Durch die Goldfelder und „Inside Australia“

Bevor wir heute weiterfahren, wollten wir uns noch da kleine Örtchen Norseman ansehen (Mittwoch, 01.12.2021). Gestern sind wir direkt auf den Campingplatz gefahren, ohne groß anzuhalten. Als erstes füllte ich aber noch einmal Kühlmittelflüssigkeit auf, denn durch den Wirrwarr der letzten Tage war der Behälter nicht ordnungsgemäß gefüllt.

Norseman entstand im Zuge des Goldrausches, der in dieser Gegend 1893 einsetzte. Ein Goldsucher entdeckte hier auf seinem Pferd, dass mit seinen Hufen scharrte, Gold, und benannte die Stelle nach seinem Pferd Norseman. Dem Pferd ist heute in der Stadt ein Denkmal gewidmet.

Ansonsten hatte die Stadt schon bessere Tage gesehen, nur der Uhrenturm war ganz modern mit einem multifunktionalen Display.

Nicht nur die Uhrzeit wird angezeigt, sondern auch der nächste Impftermin.

An einer Ecke sahen wir die Überbleibsel der Norseman Rock Drill Championship.

Das ist ein Wettbewerb, der aus dem Bergbau kommt und wo die Teilnehmer möglichst schnell Löcher mit einem Druckluft-Bohrhammer waagerecht bohren müssen. Das wäre schon mal interessant.

Wir fuhren los und hatten knapp 200 km vor uns. Das Wetter war sehr schön, wir kamen gut voran und am Roadhouse Widdgiemootha machten wir nach knapp 100 km eine Pause.

An dem Roadhouse war eine Skulptur zu Ehren des großen Goldfundes von 1931 im Maßstab 5:1 errichtet.

Der nach seiner Form „Golden Eagle“ genannte Nugget war 62 cm breit und hatte ein Gewicht von rund 35 kg. Die Regierung kaufte ihn für damals 5438 Pfund und stellte ihn dann eine Weile aus. Später wurde er zur Verbesserung der Staatsfinanzen leider eingeschmolzen (heute wäre er 1,8 Millionen Euro wert).

Natürlich schauten wir immer mal wieder unter unseren Rangie, aber es trat keine Kühlflüssigkeit mehr aus. Zufrieden nahmen wir den Rest der Etappe in Angriff und waren kurz vor 12 Uhr in Kalgoorlie. Eigentlich mussten wir einkaufen, aber mit hungrigen Magen ist das gefährlich und treibt die Rechnung in díe Höhe… Also suchten wir uns ein schönes Restaurant und aßen auf einer Terrasse im 1. Stock sehr gut zu Mittag.

Im York Hotel haben wir gut gegessen

Nach einer Stippvisite in der Touristeninformation und dem Einkaufen checkten wir auf dem Campingplatz ein. Nachmittags wollten wir auf jeden Fall die riesengroße Gold-Mine „Super Pit“ von einem Lookout anschauen und einer Sprengung um 16:30 Uhr zusehen. Bis dahin hatten wir noch Zeit und bummelten durch Boulder, quasi die kleinere Schwesterstadt von Kalgoorie. Hier ein paar Eindrücke:

Aber wir waren schneller mit der Besichtigung durch, als erwartet und fuhren daher noch zum Mount Charlotte Lookout. Der Lookout war eigentlich das Wasserreservoir, wo die Wasserleitung zwischen Perth und Kalgoorlie nach rund 570 km endet. Den Anfang der Wasserleitung, die der Versorgung der Goldfelder mit Frischwasser dient, und eine Pumpstation hatten wir in der Nähe von Perth gesehen.

Nun war es aber Zeit um zur Super Pit zu fahren. Der Lookout liegt oberhalb der Mine und man kann spektakuläre Blicke in die 3,5 km lange, 1,5 km breite und bis zu 600 m tiefe Mine werfen.

