Unabhängig davon, wie wir die Reise fortsetzen wollen, ob weiter nach Victoria und Melbourne und dann Richtung South Australia oder doch anders herum in Richtung Queensland, auf jeden Fall wollten wir Canberra – die Hauptstadt Australiens oder wie es korrekt in Englisch heißt: des „Commonwealth of Australia“ – erkunden. Dazu stand heute (Dienstag, 16.02.2021) eine relativ lange Etappe vor uns, ca. 260 km. Auf der Strecke von Oberon nach Canberra lagen auch keine Highlights am Weg, die man unbedingt besichtigen müsste. Es gab auch keine Campingplätze mehr auf der Strecke, außer in Goulburn, aber dort waren wir ja schon.

Bei dichter Bewölkung und leichtem Nieselregen fuhren wir los. Den Nieselregen wurden wir während der gesamten Fahrt nicht los. Dazu war es ziemlich kalt, schließlich starteten wir in 1100 m Höhe. Die Fahrt führte fast die gesamte Zeit weiter auf der Hochebene zwischen 1000 und 800 m Höhe.

Wälder wechselten sich mit Wiesen ab. Städte oder Dörfer waren Fehlanzeige und Autos begegneten uns ganz selten. Erst als wir kurz vor Goulburn waren, gab es etwas mehr Verkehr. Dort machten wir auch eine kurze Mittagspause und fuhren danach nach Canberra weiter. Dann wurde das Wetter besser.

Der Zeltplatz, den ich über Wikicamps gefunden hatte, war ziemlich neu. Er wurde erst Mitte vergangenen Jahres eingeweiht. Daher war er ziemlich modern und auch großzügig angelegt.

Wir richteten uns ein und verbrachten den Rest des Nachmittags und den Abend am und im Camper.
Der Campingplatz war etwa 7 km außerhalb des Stadtzentrums, daher mussten wir heute Morgen (Mittwoch, 17.02.2021) mit dem Camper in die Stadt fahren, da es auch keine Anbindung an den Nahverkehr gab. Wir fanden relativ problemlos einen Parkplatz am City Hill, über dem die Fahne Canberras (Australian Capital Territory) wehte.

Canberra ist als Hauptstadt ähnlich wie Wellington in Neuseeland eine Kompromisslösung zweier großer Städte. In Neuseeland ist es die Rivalität zwischen Auckland und Christchurch gewesen, in Australien zwischen Melbourne und Sydney. Das heutige Canberra wurde 1913 als Teil von New South Wales gegründet und wurde offiziell 1927 Hauptstadt. Die Stadt wurde vollständig auf dem Reißbrett geplant. Sieger eines entsprechenden Wettbewerbes war der US-Architekt Walter Burley Griffin, dessen Entwurf bis heute weitgehend eingehalten wurde:

Die auf dem Entwurf von 1912 bereits enthaltenen Wasser-Bassins wurden übrigens erst 1963 durch Anstauen des Molonglo Rivers durch den Scrivener Damm angelegt. Siehe dazu auch den Verweis auf den Wikipedia-Artikel weiter oben.
Unser erstes Ziel war die Touristeninformation am Lake Burley Griffin, einem künstlichen Stausee im Zentrum der Stadt, der erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand. Einen sehr ausführlichen Artikel in Deutsch kann man dazu in der Wikipedia nachlesen. Auf dem Weg dahin mussten wir erst einmal einige Baustellen umlaufen und auch am Ufer des Sees wurde großflächig gebaut. Dort verbreiterte man die Uferpromenade. Nur ein kleiner Teil war schon fertig.

Danach kamen wir am Denkmal für Captain Cook vorbei, eine Weltkugel, auf der die vier Reisen von James Cook zur Erkundung Australiens, Neuseelands und des pazifischen Raumes dargestellt waren.

Die Tourist-Information bot nicht viel Neues und nach einer kurzen Pause beschlossen wir, mit dem Bus weiter bis zum Parlament am anderen Ufer des Sees zu fahren. Wegen Covid konnte man aber keine Fahrkarten mit Bargeld kaufen, sondern musste erst eine Smartcard kaufen, wie die Opal-Karte in Sydney. Zum Glück war eine Verkaufsstelle relativ nah. Wir kauften zwei Karten und ließen sie aufladen.

