Um es gleich vornweg zu nehmen, obwohl wir in das Kangaroo Valley gefahren sind, haben wir noch keine Kängurus oder Wombats gesehen. Viele Straßenschilder warnen vor Begegnungen mit Wombats (die immer zum Schaden der Wombats ausgehen). Aber es gab eine ganze Reihe anderer Erlebnisse.
In der Nacht zum Dienstag, den 22.12.2020 hatten wir schlecht geschlafen, denn die Aufregungen der letzten Tage und der Verlust der vielen Sachen machte uns doch ganz schön zu schaffen. Trotzdem beginnt heute ein neuer Abschnitt: wir fahren mit Rangie weiter und wollen Australien erkunden. Zunächst hieß es aber, die Vorräte aufzufüllen, uns um die Gasversorgung zu kümmern und zu schauen, wie wir die gestohlenen Sachen nach und nach wieder ersetzen können.

Aber als allererstes mussten wir unser gesamtes Gepäck wieder im Camper verstauen. Das dauerte eine ganze Weile bis alles wieder einigermaßen an dem Platz war, wo es ein Jahr lang gelegen hatte. Zwischendurch hatte ich mir vom Vermieter noch einen Schlauch geborgt, um etwas Frischwasser in den Tank zu füllen. Für die Überfahrt mussten wir in Auckland alles Wasser aus dem Frischwassertank ablaufen lassen.

Den ersten Stopp machten wir in Thirroul, wo wir schon zweimal waren, dann ging es weiter in Richtung Wollongong. Wir kauften zuerst kleine, aber wichtige Dinge: eine neue Smartphone-Halterung für mein Handy im Auto samt Kabel und USB-Adapter. Da ich das Handy ständig als Navigationsgerät nutze, war das ziemlich dringend. Dann fanden wir zum zweiten in einem großen Marine- und Outdoorladen eine Gasflasche, die in unser Fach passte.

Leider gab es keinen Adapter, der die Gasflasche (POL-Anschluss) mit meinem eingebauten neuseeländischen Regulator (QCC-Anschluss) verbinden konnte. Ich kaufte trotzdem einen neuen (australischen) Regulator und morgen werden wir versuchen, einen Gas-Klempner zu finden, der uns diesen Regulator an unsere Gasleitung anschließen kann. Nebenbei habe ich mir auch gleich noch eine neue Taschenlampe gekauft, denn meine schöne Taschenlampe war den Dieben beim Wühlen in unserem Camper auch aufgefallen….

Zum Schluss mussten wir noch eine Rechnung bezahlen. Für den Abschluss einer Kfz-Versicherung musste der Camper von einer anderen Firma geschätzt werden. Das Bezahlen war nicht so einfach. In der ersten Filiale einer Art Genossenschaftsbank wurde lange hin- und her diskutiert wie man mit einer solchen Einzahlung von Ausländern auf ein Konto einer anderen Bank umgehen könnte. Nach einer halben Stunde hatte man die Lösung: wir können ja in der Bank ein Konto eröffnen, dann geht das alles. Wir lehnten dankbar ab und fanden dann nach längerem Suchen eine Filiale der Bank, zu der das Konto der Firma gehörte. 10 Minuten vor Schließung erreichten wir die Filiale. Die Einzahlung war dann in zwei Minuten erledigt….
Übrigens wurde der Zeitwert unseres Rangie auf 41.000 $AUS (~ 25.000€) geschätzt.

Dann fuhren wir zu unserem ersten australischen Campingplatz in Shellharbour. Einerseits waren wir vom Campingplatz sehr angetan, andererseits war er nur noch für eine Nacht buchbar, dann war er völlig ausgebucht. Ab Weihnachten sind hier Ferien (also quasi Sommerferien) und alle Australier scheinen auszuschwärmen. Das merkten wir auch bei der Online-Suche nach einem Campingplatz ab morgen. Eigentlich aussichtslos. Wir hoffen, dass wir die Zeit bis nach dem 06. Januar einigermaßen überstehen, dann sollte es wieder ruhiger werden.

Wichtigste Aufgabe für heute war, eine Lösung für unser Gasproblem zu finden (Mittwoch, 23.12.2020). Ich hatte am Vorabend noch Google „gequält“ und mir ein paar Adressen herausgesucht. Wir mussten zur ersten Adresse ein paar Kilometer zurück nach Wollongong fahren, dann waren wir bei „Supagas“. Das klang zumindest schon mal gut. Der Angestellte ließ sich das Problem erklären, und verwies mich dann an eine andere Firma „B & E Gas Supplies“ und wir sollten dort nach einem Tim fragen, der wäre der beste Mann in Wollongong.