Hier wurden seit dem Beginn 1893 1.700 Tonnen Gold gefördert! Es ist damit das reichste Goldvorkommen der Welt. Dazu müssen allerdings auch 15 Millionen Tonnen Gestein jährlich bewegt werden. Gewaltig! Hier noch dazu der deutschsprachige Artikel in Wikipedia.

Wir warteten dann gespannt auf die Sprengung, aber kurz nach 16:30 Uhr hieß es dann, es gibt keine Sprengung heute. Also fuhren wir auf den Campingplatz und ließen den Tag ausklingen. Zum Abendessen hatte ich die in Augusta gekauften Greenlipp-Abalone ausgefrostet und gebraten.

Leider hatte ich sie zu dick geschnitten und nicht weichgeklopft, daher waren sie zäh und fest. Sehr schade. Hoffentlich können wir uns das bis zur nächsten Gelegenheit merken…


Heute wollen wir den nördlichsten Punkt unseres Abstechers in die Goldfields erreichen, den Lake Ballard (Donnerstag, 02.12.2021). Das ist ein ausgetrockneter Salzsee, indem ein Künstler eine interessante Installation aufgestellt hat. 51 Stahlskulpturen sind bis weit in den See hinaus verstreut aufgebaut. Das Ganze nennt sich „Inside Australia“. Dort gibt es auch einen sehr einfachen Campingplatz, auf dem wir übernachten wollten.

Bis dahin sind es knapp 200 km. Zuerst gehen wir noch einmal einkaufen, schicken ein Paket nach Deutschland auf die Reise, tanken noch einmal auf und fahren dann los. Die Fahrt führt weiter durch die Goldfields, was man auch an den links und rechts abzweigenden Wegen merkt, die in die Minen führen. Überall waren auch Abraumhalden zu sehen.

Später wurde die Landschaft gleichförmiger – wir waren im Outback. In dem winzigen Örtchen Menzies machten wir eine Pause.

Die Hauptstraße von Menzies
Rangie vor der Town Hall

Wir sahen uns die wenigen Gebäude an und nahmen dann die restlichen 50 km in Angriff. Kurz vor Mittag waren wir am Rand des Sees angelangt. Wir suchten uns einen schönen Stellplatz und kochten uns ein Nudelsüppchen zum Mittag. Die Temperaturen stiegen jetzt über die 32…33°C bei wolkenlosem Himmel. Trotzdem starteten wir dann zu unserem Besichtigungsgang auf den Lake Ballard mit den in der Ferne zu sehenden Figuren des Werks “Inside Australia“.

Der englische Künstler Antony Gormly hat die Figuren im Jahr 2003 geschaffen. Dazu hat er von den Einwohnern vom nahegelegenen Menzie 3-D-Scans anfertigen lassen. Dann hat er davon Querschnitte gemacht und sie auf ein Drittel reduziert, siehe hier. Die Figuren wurden aus einer Legierung gegossen, die u.a. Molybdän, Vanadium und Titan enthält, alles Materialien, die man in Western Australia findet.

Wir stiegen auf die kleine Insel, die steil aus dem See herausragte und verschafften uns einen Überblick. Danach gingen wir einen großen Bogen über den “See” und liefen etwa 15…20 der insgesamt 51 Figuren ab. Sie ähnelten sich sehr in den jeweiligen Stereotypen Mann, Frau und Kind.

Auch die beiden hinteren Figuren stehen im Salzsand, in dem sich das Licht wie Wasser spiegelt.

Nach 1,5 Stunden waren wir wieder am Camper und von der Hitze ziemlich geschlaucht. Aber wir hatten ja nichts mehr vor und konnten in aller Ruhe relaxen.

Unser kleiner Camping-Holzkohlegrill, sehr praktisch für uns 2

Am Abend bauten wir auch wieder mal unseren Campinggrill auf und grillten uns Gemüsespieße und Schweinesteaks. Danach saßen wir noch lange mit einem Gläschen Rotwein vor dem Camper.