Nach einer kurzen Mittagspause fuhren wir zum neuen Parlamentsgebäude, das 1988 eingeweiht worden war. Im Übrigen mussten wir uns auch eine neue Covid-Tracking-App herunterladen, da jeder Bundesstaat seine eigene App hat…

Das Parlamentsgebäude war für Besichtigungen offen, allerdings musste man sich vorher online zu einem Termin einchecken. Aber wir konnten dies dann direkt am Eingang über das Smartphone machen und nach einer Sicherheitskontrolle durften wir selbständig durch die Gänge des Parlamentsgebäudes laufen.

Natürlich gab es einen vorgegebenen Weg und Sicherheitspersonal, das darauf achtete, dass man die Route nicht verließ. Aber es war sehr interessant.




Danach gingen wir langsam zurück in Richtung des alten Parlamentsgebäudes.

Vorbei ging es an weiteren Gebäuden und Einrichtungen, die dem australischen Staat gewidmet sind: National Gallery of Australia, High Court of Australia, National Archives of Australia, National Library, …

Schließlich war es Zeit, zum Auto zurück zu fahren und wir nahmen wieder den Bus. Um uns von dem langen Weg zu erholen, fuhren wir noch die Craft Beer Brauerei BentSpoke an.

Sie lag in einem belebten Viertel von Canberra, während die bisherige Stadt mit ihren Regierungsgebäuden einen sehr kalten, sterilen Eindruck bei uns hinterlassen hatte. Danach fuhren wir zurück auf den Campingplatz.
Einschub: Heute hatte Victoria keine neuen Corona-Fälle. Die insgesamt 19 neuen Fälle der letzten Woche konnten alle einem Cluster zugeordnet werden. Daher wird heute um Mitternacht der LockDown in Victoria wieder aufgehoben. Allerdings halten alle anderen Bundesstaaten und Territorien an ihren Grenzschließungen zu Victoria fest.
Heute haben wir einen reinen Sightseeing-Tag in Canberra eingeplant (Donnerstag, 18.02.2021). In Canberra gibt es eine ungezählte Anzahl von „Nationalen“ Einrichtungen. Hier eine Auswahl:
- National Museum of Australia
- National Gallery of Australia
- The National Science & Technology Centre
- National Portrait Gallery
- Australian National University
- Australian National Botanic Gardens
- National Bonsai and Penjing Collection of Australia
- National Film and Sound Archive
- National Archives of Australia
- National Library of Australia
- National Arboretum
- National Rock Garden
- National Dinosaur Museum
- National Zoo & Aquarium
- …..
Weitere „nationale“ Attraktionen findet man hier. Wir mussten uns also entscheiden und wollten am Vormittag den Australian National Botanic Garden besuchen. Er ist Teil des Black Mountain. Auf der höchsten Erhebung der Black Mountain wurde der Telstra-Tower gebaut, der hiesige Fernsehturm.

Der botanische Garten war interessant und fast ausschließlich der australischen Pflanzenwelt gewidmet.

Immer wieder schön anzusehen sind die verschiedenen Banksia-Arten, die nahezu ausschließlich in Australien vorkommen.


Auch interessant sind die vielen verschiedenen Eukalyptus-Varianten. Allein im botanischen Garten kann man auf einem eigens dafür eingerichteten Weg 23 verschiedene Eukalyptus-Bäume bewundern. Direkt aus dem Botanischen Garten führt der Summit Track hinauf zum Telstra-Tower. Der Weg durch den Eukalyptus-Wald des Black Mountain war von der Strecke her kurz, aber es ging die ganze Zeit steil nach oben.


Oben angekommen kauften wir uns Senioren-Eintrittskarten (!) und fuhren allein mit dem Aufzug auf die Aussichtplattform. Wir waren die einzigen Gäste.

