Pilbara / Karratha, der Millstream Chichester Nationalpark und ein riesiger Schreck

Wir hatten uns von South Hedland verabschiedet und fuhren in Richtung Westen weiter (Donnerstag, 29.07.2021). Ziel war das rund 200 km entfernte Point Samson. Dort gab es zwei Zeltplätze, hoffentlich ist da noch etwa frei. Die Fahrt war wieder unspektakulär. Einziger Höhepunkt sollte das Whim Creek Roadhouse und Hotel sein. Aber als wir das Roadhouse erreichten, mussten wir feststellen, dass es bereits seit Anfang 2019 geschlossen.

Mit uns erreichten noch andere Camper den Parkplatz und waren auch enttäuscht. Gott sei Dank mussten wir nicht tanken und brauchten auch sonst nichts. Also konnten wir entspannt weiterfahren bis Point Samson am Indischen Ozean. Der erste, etwas kleinere, Campingplatz war ausgebucht. Nun war die Hoffnung der zweite Platz, aber wir wurden enttäuscht, auch er war vollständig belegt. Jetzt war guter Rat teuer, denn im Umkreis von 50 km gab es keine weiteren Campingplätze und ob die Situation dort besser wäre, weiß man auch nicht. Wir beratschlagten kurz und fragten dann nach einer Kabine. Tatsächlich war noch ein Chalet frei, das wir kurz entschlossen buchten. Es war zwar sehr teuer (ca. 120 €), aber wir wollten auf keinen Fall noch stundenlang rumfahren, da es auch keine ganz einfachen Plätze nur mit Toilette in der Umgebung gibt.

Wir konnten das Chalet noch nicht beziehen, da es noch nicht fertig gesäubert war. Wir stellten uns auf einen Parkplatz und kochten uns ein kleines Mittagessen. Nach einem kurzen Spaziergang kam dann der Anruf, dass die Kabine fertig sei.

Die neue Pier von Point Samson
Ein trockener Sprungbrunnen

Wir holten den Schlüssel ab und quartierten uns in das schöne Häuschen ein. Das erste Mal nach unserem Zwangsaufenthalt in Tweed Heads vor einem knappen halben Jahr waren wir wieder einmal in einer Kabine.

Wir räumten das Notwendigste aus dem Camper in die Kabine. Ich musste mich um den Blog kümmern und Moni ging noch etwas spazieren. Später saßen wir noch eine Weile in der Hütte.

Unser Rangie vor dem Chalet
Wohnzimmer mit gut eingerichteter Küchenzeile, separates Schlafzimmer und Bad.

In der Kabine lag ein Werbeheftchen für Karratha, dass ein paar sehr interessante Karten enthielt. Auf denen waren die tatsächlich vorhanden Minen und auch die Lagerstätten des Erdöls und Erdgas des North West Shelfs eingezeichnet. Auf allen Karten, die ich bisher gesehen hatte, waren diese Minen nicht eingezeichnet. Nur um mal einen Eindruck von der Vielzahl der Minen/Lagerstätten zu vermitteln, hier ein paar Beispiele:

Zur besseren örtlichen Orientierung habe ich die Orte, in denen wir waren, in grün eingekreist.

Und hier noch ein Bild der Erdöl- und Erdgasfelder vor der Küste West-Australiens. die schwarzen Linien sind übrigens Pipelines.

Soweit zur unberührten Natur….

Was man hier alles fördert:
– Silber
– Gold
– Kupfer
– Eisen
– Kalium
Kaolin
– Lithium
– Lithiumkarbonat
– Flüssigerdgas
– Flüssiggas
– Magnetit
– Mangan
– Molybdän
– Nickel
– Blei
– Phosphate
– Seltene Erden
– Silikatsand
Tantal
– Titan
Talk
Vanadium
Wolfram
– Zink
Zirkonium


Heute wollten wir nach Karratha, um dann Morgen in den Millstream Chichester National Park zu fahren (Freitag, 30.07.2021). Da wir morgens noch Zeit hatten, bereitete ich schon mal ein paar Dokumente für das neue Visum vor. Nach 9 Uhr waren wir startklar, machten aber in Point Samson noch einen Stopp und sahen uns den Centenary Park des winzigen Örtchens an. Er war sehr nett angelegt.