Gesagt, getan. Tim war offensichtlich der Meister und machte einen sehr kompetenten Eindruck. Nach kurzem Hin und Her welche Lösung es für unser Problem geben könnte, fand er eine Möglichkeit. Dazu musste der neuseeländische Regulator wieder abmontiert werden, dann wurde ein Zwischenstück eingebaut und daran der australische Regulator angebaut, nunmehr der dritte … Vorher hatte er mich noch eindringlich darauf hingewiesen, dass er das eigentlich nicht darf, denn er ist kein Installationsbetrieb, sondern vertreibt Ersatzteile. Aber wie schon beim ersten Mal in Auckland wurde unbürokratisch geholfen.

Das Ganze kostete uns einschließlich des Füllens der Gasflasche nur reichlich 20 $AUS (ca. 13€). Wir hatten wieder Gas !! Das dringendste Problem war gelöst.


Im Übrigen gab es bei Strom und Wasser dieselben Probleme der Inkompatibilität. Auf allen Campingplätzen in Deutschland und Neuseeland gibt es die blauen CEE Steckdosen, in Australien nur die spezifischen Type I Anschlüsse. Auch die Wasseranschlüsse für Trinkwasser waren andere als in Neuseeland. Beide Probleme konnte ich aber allein lösen, bei Gas war ich vorsichtiger.
Bis zum Nachmittag machten wir noch diverse andere Einkäufe, u.a. mussten wir uns dringend einen Topf kaufen, nachdem unser schönes Topfset geklaut worden war.


Dann mussten wir aber zu unseren neuen Campingplatz fahren, den ich am Vorabend noch reservieren konnte. Es war sehr schwierig überhaupt etwas zu finden, denn durch die Feiertage und die Ferien waren offensichtlich die allermeisten Campingplätze ausgebucht. Nach einer zum Schluss ziemlich abenteuerlichen Fahrt durch die Berge kamen wir am sehr schönen Campingplatz in Kangaroo Valley an. Wir hatten einen Stellplatz mit „ensuite cabins“, d.h. wir hatten Toilette, Dusche und Waschbecken in einem kleinen Gebäude allein für uns. Das Wetter spielte mit und wir konnten uns schon mal von den Aufregungen der letzten Tage und Wochen etwas erholen.

Heute hatte ich schon besser geschlafen (Donnerstag, 24.12.2020). Weihnachtlich war uns überhaupt nicht zumute. Das lag einerseits an den vorangegangenen Tagen aber natürlich auch am Wetter. Es war warm, über Nacht ging es nur bis auf 16°C zurück, aber schon am Morgen wärmte die Sonne wieder kräftig.

Wir wollten zuerst das Dorf Kangaroo Valley erkunden. Es war ein nettes Dorf, mit einer Geschichte., die bis ins Jahr 1900 zurück reicht.




Die Hampden Bridge aus dem vorletzten Jahrhundert, erbaut 1898, ist die einzige erhalten gebliebene Hängebrücke mit Holzbelag aus dieser Zeit in Australien.

Wir kauften für die nächsten Tage noch etwas ein. Hier ist Weihnachten erst am 25.12. und der Boxing Day am 26.12. und da haben auch hier die meisten Geschäfte geschlossen.

Heute kochte ich etwas zum Mittag und versuchte danach, das durch den Diebstahl entstandene Chaos zu beseitigen. Auch die Sachen, die noch verblieben sind, waren durcheinander geraten. Zudem bastelte ich eine neue Frischwasserleitung und mailte noch ein paar Mal mit der Versicherungsgesellschaft. Nachmittags hatten wir dann endlich unsere Police und der Camper war versichert.

Wir gingen nachmittags noch an den Pool des Campingplatzes und relaxten in der Sonne. Später telefonierten (Skype, WhatsApp) wir noch mit der Familie und ließen den Abend langsam ausklingen.


Heute Morgen (Freitag, 25.12.2020) war noch einmal Schadensbeseitigung angesagt. Von unserem großen Dachfenster hatten sich die Seilhalterungen für das Fliegengitter und das Verdunkelungsrollo gelöst. Ich ahnte Schlimmes, aber wieder einmal half das Internet. Ich fand gestern Abend noch ein Youtube Video mit wichtigen Reparaturhinweisen. Also machte ich mich nach dem Frühstück ans Werk und baute das Fenster auseinander.

Die Fehlerbeseitigung hat eine Weile gedauert.

