Nach Norden, nach Norden …

Die Überschrift spiegelt unseren Wunsch wieder, nunmehr die Südinsel zügig in Richtung Norden zu durchfahren, um dem kalten Wetter hier auf die Nordinsel wenigstens etwas auszuweichen (Hoffentlich!). Dabei kam mir immer wieder ein Song zum Thema in den Sinn, allerdings mit dem für europäische Verhältnisse sinnvolleren Titel „Nach Süden“. Das Lied der DDR-Gruppe Lift war und ist eines meiner Lieblingslieder. Einige Blog-Leser werden es kennen, für die anderen ein Link zur Originalmusik auf YouTube. Von damals (1978) gibt es kein vernünftiges Video, so hier noch ein Link zu einem Konzert in der Ostrock in Klassik Reihe auf YouTube.


Wir haben relativ gut geschlafen (Dienstag, 02.06.2020), die Außentemperaturen blieben über Null Grad. Nur die Duschen und Toiletten hatten keine Außentüren, da fror man sich den A… ab. Aber der Morgennebel lichtete sich und die Sonne kam durch. Heute sollte es weiter nach Norden gehen, wobei wir in Timaru einen Stopp einlegen wollten, da wir auf der Hinfahrt wegen Regens durchfahren mussten. In Waimate machten wir einen ersten kurzen Fotostopp, ansonsten war das Städtchen nicht so sehenswert.

Die Fahrt nach Timaru war unspektakulär, wir kommen aus der Provinz Otago in die Canterbury Plains. Nur in der Ferne sah man die meistens schon schneebedeckten Berge.

In Timaru suchten wir uns einen Parkplatz und schlenderten durch die Innenstadt. Das Zentrum war neuseeland-typisch, nur die neugestaltete Parkanlage an der Caroline Bay haben wir uns mehr oder weniger aus der Ferne angeschaut. Nach einem Mittagessen beim Türken mit einem Kebab-Teller fuhren wir weiter.

Aussichtsterrasse mit künstlichem, senkrechten Wasserfall

In Ashburton fanden wir einen sehr schönen Campinglatz. Ich hatte mir noch Material besorgt, um die Gasflasche besser zu befestigen. Die ursprüngliche Befestigung war ja für eine größere deutsche Flasche ausgelegt. Das war aber nach einer halben Stunde erledigt.

Bei schönem Wetter wurde alles einmal durchgelüftet.

Da der Campingplatz nicht weit vom State Highway 1 liegt, war die ganze Nacht Motorengeräusch zu hören. Aber wir haben trotzdem ganz gut geschlafen und auch wieder die Heizung angelassen (auf 9°C), aber die Nacht war frostfrei. Heute (Mittwoch, 03.06.2020) sollte es ohne weitere touristische Highlights weiter nach Norden gehen. Wir hatten lange überlegt, ob wir noch einmal nach Christchurch hineinfahren. Da wir aber dort schon 2 x längeren Aufenthalt hatten, war unser Ziel Rangiora, ein kleines Städtchen nördlich von Christchurch. Zwei Stopps hatten wir eingeplant: einmal bei dem deutschen Metzger, der in Lincoln ein kleines Geschäft hat und bei dem wir auf der Hinfahrt gaaaanz leckere Leberwurst gekauft hatten, und ein Delikatessenladen in Christchurch, der viele europäische Spezialitäten verkauft.

Wir waren gespannt, ob der Fleischer die 8 Wochen Lock-Down überstanden hat, aber der Laden war offen.

Er erkannte uns zwar nicht mehr, aber wir schwatzten noch kurz miteinander. Er hatte sein Geschäft wieder mühsam in Schwung gebracht und schimpfte (wie schon beim letzten Mal) über die neuseeländischen Zulieferer, die aus seiner Sicht absolut überlastet und unzuverlässig sind. Leider hatte er keine Leberwurst, weil noch Lieferungen ausstanden, dafür kauften wir deutsche Bratwurst, Fleischkäse, Frankfurter Würstchen und einen schönen Knacker bzw. Debresziner Würstchen.

Bevor wir in den Delikatessenladen in Christchurch gingen, waren wir erst einmal Mittagessen, denn nichts ist gefährlicher, als mit hungrigem Magen in ein solches Geschäft zu gehen. Diesmal haben wir sehr gut zu Mittag gegessen (moderne asiatische Küche) und konnten dann auch vielen Verlockungen des Delikatessenladens widerstehen.

Hier gab es sogar Weisswurst !!