Heute geht es auf der gleichen Strecke zurück, auf der wir gestern gekommen sind (Freitag, 03.12.2021). Die Nacht war sehr ruhig und der Sternenhimmel im Outback war wieder gigantisch, mit der Milchstraße als Highlight.

Wir machten früh nur eine Katzenwäsche, frühstückten und räumten die Grillüberbleibsel weg. Wir fuhren zuerst auf den nahe gelegenen Lookout Snake Hill, von wo wir aber auch keine neuen Eindrücke bekamen. Dann ging es zurück nach Kalgoorlie.

Zurück in Kalgoorlie

Wir machten zwei Pausen und kamen gegen 11 Uhr in Kalgoorlie an. Wir stellten das Auto an der Hauptstraße ab und spazierten durch das Zentrum.

Der höchste Abfallkorb der Welt – nutzlos, aber amüsant.
Schon oft gesehene Architektur
Der Eingang zum Museum of the Goldfields, geschmückt mit einem Weihnachtsbaum…
… aus Helmen von Minenarbeitern.
Gleich daneben die Ehrentafel für die in den Minen umgekommenen Bergleute. Gestern war anlässlich des Tages der Heiligen Barbara (Schutzheilige der Bergleute) hier eine Gedenkveranstaltung.
Der Schankraum war noch ziemlich neu und einige Ecken waren noch nicht fertig.

Da Mittagszeit war, kehrten wir in die einzige Craftbeer-Brauerei – “Beaten Tracks Brewery” – des Ortes ein und aßen einen Hähnchen-Burger (Moni) und ich Loaded fries. Danach fuhren wir in das nahe gelegene Besucherbergwerk Hannans North Tourist Mine.

Es war sehr interessant, die alten und neueren Ausstellungsstücke zum Goldbergbau zu besichtigen.

Rechts oben, das bin ich.
Auch hier durfte man in das Fahrerhaus.
Blick in das Fahrerhaus
Sogar Gold konnte man waschen. In den Becken sollten sich tatsächlich (winzige) Goldklümpchen befinden.

Da es mit dem Goldwaschen nicht so richtig geklappt hat, kauften wir als Andenken ein winziges Nugget. Danach ging es endgültig auf den Campingplatz.


Eigentlich hatten wir für heute eine Fahrradtour durch Kalgoorlie geplant (Sonnabend, 04.12.2021). Aber ich hatte Schmerzen im Knie und wollte nicht unbedingt noch Fahrrad fahren. Also beschlossen wir, die Ziele, die wir mit dem Fahrrad angefahren wären, mit dem Auto zu erreichen. Als erstes fuhren wir zum Karlkurla Bushland Park.

Wir stellten das Auto ab und liefen eine große Runde durch den Naturpark. Eigentlich war es, als hätte man nur ein Stückchen Wildnis einfach eingezäunt. Aber die Wege waren gut ausgebaut, beschriftet und es gab auch viele Hinweistafeln zu den Pflanzen und andere Informationen über diese Gegend.

Dort wo diese Eukalyptus-Art wächst, gibt es viel Eisen und wo es viel Eisen gibt, gibt es manchmal auch Gold…

Wir waren etwa 1,5 Stunden unterwegs und fuhren dann zuerst einkaufen. Für die weite Fahrt durch das Nullarbor Plain wollten wir uns mit einigen Sachen eindecken, z.B. Brot und Brötchen. Dann ging es auf den Campingplatz und nachdem Moni nochmals eine „große Wäsche“ hinter sich gebracht hatte, fuhren wir in das Goldfields Oasis Recreation Centre.

Dort gingen wir in das Bad und mussten als Senioren zusammen nur 11 AUD bezahlen. Wir waren ein bisschen enttäuscht, weil es eigentlich ein ausgesprochenes Hallenbad war, nur mit einem rudimentären Außenbereich.

