Heute (Montag, 28.09.2020) wollen wir nach Warkworth, oder genauer gesagt in den „Sheepworld“-Park bei Warkworth. Das ist eine Art Erlebnis-Park rund um das Schaf und es gibt auch einen Campingplatz direkt daneben.
Die Fahrt von Matakana nach Warkworth ging ziemlich schnell vorbei, auch wenn auf den letzten Kilometern auf dem State Highway 1 sehr viele Baustellen waren. Wir mussten einkaufen und gingen danach gleich noch Mittagessen. Bis zur Sheepworld waren es dann nur noch 5 Kilometer wieder zurück auf dem SH1. Kurz nach der Weiterfahrt machte dann plötzlich unser Rangie schlapp: er nahm kein Gas mehr an, der Motor gab bei höheren Drehzahlen ein pfeifendes Geräusch von sich und zwei Lämpchen leuchtete im Armaturenbrett auf. Wir hielten an, machten den Motor erst einmal aus und ich schaute kurz in den Motorraum. Wir machten noch einen Versuch, aber ohne Erfolg. Meine erste Vermutung war ein kaputter Turbo-Lader als Ursache. Wir mussten erst mal in einer Baustellenbucht halten. Nun war der Spruch wahr geworden, dass es nicht die Frage ist, ob das Auto einmal kaputt geht, sondern wann…
Nach einigen Überlegungen sah ich wenige hundert Meter hinter uns eine Tankstelle. Dorthin wollte ich es schaffen, um von dort aus die nächsten Schritte einzuleiten. Gott sei Dank ging die kurze Fahrt glimpflich über die Bühne.

Als erstes rief ich den neuseeländischen Automobilclub an. Schließlich ist er mit dem ADAC assoziiert und ich sollte als ADAC Plus-Mitglied dieselben Vorteile genießen.

Nach längerer Wartezeit in der Telefonschleife meldete sich dann ein Mitarbeiter, der davon aber nichts zu wissen schien. Ich schickte ihm zuerst einmal die englische Übersetzung meiner ADAC Mitgliedschaft und die Kopie meines Mitgliedsausweises (beides schnell abfotografiert).

Nach längerem Hin und Her ging es dann weiter. (u.a. besteht ein wesentlicher Unterschied auch darin, dass in NZ die Mitgliedschaft im AA und auch der Führerschein immer zeitlich begrenzt ist und nicht wie in Deutschland unbegrenzt).

Nach einer halben Stunde war dann ein Techniker da. Er las die Motordaten aus und fuhr eine kurze Testrunde und bestätigte meine Vermutung, irgendetwas mit dem Turbolader. Er telefonierte kurz und sagte mir dann, dass ein Abschleppdienst kommt, der uns in eine Werkstatt schleppen soll.

Nach knapp einer Stunde rief mich der Fahrer des Abschleppwagens an und sagte mir, dass es ein Problem gäbe, den Ford Ranger und den Wohnwagen abzuschleppen. Er nahm an, dass es ein Ford Ranger mit einem Fifth Wheel Trailer (schöne Beispiele finden sich hier) ist. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass es eine Kabine auf dem Ford ist, aber so richtig konnte er sich das nicht vorstellen. Aber er versprach zu kommen.

Als er dann unseren Rangie gesehen hat, wurde ihm das klar, er hatte so etwas eben noch nie gesehen. Rangie wurde also Huckepack genommen und die Fahrt ging in das nahe gelegene Gewerbegebiet.


Dort nahm uns die Werkstatt “Scottys Repairs and Maitenance” in Empfang und nach einem ersten Check sahen auch sie die Ursache im Turbolader.

Dann wurden die ersten Schläuche entfernt und mit einer Mikro-Kamera das Innere erforscht. Es wurde klar, ein neuer Turbolader muss her. Mit bestellen, alten ausbauen, neuen einbauen wird es 2…3 Tage dauern.

Er verwies uns dann an eine Autovermietung nur 100 m weiter. Dort konnten wir uns auch ohne Probleme einen kleinen Mazda mieten, luden alles was wir für die nächsten Tage brauchen könnten aus dem Camper in den Mietwagen.