100 Jahre Point Samson

Danach fuhren wir zügig die reichlich 50 Kilometer bis Karratha und da wir Zeit hatten noch die 15 km weiter bis Dampier. Wir hatten ja den Campingplatz gebucht und brauchten uns nicht zu beeilen. An der Promenade hielten wir und dort kam ein Anruf vom Campingplatz. Irgendetwas mit der Buchung wäre schief gegangen, sie müssten uns umbuchen, aber wir könnten trotzdem kommen. Das klang alles nicht sehr vertrauenserweckend. Da hat man schon mal eine Buchung und dann kommt wieder etwas dazwischen.

Auch in Dampier fahren Eisenerz-Züge in den hiesigen Hafen.

Wir fuhren entlang der Esplanade, aber der Strand und der dahinter liegende Hafen von Dampier strahlten nur Industrie-Charme aus. Auf einer kleinen Anhöhe gab es ein schönes Restaurant und da sowieso Mittagessens-Zeit war, kehrten wir dort ein. Nicht unbedingt ein Fehler, aber es dauerte alles ziemlich lange und das Essen war typisch australisch (schlecht). Schade, denn die Lage und die Ausblicke vom Restaurant waren sehr schön.

Wir kehrten um und fuhren zurück nach Karratha. Wider Erwarten eine für australische Verhältnisse große Stadt mit jetzt 16.000 Einwohnern. Sie wurde erst 1968 mit dem beginnenden Eisenerzbergbau gegründet. In den 80erJahren kamen dann noch die Erdgas- und Erdölfunde im Nord-West-Shelf hinzu. Wir sahen uns in dem kleinen, modernen Zentrum um.

Die Kunsthalle von Karratha

Danach fuhren wir zum Campingplatz. Zuerst landeten wir auf dem falschen Campingplatz, aber das hatte auch sein Gutes, denn gleich daneben gab es seit langer, langer Zeit wieder einmal eine Craft-Beer-Brauerei, die North West Brewing Co.

Werbe-Fahrzeug der Brauerei
Es gab 7 oder 8 eigene Sorten Bier.

Ich probierte ein Bier und nahm ein paar Büchsen mit. Danach steuerten wir den richtigen Campingplatz an. Wie sich herausstellte, habe ich online einen Platz gebucht, der eigentlich gar nicht verfügbar war.

Daher hatte man uns kostenlos ein Upgrade auf eine Kabine gegeben. Sie war zwar nicht so schön wie das gestrige Chalet, aber besser als gar nichts.

Nur 1 Raum und keine richtige Kücheneinrichtung.

Also räumten wir wieder einmal unsere Sachen aus dem Camper in die Kabine. Sie war wesentlich kleiner als das Chalet, aber da wir dafür nur den Preis eines Stellplatzes bezahlt hatten, war es OK.

Camping”idylle”

Heute fuhren wir in den Millstream Chichester Nationalpark, etwa 120 km südlich von Karratha (Sonnabend, 31.07.2021). Dort hatte ich auch einen Campingplatz reserviert, genauso für den Anschlusstag, wenn wir wieder an die Küste kommen. Aufgrund unserer jetzigen (schlechten) Erfahrungen wollten wir auch noch für den nächsten Tag einen Platz in Karratha buchen. Wir versuchten es auf dem Platz, auf dem wir standen, aber die Rezeption öffnet erst um 9 Uhr und wir waren schon vor 8:30 Uhr abfahrbereit. Also fuhren wir zuerst tanken und dann lag auf dem Weg zum Nationalpark der zweite Campingplatz in Karratha. Dort hatten wir Glück. Wir buchten eine Nacht und fuhren dann weiter. Zuerst ging es noch ein Stückchen westwärts auf dem normalen Highway, dann bogen wir nach Süden ab. Eigentlich sollte das schon die Straße sein, für die ich das Permit erkämpft hatten. Aber es war eine normale Straße, asphaltiert und kein Hinweis auf die Notwendigkeit des Permits. Die Straße führte durch eine hügelige Landschaft, immer in der Nähe einer Eisenbahnlinie.