Die Halle war eher zweckmäig als schön, aber wenn man bedenkt, dass es in der Umgebung überhaupt keine Quellen gibt und alles Wasser erst hierher gepumpt werden muss…
Der schön gestaltete Bereich für die Kleinen

Wir schwammen ein paar Runden und relaxten auch im Whirlpool. Danach ging es zurück zum Campingplatz. Bei etwa 30°C am späten Nachmittag und heute ausnahmsweise mal mit wenigen Fliegen, konnten wir gemütlich draußen sitzen.


Heute waren wir gespannt auf die Parade zu Ehren der Heiligen Barbara in Kalgoorlie (Sonntag, 05.12.2021). Nachdem am 2. Dezember eine Art Erinnerungsgottesdienst (Miners Memorial Service) stattgefunden hatte, soll es bei der Parade ausgelassener zugehen und verschiedene Gruppe und Firmen stellten ihren Anteil an den Minenarbeiten dar. Die Parade begann erst um 11 Uhr. Also hatten wir noch Zeit. Ich wollte zuerst zum hiesigen Golfplatz fahren, um etwas über den längsten Golfkurs der Welt zu erfahren.

Als wir dort ankamen, fanden wir (von außen) aber keinen einzigen Hinweis auf den Nullarbor Links, der hier mit dem 18. Loch endet. Der Nullarbor Links verbindet 18 Golfplätze bzw. Golfgelegenheiten entlang der Nullarbor Plains über 1365 km !!! (siehe Karte auf der verlinkten Webseite) Das ist doch mal eine Aufgabe für einen Golfspieler?! Die Golfgelegenheiten wurden von Roadhouses entlang der Strecke extra für diesen Kurs geschaffen. Erst in Norseman sahen wir dann ein richtiges Hinweisschild auf den Golfcourse.

Es war immer noch Zeit bis zum Start der Parade und wir hatten uns vorgenommen, Rangie wieder einmal vom Staub des Outbacks und vor allem von den tausenden toten Insekten zu befreien. Wir hatten Glück, fanden gleich einen freien Platz und konnten in Ruhe unser Auto putzen.

Nach einer halben Stunde war der gröbste Dreck weg und wir suchten uns einen Parkplatz, wo wir Rangie abstellen konnten, um die Parade zu besuchen. Die Hauptstraße war großzügig abgesperrt und wir setzten uns erst einmal in ein Café. Pünktlich um 11 Uhr begann die Parade und gleich mit einer Überraschung: es regnete Kamelle! Irgendjemand im Organisationskomitee muss mal deutschen Karneval geschaut haben. Der Zug war in Gruppen eingeteilt, wie Firmen, Schulen, verschiedene Nationalitäten oder diverse Organisationen. Hauptattraktion waren natürlich die Großgeräte aus den Minen. Das war schon beeindruckend. Hier ein paar filmische Impressionen:

Nach reichlich einer Stunde war der Umzug durch – mit den beiden größten Maschinen ganz zum Schluss. Wir bekamen sogar noch am Straßenrand eine Bratwurst vom Grill für nur 2 AUD, was will man mehr. Dann ging es auf die Fahrt zurück nach Norseman – auf den gleichen Campingplatz, wo wir vor 5 Tagen schon einmal waren. Mittlerweile war es sehr warm geworden, die Temperatur stieg bis auf 33°C. Aber im Auto war es angenehm und mit nur einer Pause fuhren wir durch. Am Abend wurde es dann etwas kühler und windiger und es war gut auszuhalten. Morgen beginnt unsere Fahrt durch das Nullarbor Plain…

CORONA-Nachtrag:
In der aktuellen Sonntagszeitung habe ich diese Annonce gefunden:

Beim Einkaufen im ALDI-Laden nebenbei impfen lassen. Eine Idee für Deutschland ?!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert