Heute verließen wir Whangarei, um weiter nach Norden, in Richtung Bay of Islands zu fahren (Sonnabend, 12.09.2020). Die Nacht war wieder ziemlich kalt (5°C), dafür schien frühmorgens schon die Sonne vom klaren Himmel.
Wie fast immer waren wir gegen 09:00 Uhr startklar und fuhren erst einmal einkaufen, denn der geplante nächste Campingplatz lag ziemlich einsam an der Küste. Wir fuhren nicht direkt nach Norden, sondern bogen erst einmal nach Osten in Richtung Küste ab. Nach knapp 30 km erreichten wir Tutukaka. Das kleine Örtchen schien nur aus der Marina und einem kleinen, farbenfreudigen Gebäudekomplex mit Hotel, verschiedenen Shops und einer Tankstelle zu bestehen.


Wir kehrten erst einmal in ein Café ein und überlegten, ob wir bereits hier bleiben sollten, aber wir fuhren dann doch weiter.
Zuerst ging es zurück nach Westen in das Landesinnere, dann führten die Straßen direkt nach Norden. Wobei direkt übertrieben ist, denn es war eine endlose Ansammlung von Hügelchen und Tälern und genauso vielen Kurven. Dadurch zog sich die Fahrt ziemlich lange hin, obwohl es „nur“ 125 km waren.

In Hikurangi machten wir eine Mittagspause in einem Café und aßen Muschel-Fritter (Moni) und ich mit Bacon und Käse überbackene Kartoffelwedges. Moni kostete nur einmal und ließ dann den Rest stehen. Meine Kartoffeln konnte man wenigstens essen.

Gegen 14 Uhr erreichten wir den Campingplatz direkt am Meer an der Bland Bay. Es war ein großer Rasenplatz und es waren sehr wenig Leute da.

Leider konnten wir die Natur erst einmal nicht genießen, denn wir mussten uns wieder um unser leidigstes Problem kümmern: den Schimmel. Moni hatte früh morgens festgestellt, dass sich unter unserem Bett wieder Schimmel angesetzt hatte. Also hieß es wieder Bettzeug, Matratze und Matratzenauflage herausholen, alles säubern und mit Anti-Schimmel-Lösungen behandeln und hoffen, dass bis heute Abend bei dem schönen Wetter und dem kräftigen Wind alles wieder trocknet. Gegen 17 Uhr konnten wir wieder alles einräumen …

Wir hatten ganz gut geschlafen und da frühmorgens (Sonntag, 13.09.2020) schon die Sonne schien, wollten wir erst mal einen Spaziergang am Strand der Bland Bay machen.

Wir hatten genügend Zeit, denn der Weg nach Russell, unserem nächsten Ziel, war relativ kurz. Wir liefen den menschenleeren Strand bis zum offenen Meer entlang.



Nach einer reichlichen Stunde waren wir wieder am Camper und fuhren los. Für die 40 km lange Strecke brauchten wir eine Stunde. Die Straße bestand nur aus engen Kurven und war in relativ schlechtem Zustand mit einigen Schlaglöchern und Verwerfungen. Da wurde der Camper ganz schön durchgeschüttelt.
Kurz vor dem Mittagessen kamen wir in Russell an. Das Städtchen machten einen sehr sauberen, gepflegten Eindruck und lebte offensichtlich vom Tourismus in der Bay of Islands.


Wir schlenderten die Hauptstraße entlang und besuchten den Hafen. Zum Mittagessen gingen wir in ein thailändisches Restaurant, das wir bei unserem Spaziergang entdeckt hatten. Das Essen war mittelmäßig, aber wir sind ja hier nicht verwöhnt. Danach fuhren wir auf den Campingplatz und bekamen einen schönen Standplatz mit Sicht auf die Bucht vor Pahia.

Durch die schlechte Wegstrecke war die Kabine wieder so verrutscht, dass sie schief stand und an die Ladewand stieß. Das bedeutete auch, dass sie während der Fahrt nervige Quietschgeräusche von sich gab. Also hieß es wieder Kabine absetzen und neu aufsetzen.