Neben der Straße befindet sich die Eisenbahnlinie in die Mine. Einer der langen Züge fuhr leer in Richtung Mine

Zweimal sahen wir auch die Monsterzüge mit Eisenerz vollbeladen, die in Richtung Hafen fuhren. Nach 120 km erreichten wir den Abzweig zum Nationalpark. Die Straße geradeaus führt weiter nach Tom Price.

Auch die nächsten Kilometer waren asphaltiert, nur die letzten 6 km mussten wir dann noch einmal Gravel Road fahren.

Der Stargazer(= Sterngucker)  Campingplatz lag auf einer ebenen Fläche. Es gab relativ wenige Plätze, nur knapp 15. Wir fanden schnell unseren Standplatz und warfen dann schnell eine paar Schweinesteaks in die Pfanne, die wir fertig mariniert nach Szechuan-Art gekauft hatten. Sie schmeckten wirklich sehr gut.

Die mobile Solaranlage hat uns schon viele gute Dienste geleistet.

Danach machten wir eine Wanderung zum Cliff Lookout und zu einem ehemaligen Farmgebäude., dem Millstream Homestead.

Der Weg war sehr eben und nicht zu verfehlen.
Eine schöne Landschaft
Viele interessante Pflanzen und Blüten am Wegesrand.
Eine Wildbiene an einer schönen Blüte
Am Cliff Lookout. Unten fließt der Fortescue River.

Das Farmhause war Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und danach mehrmals umgebaut worden. Die Farm wurde in den 60er Jahren verlassen. Das Gebäude wurde bis Mitte der 80er Jahre eine Taverne und ist heute ein kleines Museum.

Nach 11 km waren wir wieder am Campingplatz. Da es noch relativ zeitig war, nahm ich die Reparatur unserer Lampe im Camper in Angriff. In einer der 4 LED-Leuchten hat – wie ich festgestellt hatte – ein Elektrolytkondensator den Geist aufgegeben. Ausgerechnet bei der Leuchte, die direkt über dem Tisch angebracht war. Mangels Ersatzteile wechselte ich diese Leuchte gegen die am wenigstes genutzte Lampe aus, nachdem ich begriffen hatte, wie die Lampen mechanisch und elektrisch angeschlossen sind.

Die Kabel der Lampe sind mittels Stromdieben (Abzweigverbinder) angeschlossen.

Wir saßen dann noch eine Weile draußen, aber wenn die Sonne untergeht, wird es richtig kühl. Der Zeltplatz war vollständig belegt, aber es wurde trotzdem relativ schnell ruhig.


In der Nacht wurde es richtig kalt. 4°C ! Auch im Camper wurde es kalt, 8°C. Aber wir haben trotzdem ganz gut geschlafen. Nach der morgendlichen Katzenwäsche – hier gab es kein fließendes Wasser – war die Sonne aber schon ziemlich hoch gestiegen und wärmte die Luft. So konnten wir sogar draußen frühstücken. Heute (Sonntag, 01.08.2021) ging es wieder zurück an die Küste, allerdings auf einer anderen Strecke. Wir packten unsere Sachen und fuhren zuerst ein kleines Stück bis zum Deep Reach. Das war ein großes Wasserloch im ansonsten fast ausgetrockneten Fortescue-River, nur 3 km entfernt von unserem Campingplatz.

Etwa 8 solcher Plätze gab es. Dazu noch Grillplätze mit kostenlosen Gasflaschen.

Heute morgen war er fast leer, nur ein einziger Mann vom Campingplatz kam offensichtlich gerade vom Schwimmen zurück. Es gab jede Menge überdachte Picknick-Plätze, mehrere Grill-Stationen mit Gasflaschen, die man umsonst benutzen konnte und die Badestelle war hervorragend ausgebaut. Allerdings hatten wir bei dem Wetter noch keine richtige Lust zum Baden.

