Nunmehr geht es von Albany endgültig weiter nach Osten (Donnerstag, 25.11.2021). Das Wetter war richtiges Reisewetter: kein Regen, bewölkt, aber nicht kalt, kein Wind. Wir kauften noch einmal kurz ein und tankten auf. Dann nahmen wir die knapp 200 km lange Strecke bis zur Bremer Bay in Angriff. An der Strecke gab es keinerlei Sehenswürdigkeiten, wo man hätte anhalten müssen. Also fuhren wir mehr oder weniger durch bis Bremer Bay.

Da wir noch viel Zeit hatten, fuhren wir zuerst ein kleines Stück weiter bis zum schneeweißen Strand mit türkisblauem Wasser. Wie aus dem Bilderbuch, nur das Wetter war zu kalt und ohne Sonne, um in das Wasser zu steigen.

Mittlerweile war es Mittagszeit und wir fuhren zurück bis zur neuen Brauerei „Bremer Bay Brewing Company“, die 2020 eröffnet wurde.


Wir bestellten ein paar Snacks, tranken ein kleines Bier und fuhren dann weiter zum Campingplatz. Der Platz war groß und nicht zu voll.

Am Nachmittag machten wir dann noch einen längeren Spaziergang. Das Wetter belohnte uns – die Sonne kam mehr und mehr durch. Die Farben der Strände und des Wassers waren faszinierend. Zurück auf dem Campingplatz schien die Sonne und wir konnten uns noch eine ganze Weile vor den Camper setzen. Nach langer Zeit wieder einmal.

Bei unserer Weiterreise Richtung Osten gab es auch heute keine Highlights (Freitag, 26.11.2021). Wir mussten zuerst ca. 30 km zurück fahren, um dann nach Norden auf den Highway 1 zu kommen. In Jerryamungup machten wir nur einen kurzen Tankstopp und fuhren dann weiter. Kurz bevor wir den Highway in Ravensthorpe wieder verlassen, machten wir eine Mittagspause am Kukenarup Memorial. Dieses stilvoll gestaltete Gedenkareal ist den Opfern eines Massakers an Aboriginies im Jahr 1880 gewidmet.

In Ravensthorpe gingen wir noch einmal einkaufen und fuhren dann weitere 50 km nach Süden ans Meer. Wir fuhren gleich auf den Campingplatz in Hopetoun und richteten uns ein. Hopetoun wurde nach dem ersten Generalgouverneur für Australien, dem englischen Adligen John Hope, dem 7te Earl of Hopetoun benannt.
Die heutige Etappe war mit 265 km eine der längeren Etappen. Wir besuchten nur noch kurz den Strand und Moni sprang sogar kurz ins Wasser.

Morgen steht noch einmal eine fast genauso lange Etappe nach Esperance vor uns.
Beim Vorbuchen der letzten Zeltplätze hatte ich schon bemerkt, dass die Weihnachts- und Neujahrszeit ihren Schatten voraus wirft. Viele Campingplätze waren bereits für diesen Zeitraum ausgebucht. Wenigstens für den Jahreswechsel wollte ich mir das Herumirren ersparen und versuchte einen Campingplatz in der Nähe von Adelaide zu buchen. Es dauerte lange, ehe ich was gefunden hatte und dann auch schnell buchen konnte. Die fehlenden internationalen Touristen und die inner-australischen Reisebeschränkungen haben offenbar keinen Einfluss auf die Buchungen…
Nun geht es nach Esperance, noch einmal etwa 200 km (Sonnabend, 27.11.2021). Auch diese Etappe von Hopetoun nach Esperance war ohne Höhepunkte, nur am Anfang sahen wir ein paar Kunstwerke vom „Farm Gate Art Trail“, also kunstvoll gestaltete Farmzugänge.



Wir fuhren weiter durch endlose Weizen- und ab und zu mal Rapsfelder, sowie an Weiden für Rinder entlang. Die Fahrt war ziemlich monoton und ermüdend. So war ich froh, als wir endlich in Esperance ankamen. Der erste Campingplatz, den wir uns ansahen war nicht schön und es gab auch keinen Stellplatz mehr mit Strom, also steuerten wir den nächsten an. Dort bekamen wir einen angenehmen Platz mit Stromanschluss zugewiesen. Da wir morgen noch einen Abstecher zur Lucky Bay machen wollen, haben wir dann gleich noch um einen Tag verlängert.
Nach dem Mittagessen machten wir einen Spaziergang durch Esperance. Esperance hat 10.000 Einwohner. Im Hafen von Esperance werden Getreide, Holz und Eisenerz zum Export verschifft.




