Australien hat das gehalten, was wir uns davon versprochen haben. Wir hatten ja den Vorteil, dass wir schon mal für knapp 4 Wochen in Australien waren und – wie wir es jetzt einschätzen – eine für Australien durchaus repräsentative Reise absolviert hatten.
Das erste, was mir als Kennzeichen Australiens einfällt, ist die Weite der Landschaften und die Größe insgesamt. Wenn man es nicht erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen, dass man 50, 100 oder 200 Kilometer fährt und immer die gleiche Landschaft ohne andere Höhepunkte oder Abwechslung hat. Da freut man sich über jedes Auto, was einem entgegen kommt. Die Größe bedingt aber auch, dass man fast nie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Mal schnell einem Schlechtwettergebiet ausweichen und in Richtung Sonne fahren oder für ein Event von der Ost- an die Westküste reisen, geht halt nicht. Aber wir fanden es spannend, auch wenn das Fahren auf solchen Strecken sehr ermüdend ist. Wir hatten uns darauf eingestellt und waren meist nur 150 bis max. 200 km täglich unterwegs. Das liegt auch an den Straßen, wo man max. 110 km/h, meist aber nur 100 oder auch nur 80 km/h fahren darf. Dazu kommt, dass auch die “sealed roads” (die asphaltierten Straßen) manchmal in einem schlechten Zustand sind. Sehr oft sind es einzelne (tiiiiefe!) Schlaglöcher auf ansonsten guter Straße, die Rangie mächtig durchgeschüttelt haben. Da haben wir uns manchmal gefragt, wie lange das die Federung und die Achsen mitmachen.
Ein weiterer markanter Unterschied zu Neuseeland war das Wetter. Es war im Durchschnitt wesentlich wärmer und Temperaturen unter 15° Grad tagsüber haben wir selten erlebt. Das Kälteste war eine Nacht am Uluru, wo die Temperaturen unter 0°C fielen und es am Morgen überall Reif gab. Diese Erfahrung lag aber natürlich auch daran, dass wir im Großen und Ganzen unsere Route dem Jahresverlauf angepasst hatten und im Winter im tropischen/subtropischen Norden Australiens waren. Ein Winter im Süden Australiens ist mit Sicherheit auch nicht so prickelnd.
Nun zu den Dingen, die gleich oder ähnlich waren wie in Neuseeland. Auch hier reichen die europäischen Traditionen “nur” bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Hat man eine der kleineren Städte und Gemeinden gesehen, weiß man wie es überall aussieht. Insbesondere nachdem wir ja schon 1 Jahr in Neuseeland waren. Als Großstädte haben uns Sydney, Perth und Melbourne am besten gefallen (in dieser Reihenfolge).
Ähnlich wie bei den Maoris in Neuseeland waren auch unsere (Nicht-) Erlebnisse mit den Aborigines. Mit ihnen sind wir nicht in näheren Kontakte gekommen. Auf den Zeltplätzen haben wir in den fast 1,5 Jahren keinen einzigen gesehen und in den Städten sieht man im normalen Straßenbild als Tourist meist nur die, die offensichtlich Probleme im Alltag haben. Es gibt viele für Aborigines reservierte Gebiete, die aber gesperrt sind. Die Aborigines stellen heute nur noch 3,3% der australischen Bevölkerung und sind im Land sehr ungleich verteilt, im Norden (z.B. im Northern Territory) stellen sie manchmal bis zu 20% im Süden sind sie kaum wahrnehmbar. Der Umgang mit ihnen seit der Kolonialisierung bis in die 60er, 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein ist eine Schande für jeden Europäer.