Mit kleiner Beute stiegen wir wieder in unser Auto und fuhren in das nahe Rangiora. Der erste Campingplatz sagte uns nicht zu, beim zweiten sind wir dann stehen geblieben. Nun wollten wir die letzten Tage auf der Südinsel planen und auch schon mal nach den Fährverbindungen zwischen Süd- und Nordinsel schauen. Wir wollen auch in Wellington eine Pause von 4…6 Tagen einlegen und uns noch einmal ein AirBnB Quartier suchen.

Moni trinkt selbstgemachten Glühwein.

Die ganze Nacht hatte es geregnet. Dafür war es nicht ganz so kalt. Trotzdem sollte es heute (Donnerstag, 04.06.2020) weiter nach Norden gehen. Bevor wir aber die Reise richtig antraten, machten wir uns in Rangiora nochmals auf die Suche nach einem vernünftigen Brot. Das ist in Neuseeland immer wieder spannend, da die Bakerys meisten nur Süßigkeiten und Teilchen oder pappiges Weißbrot anbieten. In den großen Supermärkten bekommt man fast immer Ciabatta-Brötchen oder Ciabatta-Brote. Die anderen Brote kann man kaum essen, vor allem auf das „German Rye Bread“ sind wir ein paar Mal reingefallen: pappig, leicht süß und mit weiteren Gewürzen. In Rangiora haben wir aber diesmal ein schönes Brot aus dem Steinofen entdeckt.

Damit war das Abendessen gesichert. Wir fuhren nordwärts auf dem State Highway 1 in Richtung Picton. Über Amberley und Waipara fuhren wir bis Greta Valley, wo wir eine Kaffee-(Cappuccino-) Pause machten. Eigentlich wollten wir noch eine kurze Wanderung durch das Greta Valley machen, aber erstens regnete es und zweitens war der Wanderweg nicht ausgeschildert. Also fuhren wir weiter und machten nur eine kurze Mittagspause. Ich legte zwei Scheiben Fleischkäse, den wir gestern in der deutschen Fleischerei gekauft hatte, in die Pfanne und dazu gab es jeweils ein Spiegelei. Dazu das frische Brot, lecker!

Der einzige touristische Höhepunkt des heutigen Tages waren die Cathedral Cliffs in der Gore Bay.

Cathedral Cliffs

Wir machten einen kurzen Fotostopp. In der kleinen Feriensiedlung am Ufer gab es nichts weiter zu sehen, also fuhren wir weiter. Wir beschlossen nicht direkt nach Norden weiter zu fahren, sondern doch noch einmal in das Landesinnere abzubiegen, da die Straße von Waipau nach Kaikura als Teil des „Alpine Pacific Touristic Route“ sehr schön sein soll.

Die Strecke von ca. 30 km war schnell bewältigt. Der Zeltplatz war offen und sehr ordentlich.

Wir richteten uns ein und spazierten noch kurz durch das Dörfchen.

Stillleben
In den ländlichen Geschäften sieht man solche Schilder öfters.

Heute (Freitag, 05.06.2020) schließen sich die Kreise sozusagen, denn wir wollen nach Kaikoura fahren. Dort hatten wir uns ab 24.01.2020 einquartiert, um uns mit unserer Tochter und Familie zu treffen. Das Wetter machte uns den Abschied leicht, es nieselte, die Sicht war sehr schlecht und es war relativ kalt. Leider haben wir dadurch während der Fahrt aber auch relativ wenig von der schönen Umgebung und den Bergen ringsherum gesehen.

Zwei, drei Fotostopps machten wir, dann waren wir schon in Kaikoura. Wir kauften zuerst ein und bummelten dann durch das kleine Zentrum. Die Straßen waren fast leer, einige Geschäfte hatten offensichtlich schon aufgegeben und es war gar nicht so einfach, etwas zum Mittagessen zu finden.

Danach checkten wir auf dem gleichen TOP10 Campingplatz ein wie im Januar.

Da es keine Höhepunkte gab, die wir unbedingt noch sehen wollten, machten wir nur einen kurzen Spaziergang am Strand.

Ich zog mich danach mit dem Laptop in das große, ruhige und warme TV-Zimmer, Moni ging noch einmal spazieren. Abends suchten wir ein Quartier in Wellington und checkten die Fährverbindungen. Dann kam der erste Schreck: Zu dem von uns gewünschten Termin war die Fähre schon voll und von den ursprünglich 4 Fährverbindungen pro Tag gibt es zur Zeit nur 1 oder 2. Sie werden offensichtlich wegen der Corona-Beschränkungen („social distancing“) auch nicht voll beladen. Wir fanden dann einen Tag später und auch mit späterer Abfahrtszeit als gewünscht eine Fährverbindung. Die Buchung hat schnell geklappt. Jetzt konnten wir auch das Quartier in Wellington aussuchen, aber – und das war der zweite Schreck – es gab fast keine Unterkunft, die dem Preis, der Qualität und unseren Anforderungen entsprach. Nach stundenlangem Suchen haben wir schließlich etwas gefunden und gebucht. Leider müssen wir nun einen Tag länger hier oben verbringen.