Wir fuhren weiter in Richtung Python Pool, auch ein Wasserloch an einem in der Trockenzeit allerdings ausgetrockneten Wasserfall. Auf dem Weg dahin hielten wir unterhalb des Mount Herbert (viele Grüße an meinen ehemaligen Kollegen Herbert S. !) und liefen dann ein paar hundert Meter den Weg hinauf. 

Der Mount Herbert, geschätzt 80 m hoch vom Parkplatz (absolute Höhe 347 m NN)

Der Berg war zwar eher ein Hügel, aber man hatte trotzdem eine tolle 360°-Sicht auf die Landschaft des Pilbara, daher hier auch ein Panoramafoto:

Wir genossen die Aussicht und versuchten die Eindrücke in Bilder und Videos zu fassen. Danach war es nur noch ein kurzes Stück zum Python Pool. Dort waren schon eine Menge Leute unterwegs, darunter einige Familien mit Kindern.

Wir sahen uns den Python Pool an, aber so richtig lockte er mich nicht zum Baden, vor allem weil noch reichlich 60 km Gravel Road vor uns standen und ich nicht wusste, wie lange das dauert.

Also kehrten wir zurück zum Parkplatz und fuhren weiter. Es war wie immer, wenn wir das alles vorher gewusst hätten, hätten wir vielleicht anders geplant, aber bei der schwierigen Suche nach Campingplätzen ist das auch schwierig. Die nächsten Kilometer Gravel Road waren nicht ganz einfach. Dann erreichten wir die Ebene und die Straße wurde sehr gut befahrbar.

Im Hintergrund der Pyramid Hill (150 m)

Bald erreichten wir den Highway, der uns über Roeburne zum Campingplatz am Cleavervill Beach führen sollte. In Roeburne machten wir eine kurze Mittagspause und nach weiten 20 Kilometern, bog eine weitere Gravel Road  in Richtung Meer ab.

Auf der Straße war eine Menge los.

Der Campingplatz liegt über 8 km lang gestreckt am Strand und wir mussten uns zuerst beim „caretaker“ des Campingplatzes melden. Das sind meist Freiwillige, die hier für Ordnung sorgen. Wir bekamen einen Standplatz im Hauptcamp zugeteilt und stellten Rangie ab.

Danach gingen wir an den Strand und waren enttäuscht. Das Wasser war ziemlich trüb mit vielen Pflanzenresten und den Untergrund war sehr steinig. Beides lud nicht zum Baden ein. Wieder einmal ein Strandbesuch in Australien, ohne einmal richtig schwimmen zu können.

Strand bei Ebbe
Bei Flut war der Strand voll mit Anglern.

Dafür waren die Temperaturen sehr angenehm und so verbrachten wir den Rest des Tages am Camper.


Sonnenaufgang am Indischen Ozean

In der Nacht war es zwar draußen ruhig, trotzdem haben wir beide unruhig geschlafen. Wir standen früh auf und machten noch einmal eine Katzenwäsche am Camper. Heute wollten wir das kurze Stück zurück nach Karratha fahren, wo wir einen Stellplatz für eine Nacht buchen konnten. Danach müssen wir uns dringend um die Quartiere für die nächsten Tage kümmern, denn die Buchungssituation ist katastrophal, wir sind fast nur noch mit der Suche nach Stellplätzen beschäftigt. Damit geht natürlich auch jegliche Flexibilität verloren. Neben der Frage der Hoch-Saison spielt natürlich auch Corona eine Rolle. Nachdem New South Wales und insbesondere Sydney bereits seit Wochen im Lockdown ist, hat jetzt auch Queensland einen Lockdown verhängt. In Victoria scheint die Lage noch unter Kontrolle zu sein. In den letzten Tagen gab es einige, auch gewalttätige, Anti-Corona-Demonstration in Sydney und Brisbane. Sowohl die Zentralregierung als auch die Provinzfürsten bekommen die Lage nicht unter Kontrolle. Daher bleiben natürlich alle Camper, die es können, bis auf Weiteres hier in Western Australia, das bisher von der Delta-Welle verschont geblieben ist.