Eigentlich wollten wir in ein Motel in Warkworth, er schlug uns aber vor, zum Sandspit Holiday Park zu fahren, dort gäbe es schöne Self-Contained Hütten, also mit Sanitärzelle. Wir kannten den Platz schon, weil wir mit dem Camper dort waren. Also verabschiedeten wir uns von der Werkstatt und fuhren auf dem Campingplatz. Leider war für die 1. Nacht nur eine Kabine mit Küche ohne Sanitärzelle frei, wir sollten morgen in eine andere Kabine umziehen.

Da es schon nach 17 Uhr war, hatten wir eigentlich keine Wahl mehr. Die Kabine war ziemlich ältlich, aber für eine Nacht musste es gehen.

Ziemlich durchgedreht ging ich sehr zeitig zu Bett. Mal sehen, wie es in den nächsten Tagen weiter geht.
Wir haben beide furchtbar geschlafen. Das Bett war viel zu weich mit alten Federn. Wenn sich einer umdrehte, wurde der andere durchgeschüttelt. Zudem gab es keine richtigen Bettdecken, sondern nur eine große Wolldecke mit Laken. Na ja.
Den Vormittag (Dienstag, 29.09.2020) nutzten wir am Computer, bis wir die Nachricht bekamen, dass die andere Hütte fertig ist. Wir sammelten wieder unsere Habseligkeiten zusammen, stopften alles in das kleine Auto und richteten uns in der neuen Kabine ein.

Sie war etwas moderner und mit einem kleinen Bad.

Nach dem Mittagessen liefen wir am felsigen Strand entlang bis Snells Beach. Das ging nur, weil gerade Niedrigwasser war.


Die Strandpromenade von Snells Beach war neu gestaltet und nett anzuschauen.

Wir mussten aber umkehren und stellten fest, dass die Flut doch schneller kam als wir gedacht hatten. Da wir nicht richtig einschätzen konnten, ob wir den Rückweg trockenen Fußes schaffen können, gingen wir über einen Hügel zurück. Das war zwar anstrengend, aber man hatte von oben wieder einmal ein paar schöne Ausblicke auf das Meer.

Da sich die Werkstatt bis nach 16 Uhr nicht gemeldet hatte, beschlossen wir, dort noch einmal kurz vorbeizufahren, denn eine E-Mail-Adresse habe ich nicht gefunden und das Telefonieren ist nach wie vor schwierig. Aber es sind nur 10 Minuten Fahrt und es stellte sich heraus, dass das Auto erst am Donnerstag (also übermorgen) fertig wird. Das bedeutet, dass wir das Quartier verlängern müssen und auch den Mietwagen. Leider hat das mit dem Quartier nicht geklappt, so dass wir für morgen und übermorgen noch ein Quartier in einem Motel im nahegelegenen Snells Beach (s.o.) gebucht haben. Die Verlängerung für das Auto werden wir morgen in Angriff nehmen.
Der heutige Tag (Mittwoch, 30.09.2020) stand sozusagen „zur freien Verfügung“, denn selbst wenn alles klapp, können wir unser Auto erst morgen abholen. Daher wollten wir vormittags den Besuch der „Sheepworld“ nachholen, den wir eigentlich für Montag geplant hatten. Nach dem Mittagessen können wir dann ab 13 Uhr unser Zimmer im Motel in Snells Beach beziehen.


Nach einer kurzen Einkaufstour in Warkworth und der Verlängerung unseres Mietautos fuhren wir die kurze Strecke bis zur „Sheepworld“.

Die Sheepworld ist letztlich eine kleine Farm, natürlich mit dem Schwerpunkt Schafe.

Aber es gab auch Kühe, Ziegen, Schweine, Hühner, Enten, Kaninchen, Emus, Alpakas und Ponys.

Das Ganze war wie ein großer Streichelzoo angelegt und es machte den vielen Kindern, die hier waren, offensichtlich viel Spaß. Im Übrigen sind hier im Moment Frühlingsferien.
Höhepunkt ist aber eine Show-Vorführung zum Thema Schafhaltung und Wollproduktion. In Neuseeland gibt es derzeit 43 Millionen Schafe, d.h. 11 pro Einwohner. Vor 20 Jahren war der Schafbestand noch doppelt so hoch, dafür ist der Bestand an Kühen extensiv gestiegen, auf etwa 10.1 Millionen (6.5 Millionen Milchküche und 3.6 Million Fleischrinder).

Nach ein paar einführenden Worten der Vorführenden wurde dann live gezeigt, wie die Hütehunde eine Herde auf Befehl zusammentreiben und in das heimische Gatter führen. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten von Arbeitshunden, den „Eye-Dog“ (oben links im Bild), der zum Treiben und Kontrollieren der Herde seine Schnelligkeit und Wendigkeit einsetzt. Er geht dabei völlig lautlos und ohne physischen Kontakt vor. Der „Huntaway Dog“ (rechts) treibt die Herde durch Bellen und physischen Kontakt zusammen.

Danach wurde vorgeführt, wie die Herde in einzelne Gruppen (z.b. männlich/weiblich oder Alter) sortiert wird. Danach demonstrierte sie eine Schafschur, die etwas länger dauerte. Die besten Profis schaffen ein Schaf in 45 Sekunden.

Zum Schluss durften die Kinder noch Lämmer mit der Flasche füttern. Alles in allem war es auch für uns interessant und amüsant.

Dach gingen wir Mittagessen und fuhren mit unserem gesamten Gepäck zum Motel. Das Apartment war sehr schön.


Wir richteten uns ein und machten noch einen längeren Spaziergang von Snells Beach nach Algies Bay und am felsigen Strand zurück.

Es war wieder Ebbe, sonst hätten wir die Straße zurücklaufen müssen.

Da es schon 16:30 Uhr war und die Werkstatt um 17:00 Uhr schließt, beschloss ich noch eine E-Mail zu schreiben, ob es beim Abholtermin morgen Vormittag bleibt. 2 Sekunden bevor ich die Sende-Taste drücken wollte, kam der Anruf der Werkstatt mit der guten Nachricht, dass das Auto fertig repariert ist. Hurra!! Nun können wir wieder weiter planen.
Nach dem Frühstück fuhren wir heute (Donnerstag, 01.10.2020) zuerst unser Auto abholen. Es stand schon abfahrbereit vor der Werkstatt. Der Chef erklärte uns anhand der Rechnung, was alles gemacht worden war. Letztlich wurde ein neuer Turbolader eingebaut. Wir mussten ca. 1500 € bezahlen, dann hatten wir unseren Rangie wieder.

Nun hieß es noch schnell unseren Mietwagen abgeben. Dann fuhren wir mit Rangie zurück in unser Motel. Die heutige Nacht werden wir noch im Motel verbringen, denn wir hatten gleich für zwei Nächte gebucht, falls es Verzögerungen gibt. Wir relaxten noch ein Stündchen, kochten uns etwas zu Essen und fuhren dann bei schönem Wetter in den Tāwharanui Regional Park, etwa eine halbe Stunde Autofahrt von uns entfernt.

Eigentlich dachte ich, es wäre wieder mal ein einsamer Strand, aber der Park war offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel. Es waren jede Menge Autos und sogar Busse da. Auch am Strand war (nach neuseeländischen Verhältnissen) eine Menge los. Einige tummelten sich sogar im kaltem Wasser.

Für den Park hatte man die Halbinsel mit einem schädlingssicheren Zaun abgetrennt. Dahinter soll sich die typische neuseeländische Flora und Fauna wieder entwickeln können. Gleichzeitig werden Teile das Parks auch für die Landwirtschaft, also Schaf- und Rinderzucht, genutzt. Wir liefen quer über eine Weide, auf der eine große Herde Schafe mit vielen Lämmern graste.


An der Spitze der Halbinsel endete der Weg und es gab einen netten Lookout . Das klare, blaue Wasser beeindruckte uns.

Übrigens hatten wir am Eingang des Parks eine große Gruppe Taucher gesehen, die gerade von einem Tauchgang zurück kam. Im weiten Bogen liefen wir durch ein kleines, dicht bewachsenes Tal zurück zum Parkplatz.

Das Wetter hatte gut durchgehalten, nur in der Ferne weiter im Land sah man dicke Regenwolken.
Morgen können wir wieder Reisen….