Morgendliches Panorama vom Campingplatz gesehen

Heute Morgen (Sonnabend, der 06.06.2020) füllten wir erst einmal unsere Gasflasche auf, das fortwährende Heizen saugt sie ziemlich schnell leer.

Dann ging es den gleichen Weg von Kaikoura nach Blenheim zurück, den wir im Januar schon einmal gefahren sind. Daher hielten wir auch nirgends an, sondern fuhren zügig durch.

Bis dann ein Zwangsstopp kam: Ein Polizeiauto hielt uns mit Blaulicht an! Der Polizeibeamte sagte uns, dass wir durch eine Baustelle mit 50 km/h aber 61 km/h gefahren sind. Er nahm alle Personalien auf, aber schließlich verwarnte er uns nur, keine Geldstrafe o.ä.! Ganz zum Schluss sagte er noch kurz, dass er eigentlich nur hinter uns hergefahren ist, weil er Moni mit dem Smartphone in der Hand gesehen hat – und das ist in Neuseeland die Fahrerseite!! Nachdem er uns angehalten hatte, hat er dann seinen Irrtum bemerkt. Somit können wir am Ende das Erlebnis unter Kuriositäten abbuchen.

Weinfelder und Schneeberge

Pünktlich zum Mittagessen erreichten wir Blenheim und fuhren direkt in das kleine Zentrum.

Blenheim

Diesmal haben wir mal wieder sehr gut gegessen und nach einem kurzen Verdauungsspaziergang fuhren wir bis nach Spring Creek auf dem Campingplatz.

Beim Abstellen bemerkten wir, dass das Dach schief hing. Das Dach wird mit drei Streben gehoben und gesenkt und eine Strebe ließ sich nicht mehr vollständig ausfahren, es fehlten ca. 10 cm. Ich machte mich auf die Fehlersuche und fand dann tatsächlich den Fehler. Das Gestänge war mit einer Bolzenverbindung mit dem Dach verbunden und diese war mit einem Splint gesichert. Der Splint war – aus welchen Gründen auch immer – herausgefallen und dadurch der Bolzen herausgerutscht. Mit etwas Improvisationstalent habe ich den Bolzen wieder einbauen können und diesmal den Splint richtig herum eingebaut. Schreck in der Abendstunde…

Nach der Reparatur: Dieser Bolzen samt Sicherungssplint war herausgerutscht.

Morgen geht es weiter nach Picton. Der Winter hat hier im Süden richtig Einzug gehalten. Viele Pässe sind gesperrt, übrigens auch die Straße zum Milford Sound. Da haben wir noch mal richtig Glück gehabt, dass wir dies überhaupt machen konnten. Auch in Central Otago ist die Schneefallgrenze auf 400 m gesunken, dort waren wir vor drei, vier Tagen noch in den Bergen unterwegs.


Die ganze Nacht hatte es geregnet, am Morgen (Sonntag, 07.06.2020) gab es früh erst einmal dicken Nebel, aber dann gab es strahlend blauen Himmel. Schönes Wetter für unsere letzte Etappe auf der Südinsel nach Picton.

Von dort werden wir übermorgen nach Wellington mit der Fähre fahren. Zum Einkaufen und Auftanken machten wir noch einen kurzen Schlenker zurück nach Blenheim, dann weiter nach Picton. Es waren nur knapp 40 km und daher waren wir schon gegen 10:30 Uhr in Picton.

Wir nutzten das schöne Wetter für einen Spaziergang durch die kleine Stadt. Sie war viel hübscher als wir sie von unserer Hinfahrt in Erinnerung hatten. Allerdings sind wir damals von der Fähre direkt weiter in Richtung Süden gefahren.

In einem Pub aßen wir wieder neuseeländisch, Moni Fish & Chips, ich einen Seafood Basket & Chips. Danach checkten wir auf dem Campingplatz ein und entschlossen uns, noch einen längeren Spaziergang entlang der Bucht zu machen. Der Weg war sehr schön und wir konnten zwei der großen Fährschiffe bei der Fahrt beobachten.

Die Sonne schien zwar nur noch schwach durch die aufkommenden Wolken, aber es war sehr erholsam.

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