Nachdem wir Weihnachten und Silvester „überstanden“ hatten, hofften wir, das es zukünftig mit der Campingplatz-Suche einfacher wird. Zudem sind durch die weiteren Corona-Fälle die Grenzen weiter dicht gemacht worden. Das betrifft insbesondere die Grenze zwischen NSW und Victoria, die ab heute Mitternacht quasi fest geschlossen wird. Alle Besucher aus Victoria, die über die Feiertage in NSW waren, müssen bis Mitternacht die Grenze zurück nach Victoria überschritten haben, sonst drohen 14 Tage Zwangsquarantäne. Das sah man auch später auf der Autobahn, wo viele Autofahrer mit Victoria-Kennzeichen offensichtlich auf dem Rückweg waren.

Das stört unsere Kreise noch nicht so, da wir heute sozusagen mit dem „Classic Australian Drive“ beginnen wollen. Auch wenn Neujahr war (Freitag, 01.01.2021) haben wir nicht allzu lange geschlafen. Wir mussten noch einige Dinge am Laptop erledigen, dann packten wir unsere Sachen und fuhren los. Die Strecke von Yass nach Gundagai war etwas unter 100 km – auf dem Highway kein Problem.

Aber bevor wir richtig aus der Stadt waren, wurden wir von einer Polizeisperre aufgehalten. Hier wurden am Neujahrsmorgen Alkoholtests gemacht. Wir kurbelten die Fenster herunter und Moni wurde von einer Polizistin aufgefordert in’s Röhrchen zu pusten. Natürlich gab es keine Reaktion des Testers und wir durften weiterfahren. Das schöne daran: die Polizistin hatte gar nicht gemerkt, dass Moni die Beifahrerin ist und ich als Fahrer brauchte nicht pusten (obwohl da auch nichts gewesen wäre).

Die Landschaft änderte sich langsam. Die Hügel wurden bräunlich-gelblich. Es gab viele verblühte Wiesen und Weiden. Ab und zu waren Schaf- oder Rinderherden zu sehen, aber bei weitem nicht so dicht zusammengepfercht wie in Neuseeland.

Der erste – und eigentlich auch der einzige – Höhepunkt unserer heutigen Etappe war eine Raststation mit einer Skulptur einer australischen Legende: The Dog on the Tuckerbox.

Die Fabel dahinter handelt von einem Hund, der auf die Tuckerbox (= Lunchbox) seines Herrchens, eines Fahrers, aufpassen soll. Der Fahrer verschwand, der Hund hat bis zu seinem Tod aufgepasst und niemanden herangelassen, obwohl die Lebensmittel verfaulten und stanken und der Hund dort auch seine Notdurft gemacht hat.

Die Fabel wurde mehrmals vertont. Hier eine Version von der Aussie Bush Band (Link zu Youtube). Die CD hatte ich mir übrigens schon 2005 in Australien gekauft.

Dann fuhren wir noch das kurze Stück bis Gundagai und checkten auf dem Campingplatz ein. Obwohl wir nichts vorgebucht hatten, war es kein Problem, zudem waren wir sehr früh da, schon kurz nach 12 Uhr.


Nachmittags unternahmen wir noch einen Spaziergang durch Gundagai. Es ist die übliche australische Kleinstadt mit einer bemerkenswerten Besonderheit. Der Murrumbidgee River, der durch die Stadt fließt hat periodisch starkes Hochwasser. Daran erinnert eine Hochwassermarke am Flussrand.

1853 war die Flut verheerend und zahlreiche Menschen kamen in den Fluten ums Leben. Zwei Aboriginies retteten in dieser Nacht knapp 50 Menschenleben. Ihnen wurde in der Stadt ein Denkmal gesetzt.

Abends relaxten wir im spätem Sonnenschein am Camper und bereiteten uns für die Weiterfahrt nach Wagga Wagga vor.
Heute (Samstag, 02.01.2021) stand die 1. Etappe des „Classic Australian Drive“ an. Wie schon geschrieben, ist das die Eigenwerbung der Fremdeninformation von NSW. Unter diesen Namen kennt hier keiner diese Route. Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, fuhren wir in Richtung Wagga Wagga los. Es waren ca. 80 Kilometer geplant. Bevor wir Gundagai hinter uns gelassen hatten, fuhren wir zu einem Aussichtspunkt, von dem wir ein sehr schönes Panorama des Ortes und der näheren Umgebung hatten. Ich habe es wieder einmal als Panoramafoto versucht einzufangen.