Der Telstra-Tower ist knapp 200 m hoch und wurde 1980 eröffnet. Die Aussichtsplattform war offen und hier oben wehte ein kräftiger und kalter Wind. Wir genossen trotzdem den tollen Rundumblick über Canberra.

Als Hauptstadt wirkte sie von oben recht klein. Sie hat auch nur knapp 400.000 Einwohner.

Der Weg hinunter zurück zum Botanischen Garten ging natürlich schneller.

Wir schlenderten durch den Garten zurück zum Auto. Da es bereits gegen 12 Uhr war, suchten wir ein Café oder etwas ähnliches, um einfach ein Sandwich zu kaufen. Wir fanden nicht gleich etwas und waren plötzlich mit dem Auto schon am National Museum von Australien. Dort gab es ein Café und ich kaufte einen Snack. Danach schauten wir uns das Museum von außen an. Die moderne Architektur war uns schon gestern aufgefallen.

Schon von weitem sichtbar ist die Loop, die Schleife. Sie ist Bestandteil der Uluru-Line, die als Überdachung des Eingangsbereiches beginnt, dann in die Loop übergeht und als rostroter Weg noch ein paar hundert Meter weiter geht. Von dort aus führt er gedanklich bis zum Uluru (ehemals Ayers Rock) im Zentrum Australiens.


Danach wollten wir dem National Dinosaur Museum einen Kurzbesuch abstatten. Weniger wegen uns, sondern wegen eines der Enkel, der sich im Moment für Dinosaurier absolut begeistert.

Das Museum hatte einen großen Außenbereich mit lebensgroßen Dinosaurier-Figuren, so dass man nicht unbedingt in das Museum selbst gehen musste.


Wir kauften zwei T-Shirts und zwei Dinosaurier-Figuren für den großen Dino-Fan und den kleinen Bruder.
Wir hatten noch Zeit und beschlossen, zum National Arboretum zu fahren.

Das Arboretum war kein kleiner Garten, sondern ein riesiges, insgesamt 250 Hektar großes Gelände. Auf insgesamt 94 einzeln abgetrennten Flächen hat man jeweils kleine Wälder mit verschiedenen Bäumen gepflanzt. Dabei wurden sowohl einheimische Bäume berücksichtigt, aber insbesondere auch vom Aussterben bedrohte Baum-Arten aus aller Welt, die hier im Klima von Canberra gedeihen können. Vom modernen Besucherzentrum fuhren wir auf einen schönen Aussichtspunkt.


Insgesamt kann man über 20 km Wanderwege erlaufen.


Neben dem Besucherzentrum war auch die National Bonsai and Penjing Collection of Australia untergebracht. Wir warfen einen kurzen Blick auf die wunderschönen Mini-Bäume.

Den Tag wollten wir in einer anderen Craft-Beer-Brauerei abschließen, aber die hatte geschlossen. Durch Zufall fanden wir einen großen, modernen Lebensmittelmarkt.

Wir schlenderten durch die Stände und beim ersten Fischgeschäft konnten wir nicht widerstehen und kauften frischen Fisch.

Gleich daneben war eine Fleischerei, die besonderes Fleisch anbot. Wir wählten Emu-Steaks und Kamel-Fleisch aus. Es gab natürlich auch Känguru-Fleisch und Wurst und sogar Krokodil konnte man kaufen (haben wir alles schon mal vor längerer Zeit probiert).

Zufrieden mit dem heutigen Tag fuhren wir auf den Campingplatz zurück und ich bruzzelte die frischen Fischfilets in der Pfanne. Wenn das Wetter morgen mitspielt, werden wir wohl noch einen Tag hier in Canberra bleiben.

Nachdem wir in den letzten zwei Tagen viele Sehenswürdigkeiten von Canberra besichtigt hatten, wollten wir heute (Freitag, 19.02.2021) – quasi als Abschluss – uns noch das eigentliche Zentrum der Stadt anschauen, dass etwas abseits des Parlamentsbezirkes liegt. Mit dem Auto waren wir wieder schnell in der Innenstadt.





Wir waren angenehm überrascht, denn das Zentrum war sehr urban und belebt. Bisher kam uns die Stadt kalt und wie eine Aneinanderreihung von wichtigen Gebäuden vor. Hier ein paar Eindrücke.