Für den Rest des Nachmittags nahmen wir uns einen zweiten Strandspaziergang vor. Die Long Bay war nur ca. 1 km entfernt und entpuppte sich als kleiner, aber schöner Strand. Ein paar Leute sonnten sich am Strand und eine Familie mit kleinen Kindern badete sogar im Meer.

Langsam wurde es Abend und wir gingen zum Camper zurück.
Die Wettervoraussage für heute (Montag, 14.09.2020) war durchwachsen: zwar war kein Regen angesagt, aber es sollte wolkig bleiben. Eigentlich ideales Wanderwetter. Wir fuhren mit dem Camper noch zum Einkaufen, denn wir wollten Wanderverpflegung mitnehmen. Wir stellten dann das Auto in einer Seitenstraße ab und begannen die Wanderung, die ich gestern Abend noch ausgesucht hatte. Wir starteten an der Christ Church, die älteste Kirche Neuseelands.

Sie wurde 1836 erbaut und man soll noch die Einschusslöcher aus den ersten Maori-Kriegen sehen. Sie wird auch heute noch als Kirche genutzt.

Der Weg führte zuerst durch die Stadt und begann dann offiziell direkt an der Müllablagestation (!). Dort war reger Betrieb und im Lärm der Flaschen, die entsorgt wurden, liefen wir schnell am Zaun entlang, bis wir endlich die Müllkippe hinter uns gelassen hatten.

Nach einem kurzen Waldstück kamen wir an der Orongo Bay an. Dort gibt es eine Austernfarm, deren Shop geöffnet hatte. Also kauften wir uns ein Dutzend sehr frische Austern. Sie waren wieder einmal ein Hochgenuss.

Dann führte der Weg über einen Bohlenweg mitten durch die Mangrovenlandschaft. Das war ein sehr schöner Abschnitt.

Da ich vorher nicht genau herausbekommen hatte, wie lang der Weg insgesamt ist, wollten wir erst später entscheiden, ob wir den gesamten Weg bis Okiato gehen oder nicht.

Obwohl der Weg nunmehr bergauf, bergab führte, beschlossen wir noch bis Okiato zu laufen. Vielleicht gab es auch eine andere Möglichkeit zur Rückkehr.

In Okiato dann zwei Enttäuschungen: a) es gab keinen Laden oder ein Restaurant, wo man hätte etwas zu trinken oder zu essen bekommen können und b) der Rückweg per Fähre und Bus fiel aus, da wir keine Masken mithatten, die im öffentlichen Verkehr im Corona-Level-2 vorgeschrieben sind. Wir hatten zwar Masken gekauft, die lagen aber im Camper…

Wir entdeckten noch, dass Okiato die 1. Hauptstadt von Neuseeland war. In der Zeit von 1840 bis 1841, danach wechselte der Hauptstadtsitz nach Auckland.

Wir machten uns schon etwas erschöpft auf den Rückweg.

Den bergigen, mit vielen Stufen bestückten Streckenabschnitt umgingen wir auf der Straße. Nach ca. 3 km waren wir wieder auf dem Weg entlang der Orongo Bucht. Nach insgesamt knapp 20 km Wegstrecke und ca. 550 Höhenmetern kamen wir am Camper an. Danach war nur noch relaxen angesagt. Abends konnten wir wieder einen Film aus der Mediathek anschauen, bevor wir müde in die Betten fielen.
Heute war nach den gestrigen Anstrengungen ein ruhiger Kurzreisetag (Dienstag, 15.09.2020) geplant. Unser Ziel war der TOP10 Campingplatz in Paihia, quasi direkt auf der anderen Seite der Bucht. Dazu mussten wir die Strecke bis zur Fähre, die wir gestern gelaufen sind, mit dem Auto fahren. Das war etwas schneller und bequemer…

Die Fähre fährt etwa alle 10 Minuten und wir hatten Glück, dass wir gleich auf die Fähre fahren durften. Nach kurzer Fahrt (10 Minuten) kamen wir in Opua an und fuhren zuerst in das kleine touristische Städtchen Paihia. Dort hatten wir schon vor einem ¾ Jahre Halt gemacht und u.a. das Waitangi Museum besucht. Wir schlenderten durch das Städtchen, das im Gegensatz zum letzten Besuch fast menschenleer schien.