Danach ging es weiter auf dem Highway 31. Es war sehr angenehm zu fahren: relative wenige Autos, gutes Wetter, die Straße war einigermaßen in Ordnung und die Landschaft interessant. So kamen wir gut voran.

Wir hatten uns noch ein Zwischenziel ausgesucht, das Denkmal für die tödlich verunglückten Truck-Fahrer von Australien in dem Dörfchen Tarcutta, das „Australian Truck Driver’s Memorial“. Es liegt nahezu auf dem halben Weg von Sydney nach Melbourne und hier machen viele Trucker Rast oder übergeben ihre Ladung an den nächsten Fahrer.


Das Denkmal wurde 1994 in’s Leben gerufen und in der heutigen Form 2011 eingeweiht. Jedes Jahr im Oktober findet eine Feierstunde statt, wenn die Tafel mit den Namen der Toten des letzten Jahres enthüllt wird.

Dann fuhren wir weiter in Richtung Wagga Wagga. Dort fuhren wir zuerst einkaufen und danach auf den Campingplatz. Wir haben uns hier für drei Tage eingebucht, weil wir noch ein kleines Päckchen erwarten. Uns war nicht nur die kleine Akku-Bohrmaschine gestohlen worden, sondern im Bohrfutter steckte auch der Bolzen, den ich unbedingt zum Hoch- oder Herunterlassen der Stelzen der Kabine brauche. Eigentlich ein Pfennig-Artikel, aber eben extrem wichtig.

Das Teil habe ich übrigens bei dem australischen Distributor der Northstar-Kabinen bestellen können.

Nachmittags liefen wir durch die Stadt, die die größte Stadt NSWs abseits der Küste ist. Sie hat mehr als 50.000 Einwohner. Wir beschränkten uns zuerst auf das Zentrum, das keine besonderen Sehenswürdigkeiten aufwies.



Nach dem Besuch der Touristen-Information gingen wir wieder zurück zum Campingplatz. Dort angekommen waren wir ziemlich platt, denn es waren zwischenzeitlich über 32°C und die Hitze schlauchte ziemlich. Dafür soll es morgen wieder regnen…
In der Nacht hat es tatsächlich geregnet, aber am Morgen hat der Regen aufgehört, auch wenn der Himmel sehr bewölkt war. Übrigens ist 2020 nach dem absoluten Dürrejahr 2019 mit den verheerenden Waldbränden ein überdurchschnittlich gutes Regenjahr für Australien gewesen. Auch wenn die Trockenheit der Vorjahre noch nachwirkt, sind die Farmer zufrieden.
Wir hatten uns für heute (Sonntag, 03.01.2021) ein paar Punkte aus den Prospekten herausgepickt und auch einen Tipp von unseren Campingnachbarn bekommen. Zuerst wollten wir den Botanischen Garten von Wagga Wagga besuchen. Den Prospekten nach ein absolutes Highlight. In dem großzügig angelegten Park befindet sich auch ein kleiner Zoo mit einheimischen Tieren und eine Miniatureisenbahn, die heute sogar in Betrieb ist.

Der Botanische Garten entpuppte sich in unseren Augen als Flop. Selten haben wir einen so schlecht gepflegten Garten gesehen. Rühmliche Ausnahme war der kleine Rosengarten.

Wir spazierten etwas durch den Garten und machten noch einen kleinen Rundgang durch den Zoo.


Interessant war wieder einmal die Miniatureisenbahn „Willans Hill Miniature Railway“, die von einigen älteren Herren in Schuss gehalten und betrieben wird. Sie nahmen ihre Aufgabe als Zugführer oder Bahnhofsvorsteher sehr ernst. Vor allem Kinder und ihre Eltern nutzen natürlich das Angebot.


Von dort aus fuhren wir zu einer Erdbeerplantage. Das war der Tipp unserer Campingplatz-Nachbarn. Die Plantage war pfiffig gestaltet: die Erdbeerbeete waren auf Stelzen in Hüfthöhe ausgebracht, so dass man sich beim Pflücken nicht bücken muss.