Wir fuhren relativ früh von Cleaverville Beach los (Montag, 02.08.2021). Bis nach Karratha war es nicht weit und da es zum Einchecken auf dem Campingplatz noch zu früh war, gingen wir zuerst einkaufen. Kurz vor 11 Uhr kamen wir auf unserem Campingplatz an, durften aber vor 12 Uhr nicht einchecken. Trotzdem wollte ich gleich nach einer Verlängerung fragen, aber es war alles ausgebucht. Die nächste Variante war der zweite Campingplatz in Karratha und da wir sowieso noch nicht auf den Platz konnten, fuhren wir gleich noch dort hin. Gleiches Ergebnis: alles ausgebucht! Langsam stieg der Frust hoch, denn eigentlich wollten wir reisen… Vorerst letzte Idee war ein kleiner Campingplatz in Dampier ca. 17 km entfernt. Also auch dorthin fahren und wieder das gleiche Ergebnis – komplett ausgebucht.

Ziemlich niedergeschlagen setzten wir uns in unseren Camper und überlegten. Ich versuchte noch mein Glück mit Motels oder ähnlichen Unterkünften und wurde tatsächlich noch fündig. Ich buchte auf dem Campingplatz, auf dem wir heute waren, für morgen eine Caravan-Kabine mit einem Doppelbett. Sie hat Dusche und Toilette und war halbwegs erschwinglich.

Danach sollte die Reise nach Südwesten weitergehen und ich versuchte, auf dem einzigen Roadhouse an der Strecke per E-Mail zu buchen, aber die E-Mail kam als unzustellbar zurück. Also werden wir da einfach mal hinfahren. Genauso schwierig war es für Onslow, unserer nächsten geplanten Etappe danach. Ich stellte eine Buchungsanfrage für 2 oder 3 Tage per E-Mail und bekam tatsächlich eine Antwort. Ausgebucht! Spaßeshalber probierte ich es online und ich konnte plötzlich zwei einzelne Tage buchen! Da bin ich gespannt, ob das gut geht.

Mit der ganzen Quartiersuche verging schließlich der ganze Nachmittag, zudem auch Moni dringend Wäsche waschen musste.

Morgen sind wir dann noch einen Tag in Karratha und dann schauen wir mal weiter.


Wir hatten heute viel Zeit (Dienstag, 03.08.2021), denn wir bleiben ja in Karratha und haben das Zimmer schon vorgebucht. Da wir auch erst gegen 10 Uhr den Campingplatz verlassen mussten, nutzten wir die Zeit bis dahin, um noch ein paar Sachen zu erledigen. Ich versuchte, irgendwo einen Campingplatz an der Küste in Richtung Exmouth zu buchen, aber es war völlig sinnlos. Alle Campingplätze waren kurzfristig ausgebucht. Leider gibt es hier in der Gegend nur sehr wenige Campingplätze und im Moment geht gar nichts. Selbst die Versuche, etwa weiter in das Outback zu gehen war erst einmal erfolglos. Die Erfahrungen der letzten Wochen haben gezeigt, dass wir zwar mal ein, zwei Tage auf einem Platz ohne Infrastruktur stehen können, aber es macht danach keinen Spaß mehr. Frustriert gab ich erst mal die Suche auf und wir begannen unsere kleine Sightseeing-Tour. An der Touristeninformation von Karratha stoppten wir und liefen ein kleines Stück auf den Water Tank Lookout. Von hier hatte man einen schönen Blick auf das moderne Zentrum von Karratha.

Blick auf Karratha – links das Kunstzentrum, rechts die katholische Kirche St. Paul.

Danach stiegen wir wieder ins Auto und fuhren nach Dampier an den Salinen vorbei. Am Rande der Salinen hatte man ein paar Schilder und Figuren hineingestellt..

Den Schriftzug “Karratha” kann man noch erahnen.
Sogar eine Elvis-Figur hatte man in das Salz gestellt. Im Hintergrund eine Lok der Eisenerzzüge.