Viele der Angebote rund um das Wasser gibt es jetzt um diese Jahreszeit leider nicht. Meistens beginnen die Touren im Oktober/November – wenn sie das Fehlen der internationalen Touristen überstanden haben.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Campingplatz, der wieder direkt am Meer lag. Die Sonne schien vom Himmel und bevor sie hinter den Hügeln verschwand, nutzten wir die Gelegenheit und stellten die Stühle und den Tisch auf. Schön!



Abends schmiedeten wir noch Pläne für morgen. Wir wollten auf jeden Fall noch eine Nacht hier bleiben und mieteten uns für Morgen Fahrräder. Die Fahrradstrecke von Opua bis Kawakawa führt entlang einer ehemaligen Bahnlinie und ist Teil des „Twin Coast Cycle Trails“, der von der Westküste zur Ostküste führt.

Abends stöberten wir noch ein bisschen in der ZDF-Mediathek und blieben bei der „Küchenschlacht“ hängen. Hatten wir vorher in Deutschland noch nie gesehen. Um 14:15 Uhr hatten wir wochentags immer etwas anders zu tun 😉.
Einschub: Die Parlamentswahlen in NZ nahen und die Parteien verschärfen ihren Ton oder versuchen sich zu profilieren. Die Māori-Partei z.B. möchte, dass bis 2026 Neuseeland selbst und alle Städte, die englische Namen tragen, in Maori-Sprache umbenannt werden. Neuseeland würde also zu „Aotearoa“ und Auckland würde dann Tāmaki Makaurau heißen und nicht mehr nach Lord Auckland. Im Moment findet passend dazu die Māori Language Week 2020 statt.
Das erinnert mich an unsere Reise nach Namibia, wo es ähnliche Bestrebungen gab, die aber flächendeckend bisher nicht umgesetzt wurden. Dann wäre aus Lüderitz „ǃNamiǂNûs“ geworden. Das ist kein Schreibfehler, sondern die in der namibischen Sprache enthaltenen Schnalzlaute, für die es keine Entsprechungen gibt und für die daher solche Sonderzeichen genutzt werden. Zumindest der Lüderitz Wahlkreis wurde 2013 so umbenannt.
Gestern Abend hatte ich noch einen Anruf von der Fahrrad-Verleihfirma bekommen, dass sie für heute keine normalen Mountain Bikes mehr haben, sondern nur E-Bikes. Nach kurzer Diskussion entschieden wir, erst einmal nach Opua zu fahren und vor Ort zu entscheiden. Bisher sind wir noch nie E-Bikes gefahren und eigentlich hatten wir auch keine Lust darauf.
Also verlängerten wir zuerst unseren Campingplatz um einen Tag und fuhren dann nach Opua. Im Fahrradverleih konnten wir das Problem leicht lösen: Es gab zwei normale Mountain Bikes, die aus Sicht des Verleihers für uns etwas zu klein waren, aber die Strecke bis Kawakawa war relativ kurz (hin- und zurück 25 km) und dafür sollte es reichen.
Die ehemalige Bahnstrecke war ziemlich flach und führte zuerst an einem weiten Flussdelta entlang.

Später ging es neben der Bahnstrecke entlang, da dieser Teil noch von einer Museumsbahn genutzt wird, die allerdings nur am Wochenende fährt.


Gegen 11 Uhr kamen wir in Kawakawa an, stellten unsere Fahrräder ab und schlenderten die Hauptstraße entlang. Die Hauptattraktion von Kawakawa – die öffentliche Toilette, die von Friedensreich Hundertwasser gestaltet worden war – wurde gerade renoviert. Aber wir hatten sie ja schon gesehen (19.12.2019). Sie waren übrigens das letzte Bauwerk Hundertwassers und das einzige auf der Südhalbkugel.



Nach einer kurzen Mittagspause ging es den gleichen Weg zurück, diesmal aber mit Rückenwind.

Gegen 13:30 Uhr waren wir wieder am Fahrrad-Verleih, gaben die Fahrräder ab und mussten uns dann noch um die Füllung unserer Gasflasche kümmern. Langsam werden die Abstände größer, da wir nachts nicht mehr so oft heizen müssen. Danach relaxte ich noch auf dem Campingplatz, Moni ging eine Runde spazieren.