Da nach dem Stadtrundgang noch Zeit war, beschlossen wir eine Runde an der Küstenstraße am Meer zu fahren. Sie wird als „Great Ocean Drive“ beworben, nicht zu verwechseln mit der berühmten Great Ocean Road im Südosten Australiens. Wir machten mehrere Stopps und bewunderten die Landschaft, das türkisblaue Wasser, die weißen Strände und die grauen Granitfelsen. Einfach wunderschön.





Die Straße bog dann vom Meer in Richtung des Pink Lake ab. An ihm waren wir schon bei der Ankunft vorbeigekommen und hatten uns gewundert, dass nichts pink-farbenes zu sehen war. Auch vom Lookout über dem See war nichts in pink.

Des Rätsels Lösung: die Farbe stammte von einer Alge, die nur bei sehr hoher Salzkonzentration gedeiht. Man hatte aber im großen Maßstab Salz im See abgebaut und dafür kam Süßwasser aus dem Grundwasser in den See und die Algen starben vor zwei Jahren endgültig aus. Dazu siehe auch unseren Beitrag zum Pink Lake bei Port Gregory. Daher ist der See heute wie alle anderen bläulich-grau. Jetzt erinnern nur noch die Namen an die Farbe z.B. der Name unseres Campingplatzes „Pink Lake Caravan Park“.

Am Abend gönnten wir uns eine Flasche Prosecco, um auf zwei Jahre Reise anzustoßen. Am 27.11.2019 hatten wir Meckenheim endgültig verlassen und wurden von Freunden zum Flughafen nach Frankfurt/Main gebracht. Nach einer kurzen Nacht startete dann unser Flugzeug in Richtung Taiwan…
Der heutige Tag begann sehr schön und endete wieder einmal im Chaos (Sonntag, 28.11.2021). Aber der Reihe nach. Das Ziel des heutigen Tages war die Lucky Bay mit dem angeblich weißesten Strand von Australien. Nachdem wir schon den schönen Strand in der Bremer Bay gesehen hatten, waren wir gespannt, ob die Lucky Bay das noch einmal toppen kann. Das Wetter war fantastisch: wolkenloser Himmel und die Temperaturen sollten bis auf 32°C klettern.
Die Lucky Bay liegt ca. 65 km östlich von Esperance im Cape Le Grand National Park. Wir fuhren zuerst wieder entlang von Weizenfeldern und Weiden und sahen dann eine Werbung für einen Stonehenge Nachbau. Die Idee für einen solchen Nachbau hatte ein nicht genannter Multi-Millionär, der den Nachbau am Margaret River aufbauen wollte. Die Steine dazu kamen aus dem nahegelegenen Steinbruch. Dort wurde bereits 12 Monate an den Steinen gearbeitet, bis der Auftraggeber in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Dann wurde händeringend nach einer Lösung gesucht. Das Farmer-Ehepaar Beale, das ihre Farm in unmittelbarer Nähe zum Steinbruch hatte, zeigte Interesse. Sie kauften die Steine und dann wurde im Jahr 2011 der Nachbau auf ihrer Farm aufgestellt. Er besteht aus 137 Granitblöcken, die insgesamt 2500 Tonnen wiegen. Die Form entspricht Stonehenge in England, wie es um 2000 v.Chr. ausgesehen haben könnte. Wie das Original ist auch diese Anlage in Richtung der Sommer- bzw. der Wintersommerwende ausgerichtet. Einen solchen Nachbau hatten wir übrigens auch schon in Neuseeland gesehen, allerdings nicht aus massiven Granit.

Wir bezahlten als Senioren je 10 AUD und konnten uns dann in Ruhe die Anlage ansehen. Wir waren die ersten Gäste, erst später kamen weitere Touristen.



Nach einer halben Stunde fuhren wir weiter. Am Eingang zum National Park mussten wir wieder die Tagesgebühr bezahlen. Die Landschaft bestand aus dichtem niedrigen Buschland mit vielen Granitfelsen. Eine sehr interessante Formation war der Frenchman’s Peak.

Von da aus war es nicht mehr weit bis zur Lucky Bay. Schon als wir hinunter in die Bucht fuhren, waren wir begeistert: schneeweißer Sand und wunderbar türkisblaues Wasser in allen Schattierungen.