Auch ähnlich zu Neuseeland ist der Umgang mit den Natur. Australien ist überreich mit Bodenschätzen gesegnet und beutet sie gnadenlos aus. Das betrifft insbesondere Eisenerz und Kohle, die ganz oben auf der Exportliste stehen. Daher ist der Klimaschutz im Moment für die australische Regierung ganz hinten angesiedelt (in der Praxis, nicht in den Worten). Die Gruben für Eisenerz, Kohle, aber auch viele andere wertvolle Metalle wie Gold, Silber und Kupfer ziehen sich über das ganze Land. Den überwiegenden Teil bekommt man nicht zu sehen, nur in einigen Bergbaumetropolen konnte man sich auch einige der riesigen Minen ansehen. Von den Offshore-Bohranlagen für Erdöl und Erdgas mal ganz abzusehen. Daher werden die ersten Windfarmen, die mittlerweile entstanden sind, meist als besondere Sehenswürdigkeit angepriesen. Auch Solar-Anlagen auf den Dächern sind derzeit eher die Ausnahme.
Und noch eine Analogie: was ich zum Verständnis der englischen Sprache in Neuseeland damals geschrieben habe, gilt auch für Australien. Dazu aber mehr im Gesamtfazit unserer Reise.
Natürlich ist die Natur das Highlight Australiens. Es gibt unglaublich viel zu sehen vom tropischen Regenwald im Norden bis zu den Farnwäldern Tasmaniens im Süden, von den Kimberleys im Westen zu den Blue Mountains im Osten. Es gibt unendlich viele Schluchten, Felsen und Gebirgsformationen, eine immer interessanter wie die andere. Genauso viele Strände gibt es, meist menschenleer und kilometerlang. Überhaupt sind die Australier verrückt nach Wasser: Alles was damit zu tun hat, wird ganz groß geschrieben, wie Angeln, (Wellen-)Surfen, Baden und Schwimmen, Stand-Up Paddeln, Kayak- oder Paddelbootfahren, Segeln, Jetski-Fahren, Schnorcheln, Tauchen… die Möglichkeiten sind unendlich. Und ähnlich wie die Neuseeländer sind die Australier bei jedem Wetter am oder im Wasser. Da wurde uns manchmal schon beim Zusehen fröstelig. Schwimmen war aber zum überwiegenden Teil schwierig. Im Norden waren es die giftigen oder gefährlichen Tiere wie Quallen oder Krokodile, woanders waren die Wellen zu hoch oder die Strömungen zu stark. Und manchmal war auch nur das Wasser zu kalt.
Begeistert hat uns an vielen Stellen die Flora. Absoluter Höhepunkte war für uns die Wildblumen- bzw. Wildblütensaison in Western Australia. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich das unbedingt anschauen. Die Wälder von Eukalyptus-Bäumen sind auch interessant, aber man gewöhnt sich daran und nimmt es nicht mehr als etwas Besonderes wahr, auch wenn es über 600 Eukalyptus-Sorten gibt. Die Wälder bestehen übrigens zu 70% aus Eukalyptus. Sehr schön sind auch die verschiedenen Banksia-Sorten mit ihren Blüten und Früchten.
Die Fauna, die man als normaler Tourist zu sehen bekommt, ist überschaubar. Viele der interessanten Tiere sind leider nur nachtaktiv. Kängurus haben wir sehr viele gesehen, auch einige freilebende Koala-Bären und Possums. Viele der giftigen Tiere, vor denen immer gewarnt wird, haben wir nicht gesehen – außer ein paar Schlangen und kleinen Spinnen. Viel gefährlicher sind die Mücken, die teilweise tückische Krankheiten übertragen, wie die Ross-River-Krankheit, gegen die es noch keine Gegenmittel gibt.