Dabei habe ich noch festgestellt, dass sich einige Plastikteile offensichtlich durch die Sonneneinstrahlung völlig verzogen haben. Und das nach einem Jahr Nutzung und bei einem Fenster von Dometic, eigentlich einer der Marktführer im Wohnmobilbereich! Ich konnte es zwar wieder zusammenbauen und wenn man es nicht weiß, fällt es nicht so auf, aber Qualität sieht anders aus.
Trotzdem, die beiden Markisen funktionierten wieder und wir brauchten nicht in eine hiesige Werkstatt fahren. Wenigstens mal ein positiver Punkt.

Nach dem Mittagessen gingen wir durch das Dorf spazieren. Das Wetter hatte stark nachgelassen, es waren ca. 20 Grad und es war stark bewölkt. Das Dorf war völlig verweist, aber der 25.12. ist ja hier der eigentliche Weihnachtsfeiertag und offensichtlich waren alle zu Hause oder bei Verwandten. Nur ein paar versprengte Touristen, dem Aussehen nach Inder und Chinesen liefen etwas verwundert umher, ob der Leere im Dorf und den geschlossenen Geschäften und Restaurants.
Eigentlich wollten wir einen Bush Walk beim Museum machen, aber auch das Museum hatte geschlossen und man kam nicht auf den dahinter liegenden Wanderweg. Daher liefen wir noch ein bisschen aus dem Dorf hinaus, aber viel zu sehen gab es nicht. Daher liefen wir zum Camper zurück.

Einschub: Die aktuellen COVID Entwicklungen in New South Wales (NSW) machen uns derzeit einen Strich durch die ursprüngliche (grobe) Reiseplanung. Teile von Sydney sind zur „red zone“ erklärt worden und die Risikogebiete sind erweitert worden, u.a. auch bis Wollongong, wo wir vor 4 Tagen noch waren. Die Grenzen von NSW sind dicht, d.h. wir kommen derzeit nicht weiter nach Victoria, Queensland und auch nicht nach Canberra. Die „Blue Mountains“, die wir gern besucht hätten, zählen im Moment auch als Risikogebiet, wo man zwar hin kann, aber dann später Probleme bei der Weiterreise bekommen könnte. Mal sehen, was uns noch so einfällt.
Auch wenn das Wetter heute nicht so schön werden sollte, stand unsere erste richtige Wanderung in Australien an (Freitag, 26.12.2020). Wir wollten den „Three Views Trail“ im Morton National Park laufen. Die drei Aussichtspunkte sind über drei Stichwege zu erreichen. Zusammen sollen es knapp 10 km sein und es soll zwischen 3…4 Stunden dauern.

Wir mussten 20 km von Kangaroo Valley bis zum Wanderparkplatz fahren und waren die Einzigen. Die Landschaft war sehr spannend, denn offensichtlich hatte es hier vor 2…3 Jahren einen gewaltigen Buschbrand gegeben. Die größeren Baumstämme waren alle verkohlt, aber aus dem Boden und vor allem aus den tot wirkenden Bäumen sprießte es überall. Es war imposant zu sehen, wie die Natur mit solchen Ereignissen umgeht, wenn man sie nur lässt.

Viele Bäume und Sträucher in Australien brauchen Buschbrände, um sich fortzupflanzen. Allerdings sind die vor allem von Menschen verursachten riesigen Buschbrände wie vor einem Jahr, auch für die australische Flora und Fauna eine Katastrophe. Die Auswirkungen hatten wir ja sogar in Neuseeland mitbekommen.


Wir liefen durch diese interessante Landschaft und entdeckten zwischen den verschiedenen Eukalyptusbäumen niedrige Grasbäume, Termitenhügel, verschiedene Insekten und Spinnen. Nur ganz selten sah man einen Vogel oder einen Schmetterling.
Auch einige schöne Blüten konnten wir bewundern.
Was wir zuerst für einen Käfer hielten, war die Haut einer Zikade, die sich in ihrem Leben 5 mal häutet, bis sie ihr erwachsenes Stadium erreicht hat.

Wir liefen die drei Wege ab, machten am zweiten Aussichtspunkt unser Mittagspause und waren gegen 13 Uhr wieder beim Camper.


Wir wollten dann noch kurz zum Tallowa-Staudamm, den wir schon von oben gesehen hatten. Auf dem Weg nach unten zum Damm lief uns plötzlich ein sehr großer Waran über die Straße. Sehr imposant.

Wir sahen uns den Staudamm mit dem See und den umliegenden Felsen an.

Danach fuhren wir noch zu einem Campingplatz in der weiteren Umgebung von Kangaroo Valley, den wir für morgen in’s Auge gefasst hatten. Aber der Campingplatz war voll und bis nach Neujahr ausgebucht. Also verbrachte ich noch einige Zeit am Rechner, bis ich wenigstens für morgen einen Campingplatz buchen konnte.