Der Quarz-Sand ist sehr hart und knirscht wie Schnee, wenn man darüber läuft. Gleichzeitig wird er sehr fest, so dass sehr viele mit ihren Autos an den Strand fahren.

Wir zogen uns unsere Badesachen an und sprangen auch ins Wasser. Wir haben es aber nur ganz kurz ausgehalten, da das Wasser seeeehr kalt war. Wir liefen dann noch ein bisschen am Strand entlang.

Nach dem Mittagessen nahmen wir den Weg in die benachbarte Bucht Thistle Cove in Angriff. Der Weg führte über die schroffen Granitfelsen und war nicht so einfach zu gehen wie beworben.


Wir sahen auch einige Tiere, wie hier diesen Blauzungenskink:
Nach 3 km kamen wir an der etwas kleineren und nicht so überlaufenen Bucht an. Wir ruhten uns kurz aus und liefen dann an der Straße zurück. Am Parkplatz sahen wir dann das Dilemma: unter unserem Rangie breitet sich eine pinkfarbene, große Pfütze aus.

Der erste Verdacht bestätigte sich dann gleich, denn der Behälter mit der Kühlflüssigkeit war nahezu leer. Und das knapp 5 Wochen, nachdem wir erst die Reparatur deswegen hatten!!

Ohne Kühlung konnten wir die ca. 65 km nach Esperance nicht mehr zurück fahren. Nach kurzem Nachdenken wollte ich bei Ultratune anrufen, denn durch die regelmäßigen Wartungen gab es einen 24-Stunden-Notdienst. Das Problem war, dass mein Smartphone zwar Empfang hatte, sich aber nicht in das Mobilfunknetz einloggte. Später merkte ich, dass unsere Telstra-SIM-Karten diesen Provider nicht unterstützten (bzw. umgekehrt). Am Rande des nahe gelegenen Campingplatzes entdeckte ich das Haus eines Nationalpark-Rangers. Ich sprach den Ranger an, der auf einer Bank vor dem Haus saß und wollte ihn bitten, mich irgendwie telefonieren zu lassen. Aber plötzlich hatte ich Telstra-Empfang! Ich durfte mich mit auf die Bank setzen und ich rief Ultratune an. Dort fand man auch meine Daten, aber als es dann darum ging, wo wir stehen, wurde es kompliziert. Mit Unterstützung des Rangers gab ich dann die Adresse durch und plötzlich sagte man mir, dass sie innerhalb von Nationalparks nicht unterstützen. Aber sie kann mir die Telefonnummer eines Abschleppdienstes in Esperance per SMS senden. Soweit zur Mobilitätsgarantie von Ultratune…. Nachdem ich die SMS mit der Telefonnummer des Abschleppdienstes erhalten hatte, rief ich dort an und erklärte die Lage. Man versprach mir, dass der Abschleppwagen bald kommen würde, er ist aber noch auf einer anderen Tour. Also ging ich zurück zum Auto und wir warteten – 1 Stunde, 2 Stunden, 2 ½ Stunden. Da ich auf dem Parkplatz keinen Empfang hatte, musste ich noch einmal zu dem Ranger laufen und wieder um Erlaubnis fragen, dort telefonieren zu dürfen. Der Abschleppdienst meinte, dass das Auto bereits vor einer Stunde losgefahren sein und jeden Moment ankommen müsste. Es dauerte dann aber noch einmal fast eine halbe Stunde ehe der Truck ankam. Rangie wurde wieder einmal verladen (das 3. Mal auf unserer Reise !!!) und dann ging es zurück nach Esperance.

Der ältere Fahrer war ein gutmütiger Typ und wollte auch ein bisschen schwatzen, aber er hatte einen Akzent, von dem ich nur die Hälfte verstand. Unglaublich. In Esperance hielten wir zuerst an dem Büro der Abschleppfirma, wo ich die Rechnung über 450 AUD bezahlen musste. Dann setzte er uns am Zeltplatz ab, nachdem er uns noch die Adresse einer auf Kühlung und Air-Condition spezialisierten Firma gegeben hatte. Sie war ca. 5 km vom Zeltplatz entfernt. Morgen früh wollen wir versuchen, ohne Motorüberhitzung bis dahin zu kommen. Später hatte ich noch im Internet recherchiert, dass man durchaus im Notfall anstelle der regulären Kühlflüssigkeit auch normales Wasser nehmen kann. Wenn ich das eher gewusst hätte?!
Der Abend war dann gelaufen. Meine Nerven waren ziemlich strapaziert, solche Erlebnisse wollte ich eigentlich nie mehr haben.
Heute ging es natürlich zuerst in die Autowerkstatt (Montag, 29.11.2021). Vor der Abfahrt füllte ich noch 1,5 l Wasser in den Kühlwasserbehälter, damit wir sicher dorthin kommen.