Zum Essen kann ich das gleiche sagen, was ich schon in unserem Fazit zu Neuseeland geschrieben habe: Fast Food geht immer. Neben den bekannten Ketten, die es auf der ganzen Welt gibt, findet man überall Pies in allen erdenklichen Varianten. Sie sehen mit ihren gebackenen Blätterteig immer lecker aus, aber der Inhalt ist oft ungenießbar. Mit viel Mehl angemachte Saucen und meist gar nicht oder wenig gewürzt. Wir haben am Anfang eine Menge probiert, aber lecker war es nirgends. Moni bekommt nunmehr schon einen Brechreiz bei dem Wort Pie… Was ich manchmal ganz gern gegessen habe, sind Sausage Rolls, die weder mit Würstchen noch mit Brötchen etwas zu tun haben, sondern in Blätterteig gebackene Hackfleisch-Rollen sind. Aber wie auch in Neuseeland: “fish & chips” oder “spare ribs” gehen immer. Alternativen sind die vielen asiatischen Imbisse oder auch die türkischen Kebab-Restaurants. Da es Fisch fast zu 100% nur paniert bzw. im Backteig ausgebacken gibt, haben wir uns öfter frischen Fisch gekauft und sind damit (fast) nie hereingefallen. Wie auch in Neuseeland haben wir öfters mal leckere Austern gegessen, wenn Austernfarmen am Wegesrand lagen.
Die Craft Beer Szene ist logischerweise auf die Nähe von größeren Zentren, insbesondere im Süden und Osten beschränkt. Im Outback für 100 Einwohner im Umkreis von 50 km eine Brauerei aufmachen, lohnt sich halt nicht. Aber die Brauereibesuche waren Highlights und Abwechslung im Camperleben.
Australien bietet auch für die Weinliebhaber eine ganze Menge Interessantes. Insbesondere die Rotweine waren sehr lecker und Barossa Valley, Margaret River Region oder Clare Valley sind ja auch in Deutschland ein Begriff. Die Weißweine waren im Vergleich zu Neuseeland nicht so schön. Offensichtlich ist das Klima für Weißweine in Neuseeland besser.
Hi Hannes Hallo Moni,
ich wünsche Euch eine gute und problemlose Rückreise nach Old Germany. Nach Eurer Ankunft heißt es erst einmal neu Einleben. Hier hat sich in den vergangenen 2 1/2 Jahren doch einiges verändert. Einen Teil davon habt ihr ja bereits bzgl. Eurer Wohnungssuche erfahren. Die Corona-Krise ist noch in aller Munde – allerdings setzt die neue Regierung mehr auf Eigenverantwortung. Das das nicht hinhaut, könnt ihr Euch denken. Ja das Ahrtal ist auch nicht mehr so wie es früher war. Auch hier gibt es zu vermelden, dass die von den Politikern zugesagte schnelle Hilfe vielerorts ausgeblieben ist. Der durch die neue Regierung eingeleitete Klimawandel ist durch den Ukrainekrieg ins Stocken geraten. Die neue Klimapolitik wird uns noch viel Geld kosten. Auch der Ukrainekrieg, der uns schon eine Inflation von über 7% eingebracht, wird uns auch noch viel abringen. Die Wirtschaft wird die höheren Kosten und die fehlenden Materialen den Kunden entsprechend in Rechnung stellen. Die Bauzinsen sind bereits wieder bei 3% angekommen. Viele Bauvorhaben sind bereits ins Stocken geraten, da kein Material zu kriegen ist. Das ist alles erschreckend.
Also stellt Euch auf ein nicht so zufriedenes Umfeld ein.
Viele Grüße aus Mönchengladbach und willkommen zurück
Hallo Willi,
dass die Welt sich nicht gerade zum Guten verändert hat, haben wir schon selbst erlebt und wir haben natürlich auch die Nachrichten aus Deutschland und Europa verfolgt. Eine Facette war auch das Drama mit der Verschiffung von Rangie aufgrund der durcheinander gekommenen Logistikketten, die uns wieder viele Nerven gekostet hat – und noch ist er ja nicht auf dem Schiff. Ansonsten müssen wir versuchen, möglichst schnell in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Die Menge der zu lösenden Probleme ist auch nicht gerade klein.
Trotzdem werden wir von den 2 1/2 Jahren mit vielen unvergesslichen Erlebnissen (positive, aber auch negative) zehren. Dass wir in diesen Zeiten diese Reise so machen konnten, ist schon sehr großes Glück. Nun atmen wir noch einmal durch, bevor wir von Singapur aus die letzte Station nach Deutschland in Angriff nehmen.
Bis dahin
Tschüß Hannes