Man konnte selber pflücken oder auch gepflückte Erdbeeren kaufen. Zudem gab es leckeres Eis und Sorbet mit bzw. aus Erdbeeren. Beides hat sehr lecker geschmeckt. Eine Idee für die Voreifel???

Gleich gegenüber waren die sogenannten „Marrambidya Wetlands“. Das sind nicht mehr genutzte Rieselfelder, die 2015 zu kleinen Teichen umgewandelt worden sind.

Viele Tafeln erklären die Flora und Fauna des Gebietes und auch über die kulturellen Hintergründe der ursprünglich dort wohnenden Aborigines erfährt man einiges.



Danach besuchten wir nach viel zu langer Zeit wieder einmal eine Craft-Beer-Brauerei (:smile:). Die Thirsty Crow Brewery lag ziemlich im Stadtzentrum und hatte auch ein Speisenangebot.

Da bereits Mittag war, bestellte ich mir Hähnchenflügel und Moni wollte unbedingt Sunday Roast. Der Sunday Roast entpuppte sich als Pizza, belegt mit einer süßlichen Bratensoße, darauf dünne Kartoffelscheiben, Erbsen und gebratene Lammstückchen.

Moni hasst Lamm und mag auch nicht unbedingt Pizza, so dass das Essen zumindest für sie nicht so prickelnd war.
Bemerkung: Zur Thirsty Crow gibt es übrigens auch eine Fabel nach Äsop (mit Moral). Und hier wird die Fabel an der Krähen-Wirklichkeit gemessen.
Danach besuchten wir noch den Flussstrand am Murrumbidgee River. Eine Werbeplakette verhieß den 9t besten Strand unter den 20 besten Stränden Australiens. Wenn dies so ist, möchte ich die Strände ab Platz 10 nicht sehen…


Trotzdem hatten wir Lust auf eine Abkühlung im Wasser bekommen und machten noch eine Zwischenstation im örtlichen Schwimmbad, bevor wir wieder auf den Zeltplatz fuhren.

Der heutige Tag (Montag, 04.01.2021) begann leider mit Regen – und hatte trotzdem einige positive Überraschungen für uns. Eigentlich wollten wir heute Fahrradfahren, denn über das Wochenende hatte der einzige Fahrradverleih leider geschlossen. Bei diesem Wetter und dem Blick auf das Regenradar verwarfen wir das erst mal.
Statt dessen wollten wir noch einmal ein, zwei Campingshops ansteuern, um nach den noch fehlenden Teilen Ausschau zu halten. Schon beim ersten wurden wir fündig: ich kaufte einen Gas-Füllstandsmesser, diesmal nicht von Dometic, sondern von Truma (einem deutschen Hersteller). Wieder ein Problem gelöst! Der französische Bäcker, bei dem wir evtl. Brot und Brötchen holen wollten, hatte Montags geschlossen. Dann studierte ich die Tracking-Website von TNT, denn wir warteten ja noch auf das Päckchen mit den Bolzen. Laut Website war das Päckchen in Wagga Wagga, konnte aber nicht ausgeliefert werden?! Kurz entschlossen gingen wir nach dem Mittagessen zum TNT-Depot und siehe da: das Päckchen lag zur Abholung bereit. Fanfare!!! Die letzte große und wichtige Sorge war beseitigt.


Auf dem Rückweg kamen wir noch an einen anderen Camping-Laden vorbei und Moni kaufte sich eine Wanderbluse und ein Funktions-T-Shirt und ich mir eine kurze, bequeme Hose. Bei dem Wetter in Neuseeland konnte man eine dickere Jogging-Hose gut gebrauchen, hier war es einfach zu heiß. Zusammen haben wir knapp 90 $AUS bezahlt (~55 €). Passend dazu wurde das Wetter besser, so dass ich auf dem Campingplatz nicht nur die Markise aufgebaut habe, sondern auch die Seitenverkleidung als Wind- und vor allem als Sonnenschutz. Sie lag bis jetzt originalverpackt und unbenutzt in unserem Camper! Nach 13 Monaten das erste Mal…. Jetzt kam tatsächlich so eine Art Wohnzimmergefühl auf.