Am Ortseingang von Dampier war uns letztens schon ein Infobereich aufgefallen, der sich insbesondere um den „Red Dog“ drehte. Dies war ein Hund, der sich mehreren Herrchen anschloß, aber trotzdem immer wieder durch das Pilbara wanderte. Er wurde bekannt und ein Maskottchen der Gegend. Irgendwann fraß er einen vergifteten Köder, der wegen anderer Schädlinge ausgelegt worden war und starb. Seine Geschichte wurde in mehreren Büchern und auch in zwei Filmen festgehalten.

Nächstes Ziel war das Besucherzentrum des North West Shelf Projektes, also des Projektes zur Erschließung der Erdgas- und Erdölvorkommen vor der Küste Australiens. Das Besucherzentrum hatte geschlossen, aber auch so waren die Eindrücke der gigantischen Industrielandschaft beeindruckend oder vielleicht besser bedrückend?

Die riesige Gasverarbeitungsanlage
Einer der vielen Tank, die wir sehen konnten.
Ein Denkmal zur Erinnerung an die bei der Erschließung des North West Shelfs verunglückten Arbeiter.

Quasi eine 180°Grad Wende war das nächste Ziel, der Murujuga National Park mit vielen Felszeichnungen der Aborigines.

Auf dem Weg dahin, dann der große Schock: im Armaturenbrett leuchtet eine Lampe auf, dass es Fehler im Antriebsstrang gibt. Laut Benutzerhandbuch sollte man schnellstmöglich eine Werkstatt aufsuchen. Wir waren beide entsetzt, sollte sich das Drama mit dem kaputten Motor wiederholen? Noch einmal wollte ich so etwas nicht durchmachen. Ich brauchte erst einmal ein paar Minuten, um überhaupt wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Aber auch hier zeigte sich die Hilfsbereitschaft der australischen Autofahrer, schon das zweite Auto hielt an und wir wurden gefragt, ob wir Hilfe benötigen. Aber wir mussten ja in eine Werkstatt. Ich suchte die Adresse der ersten hoffnungsvoll klingenden Firma in Karratha. Ich fand eine und wir mussten reichlich 20 Kilometer zurück. Mit Schweißperlen auf der Stirn kamen wir an der Werkstatt an, erklärten das Problem und wurden dann aber an die ansässige Ford-Werkstatt verwiesen, in der Nähe unseres Campingplatzes. Das waren nochmals 7 km. Mittlerweile leuchtete die zweite Lampe, die einen Fehler in der Motorsteuerung anzeigte. Sch…

Die Ford-Werkstatt

Auch in der Ford-Werkstatt hörte man sich das Problem an und dann schickte der Werkstattmeister einen Monteur zu uns, der zur Diagnose mit dem Auto losfuhr. Es dauerte (gefühlt) quälend lange 30 Minuten, bis der Meister mit einem dicken Schlauch in der Hand zu uns kam.

Der kaputte Schlauch. Er hatte einen etwa 4 cm langen Riss.

Der Ladeluftschlauch war geplatzt. Er leitet die komprimierte Luft vom Ladeluftkühler in die Brennkammern des Motors. Nach Meinung des Meisters eher eine Kleinigkeit. Tatsächlich stand nach etwa 20 Minuten unser Auto wieder abfahrbereit vor der Tür. Die Werkstatt hatte das Ersatzteil vorrätig und offensichtlich war es schnell einzubauen. Uns fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, sondern ein ganzes Gebirge!!!!

Abends fand ich noch eine Beschreibung des Problems auf einer deutschen Website (gelbe Hervorhebung von mir)

Defekte am Ladeluftschlauch

Ein Druckschlauch für die Ladeluft sorgt für kleine bis große Probleme, wenn er undicht wird. Höherer Benzinverbrauch und abnehmende Leistung weisen auf einen kleinen Riss in diesem Bauteil hin. Wenn er aber abrutscht oder großflächig aufplatzt, lässt die Motorleistung schlagartig stark nach. Ein Ladeluftschlauch kann auf drei Arten beschädigt werden: Überalterung, innere Zersetzung und Risse.