Der Meister sah sich den Behälter an und bemängelte gleich den Verschluss, der nicht dicht sei. Der Verschluss war aber bei der Reparatur vor 5 Wochen getauscht worden?! Er goss Kühlflüssigkeit nach und prüfte mit einer Art Pumpe, ob eventuell die Leitungen undicht sind.

Aber sie waren alle dicht und hielten auch mehr Druck aus, als im realen Betrieb auftritt. Also bleibt nur der Verschluss. Wie dann aber diese Menge an Kühlmittel entweichen kann, ohne dass man Spuren rings um den Behälter sieht, ist mir schleierhaft.

Er suchte dann lange nach einem passenden Verschluss, fand aber keinen. Daher schickte er uns zum nächsten Ford-Händler ein paar hundert Meter weiter.

Auch dort hatten sie keinen passenden Verschluss auf Lager, sagten aber, dass sie bis morgen früh einen besorgen können. Das hieß aber für uns erst einmal, dass wir einen weiteren Tag in Esperance bleiben müssen.
Wir fuhren zurück auf den Campingplatz und konnten glücklicherweise unseren alten Stellplatz noch um einen Tag verlängern. Gleichzeitig versuchte ich, den eigentlichen Campingplatz für heute, den ich schon bezahlt hatte, auf morgen zu verschieben.

Am Nachmittag machten wir noch einen Bummel durch Esperance und warteten eigentlich nur bis der Tag vorbei geht…
Wir waren gespannt, ob der neue Deckel für den Kühlflüssigkeitsbehälter angekommen ist und ob er wirklich unser Problem behebt (Dienstag, 30.11.2021). Wir hatten vereinbart, dass uns die Ford-Werkstatt zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr anruft, ansonsten sollten wir gegen 10 Uhr dort sein.
Die Zeit bis dahin wollten wir nutzen, um noch Brot und Brötchen zu kaufen. Auf dem Parkplatz vor Woolworth tropfte es dann schon wieder unter dem Auto hervor. Aus dem Kühlmittelbehälter konnte es nicht kommen, der war absolut trocken. Wir beschlossen trotzdem erst einmal zur Ford-Werkstatt zu fahren. Kurz bevor ich auf den Hof fuhr, riefen sie mich auch an. Das Teil war da und ich tauschte die Deckel aus.
Links der alte Deckel, rechts der neue. Hier sieht man den Unterschied deutlich.
Der neue Deckel rastete auch fühl- und hörbar beim Zuschrauben gut ein. Aber ob damit der Fehler beseitigt ist? Zuerst machten wir eine kleine Testfahrt zur Marina, etwa 6 km entfernt. Wir stellten das Auto ab, spazierten ein bisschen herum, aber es schien alles dicht zu sein. Also nahmen wir die heutige Etappe von Esperance nach Norseman in Angriff, etwa 200 km. Nach 50 km wollten wir stoppen, uns Mittagessen machen und schauen, ob alles noch in Ordnung ist. Die Strecke bis dahin war schnell geschafft und tatsächlich war Rangie „dicht“. Wir konnten es kaum glauben.

Also fuhren wir weiter und am frühen Nachmittag erreichten wir den Campingplatz in Norseman. In Norseman beginnt die Strecke von West-Australien nach Süd-Australien durch das Nullarbor Plain, also weiter nach Osten. Wir wollen aber die kommenden 2…3 Tage eine Schleife durch die Goldfelder bis Kalgoorlie-Boulder fahren. Erst danach soll es auf die lange Nullarbor-Strecke gehen. Trotzdem beantragten wir am Nachmittag noch unsere Passierscheine, damit wir über die Grenze zwischen West und South Australia kommen. Das ging online und war schnell erledigt. Aber ohne Corona-Impfung hätten wir ein Problem bekommen.

Später saßen wir noch ein bisschen an den Rechnern und genossen das schöne warme Wetter.