Nach knapp drei Stunden kehrten wir zum Auto zurück und fuhren noch zum Australian War Memorial.

Es bildet zusammen mit dem alten und dem neuen Parlamentsgebäude eine breite Sichtachse quer durch die gesamte Stadt.

Es gab eine Unmenge von kleinen und größeren Denkmälern, Skulpturen und Bronze-Tafeln zur Militärgeschichte Australiens.

Das ist ein schlichtes Denkmal für die Opfer der Todesmärsche von Sandakan. Einen interessanten Artikel zu dieser Tragödie kann man in der deutschen Wikipedia lesen.
Wir sahen noch eine andere Skulptur und waren überrascht:

Die identische Geschichte wurde auch bei dem neuseeländischen War Memorial erzählt. Das hatte ich bereits in meinem Blogbeitrag vom Januar 2020 beschrieben. Eine Person/Geschichte für zwei National-Gedenkstätten ?!
Damit reichte es dann aber auch mit den Stadtbesichtigungen. Wir fuhren zurück auf den Campingplatz und bereiteten unsere Weiterreise ein bisschen vor, die uns nunmehr weiter in Richtung Queensland führen soll. Wir hoffen, dass dort noch ein bisschen Sommer ist und wir zumindest in der nächsten Zeit keine Corona-Einschränkungen haben werden.
Der letzte Vormittag in Canberra und die Weiterreise nach Sydney ist relativ schnell erzählt. Heute war Sonnabend (20.02.2021) und damit Farmers Market direkt gegenüber vom Campingplatz. Wir packten unsere Sachen zusammen, parkten unser Auto vor dem Campingplatz und gingen dann eine Runde über den Markt.

Es war ausschließlich ein Markt mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen bzw. Lebensmitteln, wie Obst und Gemüse, Fleisch und auch einen Fischstand haben wir gesehen. Alles sehr frisch und gut anzuschauen, aber unser Kühlschrank war noch voll vom Besuch des Food Markets vorgestern.



Nach einer halben Stunde verließen wir den Markt und fuhren los. 280 km standen vor uns. Wir kamen aber sehr gut voran, manchmal musste ich mich bremsen, um die erlaubten 110 km/h Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn nicht zu überschreiten.


Den uns ähnlichen Camper haben wir überholt. Man beachte die abenteuerliche Konstruktion der Gasversorgung mit zwei unterschiedlichen Gasflaschen !!!
Wir machten nur einen kurzen Tankstopp und wollten dann irgendwo noch Mittagspause machen. Wir waren aber schon so weit an den Vorstädten von Sydney, dass wir keinen schönen Rastplatz mehr gefunden haben.

Also fuhren wir durch bis zum Campingplatz in dem Stadtteil Brighton-Le-Sands, in der Nähe des internationalen Flughafens von Sydney. Nachmittags machten wir noch einen kurzen Spaziergang zum Strand “Lady Margaret Beach”. Auf jeden Fall war hier schon mal das Wetter viel besser, die Sonne schien und es war angenehm warm.

Abends bruzzelte ich noch die Kamel-Steaks in der Pfanne, die wir uns vorgestern gekauft hatten. Ich merkte aber schon beim braten, dass das Fleisch sehr fest wird und trotzdem ich sie nur medium gebraten hatte, waren sie sehr zäh. In dünne Scheiben geschnitten konnte man das Fleisch essen, aber es hätte eher 3…4 Stunden schmoren sollen. Hoffentlich ist das Emu-Fleisch besser, das wir noch in der Tiefkühlung haben. interessant war auch, was die Firma sonst noch für Fleisch verkauft:

Besonders das letzte würde mich ja mal interessieren… 😛
Morgen wollen wir mal quer durch Sydney fahren, um mit unserem Camper einmal über die berühmte Harbour-Bridge von Sydney zu fahren. Mal sehen wir weit wir dann morgen in Richtung Port Macquarie kommen, um dann sozusagen wieder in die Spur in Richtung Queensland einzusteigen.