Als thermisch und mechanisch hoch belastetes Bauteil ist die Lebensdauer von einem Ladeluftschlauch begrenzt. Deshalb wird sein Austausch bei vielen Herstellern im Rahmen eines Wartungsplans vorgeschrieben. Die üblichen Intervalle für einen Wechsel sind 2-5 Jahre.

Quelle: https://www.autoteileprofi.de/ersatzteile-online/ladeluftschlauch

Für die Autoprofis unter den Lesern vielleicht nichts Neues, für uns wieder eine Erkenntnis, was an einem Auto alles Verschleißteil ist und kaputt gehen kann. Es grenzte an ein Wunder, dass der Fehler nicht irgendwo im Outback passiert ist, ich das Auto bis in die richtige Werkstatt fahren konnte, die Werkstatt den Fehler so schnell gefunden hat, auch das entsprechende Ersatzteil vorrätig hat und sich überhaupt sofort um das Problem kümmern konnte. Nur zwei Stunden, nachdem ich den Fehler bemerkt hatte, war das Auto fertig repariert und wir fuhren vom Werkstatthof. Es hat übrigens ca. 200 € gekostet. Ich hatte in der Werkstatt noch ein Trinkgeld angeboten, aber das ist in Australien absolut unüblich und wurde dankend abgelehnt, wobei ich mich wirklich gern erkenntlich gezeigt hätte.

Mittlerweile war es kurz vor 14 Uhr und wir hatten noch nichts gegessen. Wir fuhren zurück in das Zentrum von Karratha und gingen erst einmal in ein Restaurant zu Mittagessen und versuchten wieder normale Gedanken fassen zu können.

Danach beschlossen wir, doch noch den Nationalpark zu besuchen, um uns die Felszeichnung anzusehen. So konnten wir auch sehen, ob es eventuell noch Probleme gibt. Nach einer Stippvisite an der Bucht Hearsons Cove sahen wir uns Felszeichnungen im Murujuga National Park an, die über einen sehr gut ausgebauten Weg erreichbar waren.

Der Trail führt am Fuss der Felshügel etwa 700 m entlang. Der Nationalpark ist natürlich viel größer (~5000 Hektar) und soll über 1 Million solcher Felszeichnung enthalten (!!) und ist damit der weltgrößte Park dieser Art. Der Park wurde erst 2013 eingerichtet und war Australiens 100ster Nationalpark.
Wahrscheinlich ein Mangguru, ein Fett-Schwanz-Känguru
Das soll ein Marrjuru sein, ein Beutelmarder oder auf englisch Quoll.

Danach fuhren wir zum Campingplatz, bekamen unsere Kabine zugewiesen und richteten uns für eine Nacht häuslich ein.

Ein absolut verrückter Tag geht zu Ende. Eigentlich brauche ich diese „Erlebnisse“ nicht mehr…


Nach dem gestrigen „erlebnisreichen“ Tag wollen wir heute Karratha endgültig verlassen (Mittwoch., 04.08.2021). Vor uns steht die nächste Etappe im Pilbara, wir fahren erst einmal ein Stückchen nach Süd-Westen und wollen auf einem Campingplatz am nächsten Roadhouse übernachten. Das sind etwa 120 km. Dann soll den folgenden Tag nach Onslow, einer weiteren Küstenstadt gehen.

Nach einer kurzen Einkaufstour in Karratha fuhren wir los. Das Wetter und die Straße waren gut und wir kamen schnell vorwärts.

An diese Bilder haben wir uns gewöhnt…

Schon gegen 11:00 Uhr kamen wir im Fortescue Roadhouse an, checkten ein und stellten uns auf den Platz. Er war noch relativ leer, die einzelnen Stellplätze waren ziemlich groß und die sanitären Anlagen waren OK.

Im Hintergrund sind Hütten für die Bergleute der umliegenden Minen zu sehen.

Nach dem Mittagessen schrieb ich Blog und Moni ging noch eine Runde um den Platz. So konnten wir nach den Aufregungen des gestrigen Tages wieder etwas Luft holen. Nachmittags wurde es richtig warm, das Thermometer stieg auf über 30°C. Aber es blies immer ein kühlender Wind, so das das Ganze sehr angenehm war.

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