenuntergang an den Strand kommen und in ihre Nester kriechen. Diesen Moment muss man abpassen, aber auf die Pinguine soll man sich verlassen können.

Vom Albatross-Zentrum führte ein Weg hinunter an den Strand, wo es eine große Aussichtplattform gibt.

Mittlerweile war es stockdunkel geworden, die Plattform leuchtete aber den Strand etwas aus. Zum Sehen reicht es, zum Fotografieren oder Filmen war es sehr schwierig. Schließlich kam eine Gruppe der kleinsten Pinguine der Welt in einer V-Formation an den Strand geschwommen und watschelte mit beeindruckender Schnelligkeit der Strand hinauf und verteilte sich dann in die einzelnen Nester.

Das Ganze war lustig und auch schön anzusehen, aber nach 10 Minuten war das Spektakel vorbei und man hörte die Pinguine nur noch laut im Gras schnattern.
Ich habe ein kleines Filmchen erstellt, damit man sich das besser vorstellen kann, auch wenn die Qualität schlecht ist, aber das Licht gab nicht mehr her:

Die kurvenreiche Rückfahrt zum Zeltplatz im Dunkeln und mit einigen Baustellen war nicht so prickelnd, aber das schöne Pinguin-Erlebnis überwog die Beschwerlichkeiten.

Heute (Sonntag, 31.05.2020) stand der 2. Teil unseres Ausfluges zum Albatross-Zentrum an. Hoffentlich mussten wir jetzt zum letzten Mal diese Strecke (60 km hin und zurück) fahren. Die wegen „social distancing“ relativ kleine Gruppe wurde von einem Guide abgeholt. Er führte uns in einen kleinen Kinosaal, wo wir uns einen kurzen, aber sehr informativen Film über die Albatrosse ansahen. Danach ging es hinauf zur Aussichtsplattform. Die Kolonie der Albatrosse liegt auf der abgelegenen Seite des Hügels. Von dort aus konnten wir schon einmal drei Nester mit je einem Jungvogel sehen.

Jetzt hieß es nur noch warten, ob sich einer der Altvögel sehen lässt. Die Albatrosse fliegen 2…4 Tage auf das Meer um zu jagen und kehren erst dann wieder zum Nest und zum Jungvogel zurück. Aber wir hatten großes Glück. Es schwebten mehrere der Königs-Albatrosse ein, die eine Spannweite von bis zu 3 m haben können. Ein majestätischer Anblick !

Der Guide war hellauf begeistert und sagte, es wäre die beste Tour seit dem Ende des Lock-Down. Da hatten wir einmal Glück.

Auch hier noch ein kleines Filmchen:

Dann geht es zurück nach Dunedin und von dort aus auf die Hochebene von Central Otago, etwa 400 bis 500 m hoch. Die Fahrt war interessant, aber die Gegend war gottverlassen, keine Dörfer oder Gehöfte.

Wir wollten aber diesen Abstecher machen, um nicht den gleichen Weg wieder in Richtung Christchurch fahren zu müssen.

Ich hatte sicherheitshalber im Internet gecheckt, ob der Campingplatz in Middlemarch geschlossen ist, aber auf der Webseite stand nichts davon. Um so größer war die Enttäuschung, dass der Campingplatz doch bis auf weiteres wegen Corona geschlossen hat.

Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass wir jetzt doch noch einmal 50 km weiter weg von der Küste fahren müssen. Ranfurly war die nächste Möglichkeit. Der Campingplatz hatte geöffnet, wir stellten unseren Camper ab und liefen durch das winzige Örtchen. Ranfurly ist bekannt wegen einiger weniger Art Deco-Häuser, die man auch kräftig vermarket.

Als wir am frühen Abend nochmals das Außenthermometer checkten, zeigte es schon unter -2°C an. Das ließ Schlimmes für die Nacht befürchten. Daher beschlossen wir, die Heizung die Nacht durchlaufen zu lassen. Dazu stellte ich den Thermostat auf 9°C, viel mehr hatten wir im Winter in unserem Schlafzimmer auch nicht. Außerdem kramte auch Moni ihren Schlafsack heraus. Ich benutze meinen zusätzlich zu dem normalen Bettzeug schon seit ein paar Tagen.

Die Nacht war nicht gut, nicht wegen der Kälte, sondern weil mir unter anderem Gedanke durch den Kopf ging, was passiert, wenn die Flasche plötzlich mitten in der Nacht leer wird. Aber es hat alles geklappt und morgens war es dann innen erträglich. Die Überraschung kam beim Blick auf das Außenthermometer: -7°C.

Jetzt musste unser Ausstattungs-Zusatzpaket „Sub Zero“ ihrem Namen alle Ehre machen. Kurz bevor wir mit dem Frühstück zu Ende waren, war die Gasflasche doch leer gegangen. Ich wechselte schnell noch die Gasflasche, bevor wir uns auf die Straße begaben. Unser Ziel für den heutigen Tag (Montag, 01.06.2020) war schnellstmöglich aus dem zentralen Hochland von Otago in Richtung Küste zu fahren und dann weiter in Richtung Norden. Übrigens ist heute in Neuseeland Feiertag: Queen’s Birthday. Er wird immer am ersten Montag im Juni gefeiert und beschert den Neuseeländern wieder einmal ein langes Wochenende. An diesem Tag werden auch die Ritter und Damen des New Zealand Order Of Merit ernannt. Das ist ein neuseeländischer Ritterorden, der am 30. Mai 1996 von Königin Elisabeth II. in ihrer Eigenschaft als Königin von Neuseeland gegründet wurde. Der eigentliche Geburtstag der Queen ist übrigens am 21. April.

Wir fuhren relativ langsam durch das einsame, hügelige Land. Nur ein paar Schafe und Rinder sahen wir, kein Dorf oder Gehöft weit und breit. Die Straßen waren trotz des Frostes gut befahrbar, da sie absolut trocken waren.

In Palmerston stießen wir wieder auf die Hauptverbindung Nord-Süde, den State Highway 1. Die Fahrt führte weiter nach Oamaru, wo wir schon auf der Hinfahrt vor dem Lock Down Station gemacht hatten. An einer BP-Tankstelle konnten wir unsere leere Gasflasche auffüllen lassen, so dass wir mit ruhigem Gewissen in Oamaru Essen gehen konnten. Das war nicht ganz einfach, da viele Restaurants mittags nicht geöffnet haben.

Aber wir fanden ein kleines Restaurant und aßen typisch neuseeländisch, also nicht besonders gut…. Monis Backfisch (mit Röstkartoffeln) schwamm wahrscheinlich schon seit einer Weile nicht mehr im Ozean und mein Roast of the Day entpuppte sich als ein paar dünne Scheiben gekochter Schweineschinken. Na ja, wenigstens war es billig.

Heute wollten wir nicht ganz solange fahren und steuerten schon gegen 14:00 Uhr einen Campingplatz an. Wir hatten gleich zweifach Glück, denn erstes war er offen und zweitens lag die Anlage in dem großen gepflegten Knottingley-Park mit Arboretum bei Waimate.

Da die Sonne schien und die Temperaturen mittlerweile auf 12…13°C gestiegen waren, machten wir noch einem Spaziergang durch den Park.

Die restliche Zeit musste ich nutzen, um wieder einen Blog-Beitrag schreiben zu können 😉

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