Nunmehr konnte ich mich auch mit der Weiterreise beschäftigen, denn bisher hatte ich das etwas verdrängt. Die nächste Etappe war offensichtlich kein Problem, beim Kartenstudium fiel mir allerdings auf, das wir die Grenze zur „Fruit Fly Exclusion Zone“ bzw. zum „Greater Sunraysia Pest Free Area (VIC/NSW)“ überqueren. Das bedeutet, dass wir keinerlei Obst und Gemüse mit über diese Grenze mitnehmen dürfen. Also müssen wir bis morgen Mittag unsere Vorräte an Obst und Gemüse am besten vertilgen – oder an der Grenze in Mülltonnen entsorgen. Eine Beschreibung und eine Karte der Gebiete findet man hier. Nur gut, dass ich das durch Zufall noch entdeckt habe, eine Strafe wollen wir lieber nicht riskieren.
Apropos Strafe: Ein Ehepaar, das nach einem Flug von Canberra nach Melbourne am Flughafen angesprochen wurde und eigentlich eine 14-tägige Corona-Quarantäne antreten sollte, war aus dem Flughafen geflohen. Natürlich erwischte man sie und nun sie haben jeder eine Strafe von 19.000 $AUS (~ 10.000 € !!) zu erwarten. Die volle Story hier.
Nach langer Zeit wieder einmal richtig zufrieden, relaxten wir bei schönem warmen Wetter in unserem kleinen Outdoor-Wohnzimmer und freuten uns auf die nächsten Tage.
Heute wollen wir endlich weiterfahren, nachdem wir drei Tage in Wagga Wagga verbracht haben (Dienstag, 05.01.2021). Aber es waren ein paar wichtige Dinge erledigt und so konnten wir uns wieder dem Reisen widmen. Wir fuhren zuerst einkaufen, dann ging es weiter auf dem Highway A20 in Richtung Narrandera. Die heutige Strecke war etwa 100 km lang.

Da an der Strecke keine großen Sehenswürdigkeiten waren, fuhren wir durch und checkten kurz vor 12 Uhr auf dem schönen Campingplatz „Lake Talbot Tourist Park“ ein. Übrigens haben wir nichts von der Fruchtfliegengrenze gemerkt (?).

Wir machten kurz Mittag und fuhren in das „Zentrum“ von Narrandera.


Wir bummelten bei schönstem Wetter durch die kleine Stadt und fuhren dann weiter zum Narrandera Natural Reserve, bekannt unter den Namen Koala Reserve.

Dort wurden in einem Eukalyptuswald 1972 einige Koalas ausgewildert. Mittlerweile soll die Population bei 200 Koalas liegen.

Wir haben aber nur zwei kleine Koalas gesehen. Trotzdem, es waren unsere ersten Koalas auf unserer jetzigen Reise.

Danach fuhren wir wieder zum Campingplatz und nutzten den kurzen Zugang zum Erlebnisbad gleich nebenan.

Das Bad war sehr schön, wir drehten einige Runden und gingen dann entspannt zurück zum Campingplatz. Bei schönstem Wetter und warmen Temperaturen saßen wir noch lange draußen.
Hallo Familie Rämisch, wir wollen uns als heimliche Mitleser outen 😊
Jedesmal freu ich mich Ihre Beiträge zu lesen.
Viele Bilder, Orte wecken in uns Erinnerungen.
2 mal Neuseeland, 3mal Australien.
Wir wünschen Ihnen ein spannendes neues, gesundes Jahr 2021.
Weiterhin allzeit gute Fahrt 👍😊
Gruessle vom Bodensee
Frau Kramer
Hallo Frau Kramer,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es ist immer wieder motivierend, wenn sich auch andere für den Blog interessieren. Vor allem finde ich es gut, dass Sie sich in den Beiträgen wiederfinden und Erinnerungen geweckt werden. Dann kann ich ja soviel nicht falsch gemacht haben 😉
Auch Ihnen am Bodensee ein gesundes (Corona-freies oder wenigstens -armes) neues Jahr. Ich hoffe, Sie bleiben dran, und wenn Sie einen Tipp oder einen Hinweis aus Ihrer Erfahrung für uns haben, gerne auch per E-Mail.
Mit freundlichen Grüßen aus Balrandald, am Rande des Outback von NSW.
Tschüß
Hannes Rämisch